In Bezug auf den Berufsstand der Heilpraktiker*innen stellt der VKHD Folgendes fest:
Heilpraktiker*innen achten in besonderem Maße auf mögliche Symptome einer Infektion – bei sich, bei ihren Mitarbeiter*innen und bei Patient*innen – nicht zuletzt auch wegen des Behandlungsverbots meldepflichtiger Infektionskrankheiten. Darüber hinaus legen sie ein besonderes Augenmerk auf alle geeigneten und notwendigen Hygienemaßnahmen in ihrer Praxis, um Infektionen zu verhindern.
Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass unsere Berufsgruppe nicht impfen darf, beantworten wir Heilpraktiker*innen diesbezügliche Fragen unserer Patient*innen im Rahmen unserer Kompetenzen. Für weiterführende Informationen verweisen wir sie an entsprechende Fachleute und Institutionen. Die Entscheidung hinsichtlich einer Impfung liegt letztendlich bei unseren Patient*innen. Diese Haltung und Vorgehensweise ist medizinisch angemessen und entspricht dem politisch-gesellschaftlichen Konsens der gesundheitlichen Selbstbestimmung, die selbstverständlich auch für das Thema Impfung gilt.
Zur Haltung von Homöopath*innen und Homöopathie-Anwender*innen in Bezug auf Impfungen ist aus unserer Sicht Folgendes zu sagen:
Zwischen Homöopathie und Impfungen gibt es deutliche konzeptionelle Ähnlichkeiten:
So soll das Immunsystem, die körpereigene Abwehr, durch einen Reiz zu einer Reaktion stimuliert werden. Schon der Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann (1755-1843), äußerte sich sehr positiv zur damals neu eingeführten Pockenimpfung, bei der er das auch der Homöopathie zugrunde liegende so genannte „Ähnlichkeitsprinzip“ erfüllt sah. Auch wenn die Parallelen offensichtlich sind, bedeutet das selbstverständlich nicht, dass mittels Homöopathie eine „Impfung“ durchgeführt werden kann.
Somit ist es schon historisch falsch, Anwender*innen der Homöopathie grundsätzlich eine ablehnende Haltung gegenüber Impfungen zu unterstellen. Gleichsetzungen mit „Impfgegner*innen“ oder „Impfverweiger*innen“ sind in diesem Zusammenhang irreführend und diffamierend.
Impfstoffe sind Medikamente. Aus diesem Grund gehört eine kritische (nicht skeptische) Auseinandersetzung mit dem Thema „Impfungen“ zu den grundsätzlichen Aufgaben im medizinischen Bereich im Rahmen der Behandlung von Patient*innen. Medizinischen und gesetzlichen Anforderungen entsprechend erfolgt in der täglichen Praxis in jedem Einzelfall eine notwendige kritische Abwägung zur Beratung über geeignete Therapieoptionen und Präventionsmaßnahmen. Sachgemäß arbeitende Heilpraktiker*innen beraten entsprechend differenziert. Eine grundsätzlich impfablehnende Haltung ist gerade kein Merkmal für eine kritische Abwägung. Dasselbe gilt auch für eine unreflektierte Empfehlung von Impfungen oder Therapiemethoden, ohne Berücksichtigung individueller Faktoren sowie ethischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Hintergründe.
Zusammenfassend
Behauptungen, dass Homöopath*innen oder Heilpraktiker*innen Impfungen grundsätzlich ablehnen und damit auch eine Mit-Verantwortung für niedrige Impfquoten tragen, sind schlichtweg falsch. Sie diskriminieren zudem große Teile der Gesellschaft, denen Heilpraktiker*innen als seriöse Therapeut*innen und die Homöopathie als Behandlungsoption wichtig sind. Dies spaltet unsere Gesellschaft und trägt dazu bei, die Kluft zwischen den einzelnen Gruppen zu vertiefen.
Wir begrüßen eine kritische Auseinandersetzung bezüglich Nutzen und Risiken von Impfungen, auf dem Boden der evidenzbasierten Medizin nach dem Verständnis ihres Begründers David Sackett.