51 Teilnehmer*innen aus neun Ländern tauschten sich auf der Friedenskonferenz aus, darunter Repräsentant*innen christlicher, muslimischer, buddhistischer und jüdischer Glaubensgemeinschaften sowie Vertreter*innen von Nichtregierungsorganisationen. Zu den Referent*innen gehörte auch die Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland in Indonesien, Ina Lepel.
Nach den ersten Friedenskonferenzen 2017 in Wuppertal und 2019 auf Sansibar, Tansania, befasste sich die diesjährige Konferenz schwerpunktmäßig mit den extremen Bedrohungen der Schöpfung und des menschlichen Lebens auf allen Kontinenten, verursacht durch die aktuelle Klimaerwärmung und zunehmende Umweltzerstörung. Hier sahen sich insbesondere die Kirchen aus Asien und Afrika mit den konkreten Folgen menschengemachter Katastrophen konfrontiert, da sie im Notfall zu den Ersten gehören, die Soforthilfe vor Ort leisten.
„Erklärung von Jakarta“
Basierend auf zahlreichen Vorträgen und interreligiösen Gesprächen während der Konferenz verabschiedeten die Teilnehmer*innen zum Abschluss die „Erklärung von Jakarta“, mit der zu Frieden, zur Bewahrung der Schöpfung und zum Aufbau inklusiver Gemeinschaften aufgerufen wird. Motiviert durch ihren Glauben an die Menschheit, an die Heilige Schrift und gemäß ihrem Auftrag, fühlten sich die Konferenzteilnehmer*innen auch selbst dazu aufgerufen, Verantwortung zu übernehmen und eigene Beiträge zu leisten. Als sichtbares Zeichen ihres Engagements pflanzten sie Mangrovenbäume im Norden der indonesischen Metropole, die infolge der Klimaerwärmung durch den steigenden Meeresspiegel bedroht ist. Außerdem verpflichteten sie sich dazu, in ihren jeweiligen Glaubensgemeinschaften, Ländern und Kontexten darauf hinzuwirken, dass die folgenden friedenschaffenden Maßnahmen priorisiert werden:
- Gebete und Einsatz für den Weltfrieden, insbesondere für Waffenstillstände und Versöhnung in Konfliktregionen wie aktuell in der Ukraine und Russland sowie in Israel und Palästina.
- Erforschen biblischer Texte und Lehren, die für Gerechtigkeit und Frieden eintreten.
- Fördern des Dialogs über Auslegungen religiöser Texte, die Intoleranz predigen.
- Bestehen auf der uneingeschränkten Bedeutung der Menschenrechte und Menschenwürde sowie auf deren konsequente Anwendung gegenüber allen Regierungen.
- Abschaffen von diskriminierenden Gesetzen und Vorschriften.
- Bildungsmaßnahmen zur Vermittlung des interreligiösen Dialogs, insbesondere an der Basis und unter jungen Menschen.
- Aufbau einer umweltgerechten Gesellschaft und Mitwirkung an zivilgesellschaftlichen Bewegungen für den Klima- und Umweltschutz.
Auf die herausfordernde Frage, wie Religionen tatsächlich zum Frieden in der Welt beitragen können, stellt die Erklärung fest, dass Religionen nur dann tatsächlich zum Frieden beitragen können, wenn sie die Vielfalt der Menschheit in theoretischer und praktischer Hinsicht respektierten und wertschätzten. Die Teilnehmenden verständigten sich zudem darauf, sich in ihren eigenen Gemeinschaften aktiv gegen politische Interessen und Machtansprüche zu Wehr zu setzen und ethische Fragen dort aufzuwerfen, wo die Politik dies nicht tut. „Wir alle müssen uns daher konsequent mit der Politik im globalen Kontext auseinandersetzen, wenn es um Fragen des Friedens und der Bewahrung unserer Umwelt für die kommenden Generationen geht. Dies ist unsere Verantwortung als Gläubige, unabhängig von der Frage, welcher Religion wir uns zugehörig fühlen“, heißt es in dem Abschlussdokument.
Stimmen von der Konferenz
Rafael Nikodemus, theologischer Dezernent in der Evangelischen Kirche im Rheinland und dort zuständig für Menschenrechtsfragen, kommentierte: "Gerade nach dem terroristischen Angriff der Hamas auf Israel und den damit verbundenen weltweiten Polarisierungen ist es sehr ermutigend für mich zu sehen, dass bei allen Unterschieden im Glauben Vertreterinnen und Vertreter christlichen, jüdischen, muslimischen und buddhistischen Glaubens aus drei Erdteilen gemeinsam Schritte zu einer friedlicheren Welt gehen wollen."
Amirah Ali Lidasan, Vertreterin der muslimischen Glaubensgemeinschaft aus den Philippinen, meinte: „Ich war tief berührt von der Anteilnahme, die die Vertreter anderer Religionen und glaubensbasierter Organisationen für die Situation und den Kampf der Minderheiten in unserem Land gezeigt haben und von den Geschichten über interreligiöse Solidarität in anderen Ländern. Ich habe auch das Mitgefühl unserer muslimischen Brüder und Schwestern in Indonesien gegenüber religiöse Minderheiten und indigene Völker in ihrem Land gesehen und wie sie ihnen einen sicheren Raum gaben, um über ihre Probleme zu sprechen.“
„Es ist sehr ermutigend in einer Zeit vermeintlich religiöser, militärischer Konflikte das Gegenteil zu erleben. Menschen unterschiedlichen Glaubens wissen sich geeint in der Verantwortung für ein Recht auf Leben aller Menschen und kompromisslosen Einsatz für Klimagerechtigkeit“, so das Fazit von Volker Martin Dally, Generalsekretär der VEM.