Beispiel Island: Isländischer Fisch ist auf dem deutschen Markt beliebt. Island gilt vor allem für Kabeljau und Schellfisch als die beste Adresse. Mit dem "Iceland Responsible Fisheries-Programme", kurz IRF, möchte Island nun neue Wege in Richtung einer verantwortungsvollen und nachhaltigen Fischerei einschlagen. Das Programm zertifiziert isländische Fischereien und stellt Unternehmen, die den Standards des IRF entsprechen, das IRF-Logo für die Vermarktung ihrer Produkte zur Verfügung.
So lautet die offizielle Version, nachzulesen auf der Website des IRF. Auch erwähnt wird dort, wer das Marketingkomitee für das Programm leitet: Eggert Gudmundsson. Gudmundsson ist gleichzeitig Vorsitzender im Vorstand von HB Grandi, einem der größten isländischen Fischfangunternehmen mit klaren Verbindungen zu isländischen Walfängern. So vermietet das Unternehmen etwa im isländischen Akranes eine seiner Hallen für die Weiterverarbeitung von Finnwalen. Kristjan Loftsson und Arni Vilhjalmsson, die beiden Geschäftsführer des einzigen isländischen Finnwalfangunternehmens Hvalur hf, halten zusammen mehr als 50 % der Anteile von HB Grandi. Deutschland zählt zu den Hauptexportmärkten für HB Grandi-Produkte, die Firma liefert 18 % ihrer Ware an deutsche Abnehmer.
Gudmundsson warb zuletzt im Februar 2012 während einer internationalen Fischmesse in Bremen für das IRF. Fischprodukte mit dem IRF-Logo werden bereits über renommierte Öko-Erzeugerverbände in deutschen Biomärkten vertrieben.
IRF verspricht nachhaltige Fischerei und hält gleichzeitig enge Verbindungen zum isländischen Walfang. Das dürfte nicht im Interesse des ökologisch interessierten Verbrauchers sein, der im Regal nach Fischprodukten mit dem IRF-Logo greift.
"Wir finden es besorgniserregend, dass die isländische Walfangindustrie von Fischverkauf unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit profitieren könnte. Diese Industrie hat mit einem verantwortungsvollen Umgang mit unserer Umwelt nichts zu tun und verstößt gegen international geltende Abkommen. Vor diesem Hintergrund ist es wünschenswert, dass die Initiatoren des IRF-Logos ihre Beziehungen zur Firma HB Grandi noch einmal überdenken", sagt Astrid Fuchs, Projektverantwortliche der WDCS Deutschland.