Das Problem ist nur, Lesen wie wir es früher in der Schule gelern haben, ist nicht hirngerecht. "Uns wurde in der Grundschule beigebracht, erst einzelne Buchstaben, dann einzelne Worte aneinander zu reihen. Das ist zu langsam", erklärt Ratgeberautor und Vielleser Jens Seiler. "Heute weiß die Gehirnforschung, unser Gedächtnis kann ganze Satzabschnitte mit einem Blick erfassen." Aber das muss trainiert werden. "Fangen Sie mit einfachen Texten an. Konzentrieren Sie sich auf Wortgruppen und nicht mehr auf einzelne Worte", rät der Lese-Profi. "Und springen Sie nicht im Text zurück. Der Inhalt der Information erschließt sich auch durchs Weiterlesen."
Kreisen die Gedanken, ist das ein Zeichen, die Lesegeschwindigkeit zu erhöhen. "Unser Gehirn verarbeitet 126 Bits pro Sekunde. Davon werden beim normalen Lesen nur 40 Bits pro Sekunde benötigt. Die übrige Kapazität nutzt das Gehirn für Abschweifungen."
Ebenso wichtig wie das Lesetraining sind Entspannungsübungen für die Augen. Jens Seiler empfiehlt: "Stellen Sie sich locker hin, blicken Sie in die Umgebung, ohne etwas zu fixieren. Drehen Sie nun Schultern und Becken hin und her, aber halten Sie Kopf und Augen still." Eine Übung, die auch dem Rücken gut tut.
Reinhard Bütikofer, Abgeordneter des Europäischen Parlaments, kämpft sich täglich durch unzählige Seiten Protokolle, Entwürfe und Drucksachen. Auch den Ratgeber von Jens Seiler hat er bereits studiert: "Als Langsam-Leser, der ich nun mal bin, bietet Jens Seiler mir jetzt Beschleunigung und Erholung zugleich: genau so viel lesen wie bisher, aber mehr Zeit zum Nachdenken dazwischen."
Jens Seiler, Schneller Lesen, Verlag C.H.Beck, Reihe Beck kompakt, ISBN 978-3-406-59362-8, Euro 6,80