Eine „verbindliche Vergewisserung des Erreichten“ in der Ökumene – wie sie bereits Papst Johannes Paul II. forderte – hat jetzt der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Dr. Friedrich Weber (Wolfenbüttel), verlangt. In einem Vortrag anlässlich der Ökumenischen Sebalduswallfahrt sagte er am 18. August in Nürnberg: „Ich bin sicher, dass neben der blühenden ,Ökumene des Lebens‘, dass neben der selbstverständlichen Zusammenarbeit, der gemeinsamen Feier von Gottesdiensten, der gemeinsamen Positionierung in sozialethischen Fragen nur ein verbindliches Ernstnehmen und Festhalten des im theologischen Dialog schon Erreichten, weiterführen kann.“ Diese Rezeption sei Aufgabe der Kirchenleitungen. Bislang sei diese Interaktion von Dialog und Rezeption mit der römisch-katholischen Kirche nur bei der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ im Jahre 1999 gelungen. Es seien entsprechende verbindliche Erklärungen im Blick auf den Dialog über das Abendmahl, das kirchliche Amt und das Verständnis der Kirche nötig, so der Braunschweiger Landesbischof. In den bisher geführten Gesprächen seien zwar noch Fragen offen geblieben, aber man könnte „Schritte der Vergewisserung“ gehen und festhalten, was im Dialog erreicht, was noch nicht erreicht worden sei und die anstehenden Fragen beschreiben.
Das am 10. Juli veröffentlichte Schreiben der römisch-katholischen Glaubenskongregation – „Antworten auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre über die Kirche“ – hält der Catholica-Beauftragte der VELKD für den Ausdruck einer „theologischen Selbstisolierung“. Problematisch sei, dass die Kongregation das Problem benenne, ohne darauf zu verweisen, dass in den zurückliegenden Jahren als „kostbare Frucht“ des Dialogs (Johannes Paul II.) die Gemeinschaft in Glauben und Leben gewachsen sei. „Diese Ignoranz ist es, die die Irritationen und Enttäuschungen ausgelöst hat"“ so Landesbischof Weber. Die Menschen erwarteten in Europa von ihren Kirchen, dass sie gemeinsam davon Zeugnis ablegten, dass Gott in Jesus Christus in dieser Welt Raum gewonnen habe, dass seitdem anders über den Menschen gedacht werde, dass seitdem nicht Macht und Ohnmacht, nicht Mann noch Frau, Freier oder Unfreier die Leitkategorien seien, sondern die Liebe, die Versöhnung, die Gnade und die Barmherzigkeit. „Die Menschen in Europa erwarten ein glaubwürdiges gemeinsames Zeugnis. Und sie sind es leid, immer wieder vertröstet zu werden, vor allem die in den konfessionsverschiedenen Ehen sind es besonders leid."