In Kürze wird die Bundesregierung einen 'Nationalen Aktionsplan Gesunde Ernährung und Bewegung' vorlegen - ein Maßnahmenbündel im Kampf gegen Übergewicht. "Ein glaubwürdiges Paket muss eine konsequente Nährwertkennzeichnung enthalten", so Billen. Irritiert ist der Verbraucherzentrale Bundesverband durch widersprüchliche Aussagen aus dem Bundesverbraucherministerium. Einerseits hatte Bundesverbraucherminister Horst Seehofer vor zwei Wochen eine farbliche Unterlegung des vom Ministerium zuvor unterstützten Kennzeichnungsmodells in Aussicht gestellt. Andererseits hatte sich das Ministerium in der vergangenen Woche gegen das Votum der Verbraucherschutzminister der Länder gestellt. "Die Verbraucher wünschen sich nicht nur eine unmissverständliche Kennzeichnung, sondern auch eine eindeutig verbraucherfreundliche Positionierung der Bundesregierung", so Billen.
Kalorienbomben auf einen Blick zu erkennen
Der Vorschlag der Verbraucherschutzminister der Länder vom 11.6.2008 sieht eine verbindliche farbliche Kennzeichnung in Form einer eingefärbten Grafik vor, die es Verbrauchern auf einen Blick vermittelt, wo zuviel Zucker, Fett und Salz enthalten ist. In der farblichen Gestaltung greift der Vorstoß die Forderung des Verbraucherzentrale Bundesverbandes nach einer in Großbritannien bereits erfolgreich praktizierten Nährwert-Ampel auf. Grundlage sollen einheitliche, verbindliche Mengenangaben (z.B. 100 Gramm) sein. "Der Vorschlag der Landesverbraucherminister ist fachlich sinnvoll, praktikabel und wirtschaftlich vernünftig", so Billen. Vor allem aber käme er den Wünschen und Bedürfnissen der Verbraucher nach, die unter anderem in der Umfrage des Bundesverbraucherministeriums zum Ausdruck gekommen sind.
Ernährungsbedingte Krankheiten kosten 70 Milliarden Euro
Die Zahlen sind alarmierend: Jedes sechste Kind in Deutschland, zwei Drittel der deutschen Männer und gut die Hälfte der Frauen sind übergewichtig oder fettleibig. Insgesamt 37 Millionen Erwachsene haben deutlich zu viele Pfunde auf den Rippen. Das schränkt nicht nur die Bewegungsfreiheit ein, sondern führt auch zu ernährungsbedingten Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes, Schlaganfall, psychischen Beschwerden sowie Herz- und Kreislauferkrankungen. Nach Informationen der Bundesregierung schlagen die Folgekosten ernährungsbedingter Krankheiten in Deutschland jährlich mit 70 Milliarden Euro zu Buche, in der EU liegen sie bei schätzungsweise sieben Prozent aller Gesundheitskosten.
Derzeit wird von der EU-Kommission eine Richtlinie zur Lebensmittelkennzeichnung erarbeitet, die verpflichtende Nährwertangaben vorsieht, aber keine verbindlichen Vorgaben zur Gestaltung macht Der vzbv forderte die Bundesregierung auf, sich auf EU-Ebene für den von den Landesverbraucherministern entwickelten Kennzeichnungsvorschlag als verbindliche Vorgabe einzusetzen.