Der Finnwal wurde vor Islands Westküste getötet und anschließend zur Verarbeitung nach Hvalfjörður gebracht, das nur eine knappe Autostunde von der Hauptstadt Reykjavik entfernt liegt. Der Zeitpunkt des Abschusses fiel mit einem Arbeitsgruppentreffen des EU-Umweltrates zusammen, der gestern in Vorbereitung auf das im September stattfindende IWC-Treffen getagt hat. Im Hinblick auf die IWC-Tagung fordern Nichtregierungsorganisationen die Regierungen auf, den isländischen Walfang in einer gemeinsamen Resolution scharf zu verurteilen.
Island war der IWC 2002 unter Vorbehalt gegen das seit 1986 geltende Walfangverbot wieder beigetreten und nahm den kommerziellen Walfang 2006 wieder auf. Trotz des unter dem Washingtoner Artenschutzabkommens geltenden, internationalen Handelsverbotes mit Finnwal-Fleisch ist der Großteil des Fleisches aus der diesjährigen Saison für den japanischen Markt bestimmt.
Seit 2008 wurden mehr als 5.540 Tonnen Finnwal-Fleisch exportiert, der letzte Transport im März 2014 nach Japan bestand aus einer bisher in dieser Größenordnung noch nicht dagewesenen Schiffsladung von 2.000 Tonnen.
Astrid Fuchs, Kampagnenleiterin bei WDC (Whale and Dolphin Conservation): "Die Entscheidungsträger dürfen nicht länger tatenlos zusehen und zulassen, dass Island weiterhin die Tötung von gefährdeten Finnwalen erlaubt. Wir fordern dringend ein gemeinschaftliches Handeln aller Länder, die ein echtes Interesse an Tier- und Artenschutz haben."
Die Biologin Sandra Altherr von Pro Wildlife ergänzt: "Island ignoriert die beiden wichtigsten Artenschutzkonventionen zum Schutz der Meeressäuger - die internationale Staatengemeinschaft darf sich nicht länger auf der Nase herumtanzen lassen."
"Island ist ein schönes Land mit pittoresker Landschaft, freundlichen Menschen und sehr erfolgreichem Walbeobachtungs-Tourismus. Der Walfang einzelner geldgieriger Isländer schadet dem Ruf Islands und verletzt mehrere Internationale Abkommen." sagt Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare. HB Grandi, Islands führendes Fischerei-Unternehmen, dessen Vorstandsvorsitzender Kristján Loftsson auch Geschäftsführer von Hvalur hf ist, spielt eine aktive Rolle in Islands Walfangindustrie. Das Unternehmen spricht sich öffentlich für den Walfang aus und stellt firmeneigene Gebäude zur Verarbeitung des Finnwal-Fleisches im isländischen Akranes zur Verfügung.
Neben der Verarbeitung des Fleisches werden der Speck und die Innereien des heute getöteten Finnwals zur Ölgewinnung ausgelassen. Erst im letzten Jahr hatte Kristiján Loftsson mit der Meldung für Aufsehen gesorgt, dass dieses Öl auch als Antriebsmittel für seine Walfangschiffe verwendet würde.
Über Pro Wildlife:
Pro Wildlife setzt sich global für den Schutz von Wildtieren und ihrer Lebensräume ein. Weltweit unterstützt der gemeinnützige Verein Artenschutzprojekte vor Ort und leistet Aufklärungsarbeit, um Wildtierhandel und Wilderei einzudämmen. Pro Wildlife nimmt an Konferenzen wie der Internationalen Walfangkommission (IWC), dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen (WA, engl. CITES) oder der Konvention zum Erhalt der Biodiversität (CBD) teil, um den Schutzstatus von Wildtieren weltweit zu verbessern.
www.prowildlife.de
Über OceanCare
Seit 1989 setzt sich OceanCare weltweit für die Meeressäuger und Ozeane ein. Mit Forschungs- und Schutzprojekten, Umweltbildungskampagnen sowie intensivem Einsatz in internationalen Gremien unternimmt die Organisation konkrete Schritte zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Weltmeeren. Seit 2004 ist OceanCare Partnerorganisation des Abkommens der Mittelmeer-Anrainerstaaten zum Schutz der Wale und Delphine (ACCOBAMS). Im Juli 2011 erhielt die Organisation von den Vereinten Nationen den UN-Sonderberaterstatus zugesprochen. 2012 schaffte die Schweiz nach langjähriger Lobby-Arbeit von OceanCare mit dem Importverbot für Wale und Delphine einen Präzedenzfall in Europa.
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