Pressegespräch: Mittwoch, 18. Juli 2007, 10.00 Uhr Eröffnung: Mittwoch, 18. Juli 2007, 18.30 Uhr Ausstellungsort: Wien Museum Karlsplatz, A-1040 Wien Ausstellungsdauer: 19. Juli 2007 bis 7. Oktober 2007 Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag und Feiertag, 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr
„I steh aufs Gänsehäufel, auf Italien pfeif i!“ Rainhard Fendrich, Strada del Sole (1981)
Sommerurlaub in der Stadt. Baden in der Natur. FKK, Kabanen und Kaisermühlen-Blues: Das Gänsehäufel ist mehr als saisonaler Fixpunkt – es hat beinahe mythische Qualitäten. Zum hundertsten Geburtstag widmet das Wien Museum dem Traditionsbad an der Alten Donau eine kompakte Ausstellung. Damit steht zwei Jahre nach der erfolgreichen Ausstellung über das Strombad Kritzendorf („Riviera an der Donau“) abermals ein Freizeitort der Wiener im Fokus.
Wasserspaß in der Wildnis Als „Wildnis“ vom Lebensreformer Florian Berndl „entdeckt“ und 1907 als kommunales Bad eröffnet, entwickelte sich das Gänsehäufel schnell zum sommerlichen Fluchtort und Prestigeprojekt der Stadtpolitik. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg kamen jährlich über 200.000 Besucher, um zwischen Sandkuren, Wasserspaß und Biertrinken den Alltag zu vergessen. Schon bald wurde dem „Lido von Wien“ auch erotisches Flair nachgesagt.
Das Bad mit dem zwei Kilometer langen Strand wurde zum Treffpunkt des Mittelstandes, denn die Reichen vergnügten sich im mondänen Kritzendorf, das Proletariat im „kostenlosen“ Überschwemmungsgebiet. Nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg erlebte das Gänsehäufel eine ruhmreiche Auferstehung: Die bauliche Neugestaltung durch Max Fellerer und Eugen Wörle fand sogar international Beachtung und steht seit den 90er Jahren unter Denkmalschutz. Später kamen zusätzliche Attraktionen dazu, etwa das Wellenbad oder der FKK-Bereich.
Betrieb hinter den Kulissen Die Ausstellung nimmt die gängigen Gänsehäufel-Mythen als Ausgangsbasis für thematische Fokussierungen: Die Geschichte des Ortes wird von seinen „alternativen“ Anfängen bis zum Einsatz als Wien-Image rekonstruiert. Es geht um Körperkult, Bademode und Freizeitinszenierung, um den Betrieb hinter der Kulissen, Wasserqualität und den wechselnden Umgang mit der Natur. Und schließlich kommen auch die „Bewohner“ des Bades zu Wort – die Mieter der legendären Kabanen, wie die Badekabinen am Gänsehäufel genannt werden.