Nur noch wenige Hundert Schweinswale leben in den Ostseegewässern östlich der Halbinsel Darß. Der unbeabsichtigte Beifang in Fischernetzen, der Verlust von Lebensräumen und der zunehmende Unterwasserlärm verhindern, dass sich die in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch geschrumpfte Population von Deutschlands einzigem heimischen Wal erholen kann. "Wenn wir nicht schnellstmöglich handeln und Maßnahmen auf den Weg bringen, die den Walen wirklich helfen und ihnen nach deutschem und europäischem Umweltrecht zustehen, dann ist der Schweinswal hier nicht mehr zu retten und wir verlieren einen großen Naturschatz", so die Verbände. Jüngste Untersuchungen haben ergeben, dass noch immer Schweinswale in den Gewässern von Südschweden bis Polen und der Küste Deutschlands leben. Wie viele es genau sind, kann derzeit niemand sagen.
Um den Schweinswalen zu helfen und ihr Überleben dauerhaft zu sichern, fordern die Verbände, den Schutz der Tiere in den Gebieten des Schutzgebietsnetzwerks Natura-2000 in der Nord- und Ostsee so effektiv wie möglich zu gestalten. Aktivitäten, die den Walen schaden können müssen dort ausgeschlossen werden. Dazu gehört insbesondere die Fischerei mit Stellnetzen, aber auch der Rohstoffabbau und intensiver Schiffsverkehr. Gleichzeitig muss der ASCOBANS-Aktionsplan für den Ostseeschweinswal, der sogenannte Jastarnia-Plan, schnellstmöglich umgesetzt und die Fischerei auf nachhaltige und Beifang vermeidende Techniken umgestellt werden. "Deutschland hat weite Gebiete seiner Küstengewässer unter Schutz gestellt. Aber selbst Jahre nach der Ausweisung fehlt noch immer ein regulierendes Management. Nach wie vor sind umweltschädigende Fischerei oder militärische Übungen erlaubt, auch innerhalb der Schutzgebiete. Auf dem Papier ist der Schweinswal hinreichend geschützt, in der Praxis hingegen viel zu wenig", so die Verbände.
Mit dem Kreativwettbewerb "Die letzten 300" hatten die Wal- und Delfinschutzorganisation WDC, NABU und OceanCare in Kooperation mit dem UN-Abkommen zum Schutz von Kleinwalen in Nord- und Ostsee ASCOBANS die Öffentlichkeit aufgerufen, sich kreativ mit den Schweinswalen in Deutschland auseinanderzusetzen. Gewinnerin des Wettbewerbs ist die 15-jährige Laura Stattkus aus Niedersachsen mit ihrem Stop-Motion-Film "Hallo kleiner Wal". "Nachdem sich so viele Menschen kreativ mit dem Schweinswalschutz auseinandergesetzt haben, kann jetzt die Umweltministerin zeigen, was ihr die letzten Ostseeschweinswale bedeuten", fordern die Umweltverbände.
Mehr Informationen auf www.schweinswal.eu
1994 wurde ASCOBANS, das Abkommen zur Erhaltung der Kleinwale in Nord- und Ostsee, des Nordostatlantiks und der Irischen See unter der Schirmherrschaft des UN-Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden Tierarten (Bonner Konvention, UNEP/CMS) ins Leben gerufen. ASCOBANS fördert die enge Zusammenarbeit der Vertragsstaaten, um günstige Lebensbedingungen für Delfine und Kleinwale zu schaffen. www.ascobans.org. Kontakt: Heidrun Frisch, Koordinatorin des ASCOBANS Sekretariats, Tel. +49 228 815 2418
Der NABU setzt sich seit mehr als 110 Jahren für Mensch und Natur ein. Mit mehr als 540.000 Mitgliedern und Förderern ist er Deutschlands mitgliederstärkster Umweltverband. www.NABU.de. Kontakt: Dr. Kim Cornelius Detloff, Leiter Meeresschutz, Tel. +49 30 284984 1626, Mobil 0152 09202205
OceanCare setzt sich seit 1989 weltweit für die Meeressäuger und Ozeane ein. Mit Forschungs- und Schutzprojekten, Umweltbildungskampagnen sowie intensivem Einsatz in internationalen Gremien unternimmt die Organisation konkrete Schritte zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Weltmeeren. www.oceancare.org. Kontakt: Sigrid Lüber, Präsidentin, Tel. +41 79 4752687, Fabienne Boller, Kommunikation Tier- und Artenschutz, Tel: +41 44 780668