Sehen
Der große Reformator meinte einst: „Denn es ist besser, mit eigenen Augen zu sehen als mit fremden.“ Im Jubiläumsjahr 2017 lohnt es sich besonders, Thüringen mit eigenen Augen zu sehen, da der Gast in einem Reigen von Ausstellungen Luther ganz nahe kommt.
Als Brennpunkt der Geschichte, Erinnerungsort ersten Ranges und Sinnbild einer deutschen Burg, ist die Wartburg bei Eisenach im Bewusstsein der Deutschen verankert. Im Reformationsjahr 2017 steht sie neben der Lutherstadt Wittenberg und Berlin als dritter Ort einer Nationalen Sonderausstellung erneut im Fokus. Die umfangreiche Objektschau "Luther und die Deutschen" (04.05.-05.11.) zeigt die Entwicklung unseres Lutherbildes über die Jahrhunderte. Darüber hinaus gibt es im Lutherhaus, im Bachhaus und im Thüringer Museum Stadtschloss beeindruckende Ausstellungen zum Jubiläumsjahr.
Mühlhausen ist untrennbar mit einem Zeitgenossen Luthers und kämpferischen Revolutionär verbunden: Bauernkriegsführer Thomas Müntzer. Bis zum Reformationstag 2017 zeigen die Mühlhäuser Museen die Sonderausstellung „Luthers ungeliebte Brüder“ in der Kornmarktkirche. Weitere Veranstaltungen im Jahr des Reformationsjubiläums sind die Jahrestagung der Thomas-Müntzer-Gesellschaft (13.05.) oder das Müntzerspiel (19./20.05.). Die Stadt Gotha befördert im KunstForum mit religiösen Fragestellungen die künstlerischen Auseinandersetzungen. Gleich mit drei Teilausstellungen ist der international bekannte Künstler Ulrich Barnickel vertreten. Die Mitglieder vom Verband Bildender Künstler Thüringen e.V. sind in der Ausstellung „Reforma(k)tion“ vor Ort. In Altenburg würdigen zwei Ausstellungen Luthers engen Freund Georg Spalatin. Im Residenzschloss bekommt der Besucher Fühlung zu ihm anhand einer Vielzahl wertvoller Exponate, während Spalatin in der Bartholomäikirche in den Kontext der Reformation gestellt wird. Wie treffend, dass der innerstädtische Lutherweg, der „Spalatinpfad“, diese und weitere Orte miteinander verbindet. Wieder zu sehen ist in der 2. Jahreshälfte 2017 im Schlossmuseum Sondershausen das restaurierte Lutherbild, eine Leihgabe aus der St. Trinitatiskirche Sondershausen. Im Rahmen der Museumspädagogik gibt es Angebote für Schulklassen zum Thema „Reformation“. Hier reiht sich Jena ein und eröffnet mit breitem Begleitprogramm im Stadtmuseum die Ausstellung „Er tut mehr Schaden als Luther und Melanchthon: Johann Friedrich I. von Sachsen – Glaubenskämpfer und Märtyrer“ (ab 31.10.). In Jena sind zahlreiche Originalschauplätze zu bewundern. Neben der 1548/58 als Hort der wahren lutherischen Lehre gegründeten Universität und der Stadtkirche St. Michael mit der originalen Grabplatte des Reformators, wird die Karmelitenkloster-Ruine, der historische Druckort von Luthers Schriften, ab Ostern 2017 mit einer Ausstellung zugänglich sein.
Schmecken
Die Thüringer Küche ist weithin berühmt. Mit ihren Traditionsgerichten wie Bratwürste, Klöße und Blechkuchen wagen Thüringer Städte den kulinarischen Brückenschlag zur Reformation.
Schmalkalden veranstaltet eine ganz besondere Nacht, die „Nacht der Predigt“ (21.04.). Ein heiterer bis nachdenklicher Gang durch 500 Jahre Predigtgeschichte in jener Kirche, in der einst Luther predigte. Der Besucher kann Worte und Musik genießen, schmunzeln und deftig speisen. Im Juni (16./17.) darf er gleich zur längsten Tafel der Welt hinüber rutschen, um beim Lutherfest Speis und Trank wie zu Luthers Zeiten in historischer Kulisse zu genießen. Auch Jena bietet für seine Gäste nach einem erlebnisreichen Stadtrundgang ein köstliches 4-Gang-Schlemmermenü. Die historische Luther-Herberge „Schwarzer Bär“ ist auf den Bärenhunger vieler Gäste bestens vorbereitet. Noch mehr Hunger? Im Kreuzgang des Stadtmuseums in Bad Langensalza wird das Kammerspiel „Die Tischreden der Katharina Luther“ (09.09.) aufgeführt. In die Rolle der Frau Käthe schlüpft die Künstlerin Elisabeth Haug und setzt sich mit ihrer Bedeutung für Luther und ihrem Wirken in Haus und Küche auseinander.
Hören
Die Wiege der evangelischen Kirchenmusik steht in Thüringen, denn in Kahla wurde der Urkantor, Johann Walter, geboren. Er war Weggefährte und wichtigster musikalischer Berater Luthers.
