- Premiere der Proform: Erwartungen erfüllt
- Erste Fachmesse für den Verbund von Metall und Kunststoff
- Große wirtschaftliche Bedeutung der Verfahrensintegration
- Aussteller zeigen Beispiele für integrierte Fertigung
"Wir sind sehr zufrieden mit der Premiere der Proform", beurteilt Stefan Baumann, Geschäftsführer der Messe Westfalenhallen Dortmund GmbH, den Ausstellerzuspruch der Fachmesse. Als die Planungen für die neu entwickelte Proform begannen, habe man 125 Aussteller als "Daumenpeilung" vorgegeben. "Nun sind es 128 Aussteller geworden", so Baumann. Fazit: Ziel auf jeden Fall erreicht. Baumann ist stolz darauf, "dass wir diesen Zuspruch erfahren, obwohl wir kein Appendix einer bereits existierenden Fachmesse sind, sondern Pioniere." Die Proform ist die erste Fachmesse überhaupt, die sich dem Verbund von Metall- und Kunststoffverarbeitung widmet. Hinter ihr stehen renommierte Verbände und Institutionen aus dem Metall- wie aus dem Kunststoffsektor.
Bei der Proform stehen Fertigungsprozesse im Mittelpunkt, die für die Wirtschaft immer mehr an Gewicht gewinnen.
Bereits heute werden in der Produktion über 60 Prozent der Metallstanzteile mit Kunststoffteilen direkt oder indirekt verbunden, Tendenz weiter steigend. Durch das auf der Proform vermittelte Know-how kann die Wertschöpfung der Betriebe gesteigert werden, indem die Verarbeitung von Metall und Kunststoff effizient in einer Prozesskette erledigt wird. Experten sprechen dabei von "Verfahrensintegration". Mit den Verfahrenskosten greift die Fachmesse eine der größten Kostenpositionen in der industriellen Fertigung auf. Diese übertreffen die Lohnkosten häufig um ein Vielfaches. Wer in seinem Heimatland effektiver produziert, braucht zur Kostensenkung keine aufwändige Verlagerung der Fertigung ins Ausland.
Fünfstellige Erträge
Metall- und Kunststoffverarbeitungsprozessketten miteinander zu verbinden, lohnt sich. Unternehmen, die von mehrstufiger auf integrierte einstufige Produktion umstellen, sind bis zum Sechsfachen produktiver und wirtschaftlicher, sagen Experten. Modellrechungen belegen, dass für Unternehmen durch Umstellung auf Verfahrensintegration bereits im ersten Jahr deutlich fünfstellige Erträge bei gleichzeitiger Amortisation von Maschine und Werkzeug erzielbar sind. Das Thema der integrierten Verarbeitung von Metall und Kunststoff hat freilich viele Facetten. Nicht ausschließlich die "Königsklasse" der Hybridtechnik, die so genannte einstufige Produktion, verschafft Wirtschaftlichkeitsvorteile. Auch kann beispielsweise das Hinterspritzen von Metall-Karosserieteilen mit Kunststoff das oft aufwändige Aufbringen von Befestigungselementen aus Metall ersetzen. Nachteilige Auswirkungen auf die sichtbare Oberfläche des Metallteiles, zum Beispiel durch Aufschweißen, bleiben beim Hinterspritzen aus.
In welcher Ausprägung auch immer: Die gemeinsame Verarbeitung von Metall- und Kunststoff bietet enorme Synergiepotenziale, wenn sie mit Konzept organisiert ist.
"Angesichts dieser wirtschaftlichen Relevanz ist das Thema der Proform von bundesweiter und internationaler Bedeutung", sagt Stefan Baumann.
Auf der Proform präsentieren sich Hersteller und Dienstleister aus 9 Ländern. Auch Anwender der gezeigten Produktionssysteme zeigen ihre Kompetenz. Sie geben ein anschauliches Beispiel für erfolgreiche Umsetzung von Verfahrensintegration. Besucher aus Unternehmen, die Baugruppen fertigen lassen oder einzelne Komponenten zukaufen, finden auf der Proform somit neue Partner. Stefan Baumann: "Das Ausstellerspektrum ist bereits bei der Erstveranstaltung beachtlich." Vertreten seien sowohl Metall- als auch Kunststoff-Experten. "Damit werden wir dem Anspruch, beide 'Welten' zu vereinen, wie geplant gerecht", so Baumann.
