Organisiert wurde die Veranstaltung von der Vereinten Evangelischen Mission (VEM), dem Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung (MÖWe) der Evangelischen Kirche von Westfalen sowie von Vertreterinnen des Evangelischen Zentrums Frauen und Männer der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und dem Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftslehre (Evangelische Theologie) an der Ruhr-Universität Bochum (RUB).
Der Studientag widmete sich der Aufdeckung von kirchlichen Prozessen und Strukturen, in denen Rassismus reproduziert wird, und der Entwicklung von Strategien für eine anti-rassistische Kirche. So wurde unter anderem die Schaffung von „Safer Spaces“ als notwendig erachtet, um die von Rassismus betroffenen BiPOC-Menschen besser vor Mikroaggressionen, Diskriminierung und Grenzüberschreitungen im kirchlichen Kontext zu schützen.
„Es wäre schade, wenn Kirche gerade jetzt die Chance verpasst, sich an dem aktuellen gesellschaftlichen anti-rassistischen Diskurs zu beteiligen und erst zehn Jahre später auf den Zug aufspringt. Das eigene Mindset der Kirche zu den „Guten“ zu gehören, verhindert leider an vielen Stellen eine selbstkritische Auseinandersetzung. An diesem Studientag war es aber anders. Es kamen Menschen zusammen, die intensiv miteinander gerungen, voneinander gelernt und aufeinander gehört haben und ich glaube, wir haben hiermit ein Stück Kirchengeschichte geschrieben,“ so Sarah Vecera, stellvertretende Leiterin der Abteilung Deutschland der VEM.
Die Evangelische Kirche in Deutschland kann sich keine Ignoranz leisten
Die Diskussionen fanden auch vor dem Hintergrund der bevorstehenden Wahlen der EKD-Synode statt. Es wurde bedauert, dass die Evangelische Kirche in Deutschland mit ihren Kandidat*innen für die Ratswahl zwar jünger und diverser denke, aber weiterhin weiß bliebe. Auf Unverständnis traf auch die Tatsache, dass sich die Kirche, trotz der anhaltenden negativen Mitgliederentwicklung und großen gesellschaftlichen Traditionsabbrüche, nicht mit Rassismus und Diskriminierung im eigenen System auseinandersetze und auf diese Weise die rund 25% der in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationsgeschichte ignoriere. Eine Haltung, die sich die Kirche angesichts der demografischen Entwicklung in Deutschland nicht leisten könne, da mittlerweile 40% der Kinder unter fünf Jahren einen Migrationshintergrund hätten.
„Häufig besteht die Annahme, dass durch das eigene christliche Dasein und den eigenen christlichen Ethos automatisch eine Gemeinschaft entstehen würde, die frei von Rassismus und anderen Diskriminierungsformen ist. Diese unreflektierte Annahme kann genau dazu führen, dass Rassismus unbenannt Raum einnimmt. Und daher ist es wichtig, sich gerade in Deutschland der eigenen postkolonialen beziehungsweise postnationalistisch-rassistischen Vergangenheit zu stellen“, meint Nathalie Eleyth vom Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftslehre (Evangelische Theologie) an der Ruhr-Universität Bochum (RUB).
Der Studientag schloss mit konkreten Vernetzungsmöglichkeiten und Projekten zur Weiterarbeit ab. Ein Forderungskatalog von der Gruppe der BIPoC-Menschen an die Evangelische Kirche wird in Kürze vorgelegt.