Mühlhausen wartet gleich im Februar mit einem Hochgenuss für Augen und Ohren auf. Gäste jeden Alters dürfen sich auf das Kindermusical „Mönch Martin“ in der Jugendkirche „St. Martini“ freuen. Neben zahlreichen kleinen und feinen Orgelkonzerten werden im Mai das Oster- und Himmelfahrtsoratorium und im Dezember das Weihnachtsoratorium zu erleben sein. Wer in Thüringen den Spuren Luthers folgt, findet unweigerlich auch zur Musik von Johann Sebastian Bach. Der große Komponist brachte die Reformation zum Klingen. In Arnstadt erhielt er seine erste Anstellung als Organist. Orgelwerke und Choräle von Bach am authentischen Ort wie der Bachkirche zu hören, zählt zu den unvergesslichen Erlebnissen. Möglich ist dies zum Bach-Festival-Arnstadt (17.-21.03.) und zum Bach:Sommer (03.-06.08.). Beim Eröffnungskonzert der Thüringer Bachwochen in Arnstadt (08.04.) erklingt die Johannes¬passion. Ebenfalls im Rahmen der Bachwochen bringt sich in Schmalkalden (17.04.) in der Stadtkirche „St. Georg“ Belgiens führendes A-capella-Ensemble "Vox Luminis" mit Luthers musikalischem Vermächtnis zu Gehör. Auch in Eisenach geht es in einer Festwoche (04.-07.05.) unter dem Motto "Von der Wartburg in die Welt“ musikalisch zu. Die Partnerstädte von Marburg, Sárospatak (Ungarn) und Mogilev (Weißrussland), über Sedan (Frankreich) und Skanderborg (Dänemark), bis Waverly/Iowa (USA) stellen jeweils ihre ganz eigenen Reformationsgeschichten vor und musizieren mit- und füreinander.
Riechen
Luther wusste selbst derben Gerüchen etwas Positives abzugewinnen. Vielzitiert ist sein Spruch: „Warum rülpset und furzet ihr nicht, hat es euch nicht gemundet?“
Weitaus lieblichere Düfte wehen 2017 durch Thüringen, wenn in Apolda die 4. Thüringer Landesgartenschau ihre Tore öffnet. Der Lutherweg führt geradenwegs durch die bunte und duftende Pflanzenpracht und die Besucher können in „Gottes Gartenhaus“ Platz nehmen. In Nordhausen hat die Reformation gleich ein ganzes Jahr Saison. „Luthers Freunde“, unter diesem Motto begeht die Stadt die Zeit zwischen den Reformationstagen 2016/2017. Höhepunkt des Veranstaltungsreigens wird die vielfältige Festwoche (11.06.-18.06.) sein.
Wenn sich der Duft des Sommers mit dem der Bratwurst mischt, kann der Gast Lesungen und Konzerte genießen oder mit bedeutenden Gästen wie Friedrich Schorlemmer oder Norbert Lammert Gedanken austauschen.
Fühlen
Veränderung jetzt! – Martin Luther hat es gefühlt, gehandelt und die ganze Welt verändert.
Ob bei Stadtrundgängen oder Wanderungen auf dem Lutherweg, der Besucher fühlt auf Schritt und Tritt, dass Thüringen Heimat für Martin Luther war. Allein in Erfurt verbrachte er als Student und Mönch zehn prägende Jahre. Daher wird die Thüringer Landeshauptstadt, erst kürzlich als „Reformationsstadt Europas“ gekürt, als geistige Heimat Luthers bezeichnet. Und nicht umsonst findet die Abschlussveranstaltung zum ökumenischen Martinsfest (10.11.) auf dem Erfurter Domplatz statt. Gemeinsam mit vielen Menschen aus aller Welt wird die Reformation als Meilenstein der Weltgeschichte gefeiert. Ein weiterer Höhepunkt wird in Erfurt, Weimar und Jena der „Kirchentag auf dem Weg“ (25.-28.05.) unter der Fragestellung „Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?“ sein. Mehr als 300 Veranstaltungen sind jetzt schon dafür angekündigt. Weimar wird dann nicht nur die berühmte Lutherbibel von 1534 präsentieren, sondern seine ganze Schatztruhe der Reformationsgeschichte öffnen. Zu deren wichtigsten Zeugnissen gehört der dreiflügelige Cranach-Altar in der Stadtkirche. Ebenfalls in der Stadtkirche ist das Luther-Triptychon zu besichtigen. Nicht zuletzt wegen dieser Zeugnisse führt der mitteldeutsche Lutherweg durch Weimar. Thüringen ist nicht nur wunderbar, sondern auch (er)wanderbar. In und um Saalfeld werden Wanderpauschalen „Auf Luthers Spuren“ angeboten und Eisenach wird 2017 gar deutsche Wanderhauptstadt! Wenn der 117. Deutsche Wandertag hier Ende Juli seine Zelte aufschlägt heißt es, 95 Thesen auf 95 geführten Wandertouren zu entdecken, nicht nur entlang des Lutherwegs rund um Eisenach, sondern auch in den schönsten Gegenden des Freistaates.
Schmalkaldens gesamter Altmarkt wird im Frühjahr ein Internationales Fest (21.05.). Besucher aus der Region und Gäste aus aller Welt erkunden die Stadt, aus der die Schmalkaldischen Artikel kamen. Auf einem bunten Fest mit Gottesdienst, Bühnenprogramm und charmantem Flair kann man erleben, wie es in der Reformationszeit zuging und trifft möglicherweise sogar Luther. Beim großen Thementag (19.08.) wird erneut der Altmarkt speziell für Kinder und Junggebliebene mit "Kinderspielen wie zu Luthers Zeiten" zum Zentrum.
Den großen Abschluss bildet schließlich der Reformationstag selbst. Menschen verschiedener Konfessionen und von überall her werden zum Ökumenischen Gottesdienst mit den Bischöfen Hein (Kassel) und Neymeyer (Erfurt) strömen. An diesem Tag blickt die Welt auf Schmalkalden.
Bei all diesen sinnlichen Veranstaltungen wird sich so mancher Gast ärgern, dass das Jahr nur 365 Tage hat. Sie sind herzlichst eingeladen, das Lutherland Thüringen mit allen Sinnen zu entdecken!