»Ist Demokratiekompetenz eine Schlüsselqualifikation, oder ist sie verzichtbar?« - Über diese Frage diskutierten 180 Teilnehmende am Kongress der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen am 05. Mai 2008 in der Fachhochschule für Oekonomie & Management in Essen. »Zentrale Aufgabe der politischen Bildung ist es, Demokratiekompetenz zu vermitteln«, erklärte Maria Springenberg-Eich, Leiterin der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen.
Deutlich wurde, dass für die politische Bildung noch kein greifbarer Kompetenzbegriff definiert ist.
»Einen möglichen Ansatz zur Klärung des Begriffes Demokratiekompetenz erprobt die Landeszentrale für politische Bildung derzeit in einem Projekt zusammen mit dem Handwerk und Schulen mit einem hohen Anteil an Kindern aus Zuwanderungsfamilien«, so Maria Springenberg-Eich. Eine erste Bilanz zeige, dass die für das schulische Lernen schwierige Phase der Pubertät produktiv für das Erlernen bürgerschaftlich-demokratischer Basiskompetenz genutzt werden könne.
Dabei werden die für Pubertierende entwicklungstypischen Fragen der Selbstfindung verknüpft mit Fragen zu Grundrechten und Menschenrechten. Alle Jugendlichen profitierten davon, wenn sie ihre persönlichen Lebensentwürfe mit Fragen zur Gleichberechtigung von Mann und Frau, zur Religionsfreiheit oder Meinungsfreiheit konfrontierten. So werde politische Bildung - nicht nur für Kinder aus benachteiligten Familien - zur Orientierungshilfe in einer komplexen Welt und werbe für Teilhabe am demokratischen Prozess.
»Rechtzeitige Berufswahlorientierung und Demokratiekompetenz sind das Startkapital für Jugendliche«, argumentierte Dr. Marion Gierden-Jülich, Staatssekretärin im Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen in der Abschlusspodiumsrunde. »Unser Ziel ist es, jungen Menschen einen Platz in der Mitte der Gesellschaft zu sichern und sie so gegen populistische und fundamentalistische Einflüsse zu immunisieren. Begabungsanalyse und Betriebskontakte erhöhen gleichzeitig die Chancen am Arbeitsmarkt. Der gelungene Übergang von der Schule in die Arbeitswelt ist eine wichtige Voraussetzung für die Akzeptanz des demokratischen Systems.«
Zu den Referenten und Podiumsgästen gehörten:
Güner Balci, Journalistin, Berlin
Prof. Dr. Dirk Lange, Universität Oldenburg
Prof. Dr. Claus Leggewie, Kulturwissenschaftliches Institut, Essen
Karl-Heinz Neubert, Direktor der Geist-Schule, Münster Reiner Nolten, Hauptgeschäftsführer Westdeutscher Handwerkskammertag, Düsseldorf
Prof. Dr. Wolfgang Sander, Universität Gießen
Prof. Dr. Klaus Schubert, Universität Münster
Stephanus Stritzke, Direktor der Geschwister-Scholl-Schule, Ahlen
Dr. Andrea Szukala, Friedrich-List-Berufskolleg, Bonn