Verfahrensintegration in der Praxis
Im Angebotsspektrum der Aussteller stechen viele eindrucksvolle Beispiele für integrierte Metall- und Kunststoffverarbeitung hervor. Ein Unternehmen präsentiert auf der Proform zum Beispiel seine erst im vergangenen Jahr eingeführte Outsert-Technik. Dabei werden Funktionselemente aus Kunststoff auf einen Metallträger aufgespritzt und über Hinterschneidungen und Durchbrüche verankert.
Ein weiterer Anbieter zeigt eine vollautomatische, integrierte Stanz- und Kunststoff-Linie zur Fertigung von komplexen Hybrid-Bauteilen für elektronische Getriebesteuerungen. Am Stand erfährt der Besucher, wie mit Hilfe der Kern- Technologien Werkzeugbau, Stanz- und Kunststofftechnik unterschiedlichste Stanz- und Verbundartikel (Hybride aus Metall und Kunststoff) aus kupferlegierten Bändern und Thermoplasten entwickelt, konstruiert und hergestellt werden. Eingesetzt werden die entsprechenden Produkte überall dort, wo elektronische Systeme verbunden werden müssen: in ABS-, ESP- oder Getriebesteuerungstechnik, in Beleuchtungs- oder Steckermodulen, in vielen Automobilen weltweit.
Beeindruckend auch, welch hohe Stückzahlen inzwischen durch automatisierte Einlegeprozesse in der Kunststoffteilfertigung verarbeitet werden können, einschließlich der komplexen Vor- und Nacharbeiten im Produktionsprozess. Stanzen, Zuführen, Positionieren,Prüftechnik, Einlegen von bis zu 300 einzelnen Stanzteilen in ein Spritzgießwerkzeug, Verpackung und Palettierung - das alles ist in einer Prozesskette möglich, wie ein spezialisierter Aussteller der Proform demonstriert.
Besonders anschaulich: Ein Aussteller hat auf der Proform eine komplexe Fertigungszelle aufgebaut. Bei dieser Anlage werden nicht nur Metallteile eingelegt und mit Kunststoff umspritzt, sondern es wird auch das komplette Bauteil fertig montiert. Gefertigt wird ein Spielzeugbuggy aus PP, dessen Metallachsen mit Kunststoff umspritzt werden. Der komplexe Greifer des Robot-Systems übernimmt bei dieser Anwendung das Einlegen der Metallachsen, die Entnahme des Angusses und der Einzelteile sowie deren anschließende Montage zum fertigen Spielzeugauto. Der Montagevorgang wird über ein Kamerasystem optisch überwacht, bevor der fertige Buggy über eine Rutsche bereitgestellt wird.
Was sich alles durch integrierte Metall- und Kunststoffverarbeitung herstellen lässt, zeigt zudem eine Sonderschau am Eingang der Halle 4. Hier präsentiert das Kunststoff-Institut Lüdenscheid Hybrid-Bauteile.
Das ins Messegeschehen integrierte Fachforum Verfahrensintegration, der Kongressteil der Proform also, wartet mit hochkarätigen Referenten aus Wissenschaft und Wirtschaft auf. Hier wird das Fachwissen vermittelt, mit dem Verfahrensintegration in den Betrieben überhaupt erst umgesetzt werden kann. Organisiert wurde das Forum von der Wirtschaftsförderung Dortmund.
Der IVAM e.V., Fachverband für Mikrotechnik, und die MST.factory Dortmund führen außerdem im Rahmen der Proform ein eigenes Symposium unter dem Namen SYSTEMS INTEGRATION durch. Hier geht es um Mikromaterialbearbeitung für Präzisionsanwendungen mit Kunststoffen und Metallen. IVAM ist eine internationale Interessengemeinschaft von Unternehmen und Instituten aus den Bereichen Mikrotechnik, Nanotechnik und Neue Materialien.
Weitere Informationen im Internet: www.proform-messe.de.
Ausführliche Informationen der Aussteller enthält der Fachpressedienst zur Proform.