Mit 170 eingereichten Weinen ist Deutschland das am stärksten vertretene Weinland der Verkostung 2020, gefolgt von der Schweiz, Italien und Österreich. Gemessen an der Zahl der Großes-Gold-Wertungen sind es auch Deutschland und die Schweiz, die das Ranking mit 12 bzw. 9 Spitzenwertungen anführen, gefolgt von Österreich mit 6-mal Großem Gold. Ebenfalls ganz oben dabei sind Piwi-Weine aus Schweden und Polen, Dänemark und Italien sowie Belgien, Liechtenstein, den Niederlanden, der Slowakei und Frankreich.
Gesamtsieger stammen aus der Schweiz, aus Österreich, Schweden und Italien: Mit je 98 Punkten an der Spitze der Kategorie Rotwein stehen zwei Cuvées aus Divico, Gamaret und Bronner, beide vom Genfer See in der Schweiz: der traditionell im Barriquefass ausgebaute 2018er Bastian von der Domaine de la République et Canton de Génève sowie der 2018er Divico vom Weingut Florian Ramu, ebenfalls stilistisch traditionell in Barrique vergoren. Bei den Weißweinen führen, mit je 98 Punkten, zwei Piwis aus Niederösterreich das Ranking an: Der modern im Stahltank ausgebaute 2018er Donauriesling Sommelier der Winzer Krems sowie der 2019er Bio-Piwi von Bio Weinbau Prinz – eine reduktiv im Stahltank ausgebaute Cuvée aus Blütenmuskateller, Donauriesling und Muscaris. Eine weitere 98-Punkte-Wertung findet sich in der Kategorie Schaumwein. Hier geht die Bestwertung an die 2017er Souvignier Gris Brut Reserve von Charakterweine Josef Scharl in der Steiermark. Der österreichische Piwi-Sekt wurde im Holzfass ausgebaut und in traditioneller Flaschengärung versektet. Der Klassenbeste in der Kategorie Roséwein stammt aus Schweden, dem nördlichsten Anbauland der diesjährigen Verkostung: Hier erzielte der stilistisch modern im Stahltank ausgebaute 2019er Rondo „Per Ols Råsa“ vom Weingut Österlenvin aus der Region Skane 97 Punkte. Mit ebenfalls 97 Punkten wurde der Beste unter den Dessertweinen ausgezeichnet: der 2019er Theia vom italienischen Weingut Nove Lune. Die Cuvée aus Helios, Bronner und Solaris wurde handwerklich traditionell im Barriquefass ausgebaut und stammt aus der Lombardei.
Deutschlands Piwi-WinzerInnen erzielen 12-mal Großes Gold, 77-mal Gold, 73-mal Silber und 7 Empfehlungen: Die höchstplatzierten deutschen Piwi-Weine sind, mit je 97 Punkten, der traditionell im Holzfass vergorene 2014er Cabernet Cortis vom Weingut Schappert an der Nahe in der Kategorie Rotwein und, jeweils vom Pfälzer Weingut Galler, der 2016er FEODORA Sekt b.A. brut, reduktiv im Stahltank ausgebaut und in traditioneller Flaschengärung versektet, sowie der 2019er FEODORA, ein biologischer Terroirwein aus Holzfass- und Barriqueausbau. Beide wurden aus Sauvignac-Trauben gekeltert.
Der beste Dessertwein aus Deutschland stammt von der Hessischen Bergstraße und erzielte 96 Punkte: der 2019er Heppenheimer Stemmler Muscaris Auslese edelsüß von der Bergsträßer Winzer eG.
Als bester deutscher Piwi-Rosé wurde der biologisch erzeugte und im Stahltank ausgebaute 2018er Cabernet Cortis Rosé vom Weingut Dilger am Kaiserstuhl mit 95 Punkten und somit Gold ausgezeichnet.
Die Piwis, das Handwerk und der Klimawandel
Stilistisch wie auch in der Qualität war die Bandbreite 2020 enorm. Ein Blick auf den Medaillenspiegel etwa zeigt, dass im Vergleich zu den Vorjahren das qualitative Mittelfeld geschrumpft ist. Verkostungsleiter Martin Darting hierzu: „Besonders im Süden hatten es die WinzerInnen in den letzten Jahren mit außergewöhnlicher Hitze und Trockenheit zu tun. Im ersten Jahr machen die Reben das noch gut mit; wiederholen sich solche Jahre, hat das sensorische Konsequenzen für die Trauben. Das hat vielen Probleme bereitet, vor allem weil im Piwi-Anbau die Jahrhunderte an Erfahrung fehlen, auf die etwa Riesling-ErzeugerInnen zurückgreifen können.“ Die gute Nachricht: Die qualitative Mitte ist auch zugunsten der Spitzenklasse geschrumpft. So hat sich der Großes-Gold-Anteil im Verhältnis zur 2019er Ausgabe des Wettbewerbs fast verdoppelt. Martin Darting weiter: „Dieses Jahr hatten wir viele beeindruckende Qualitäten in der Spitze, die gezeigt haben, dass Piwi-Weine locker mit Top-Erzeugnissen aus etablierten Sorten mithalten können. Der Schlüssel liegt in der genauen Analyse von Erfahrungswerten und einer gewissen Agilität, vor allem im Weinbergsmanagement. Wenn dann auch noch der individuell passende Ausbau und vielleicht noch eine gekonnte Cuvéetierung erfolgt, dann kommt es zu Großem Gold.“
WINE System Vorständin Brigitte Wüstinger: „Alles was neu ist, muss sich etablieren. Aus den Ergebnissen der 10. Verkostung des PIWI Weinpreises lässt sich deutlich ableiten, dass Qualität bei den Piwis kein Zufall mehr ist. Die mittlerweile nicht mehr ganz jungen Weingärten, gepaart mit der einhergehenden Erfahrung und dem professionellen handwerklichen Können der WinzerInnen, lassen schon jetzt eine deutliche Stabilisation und Positionierung der Piwis gegenüber den etablierten, alten Sorten erkennen. Wir dürfen gespannt sein was die Zukunft bringen wird.“
Der Internationale PIWI Weinpreis: Um Verbrauchern und Händlern Orientierung für die Auswahl der vielfältigen neuen Sorten zu geben und zugleich die ErzeugerInnen in ihrer Vorreiterrolle sowie in ihrem Engagement für eine nachhaltigere Landwirtschaft zu bekräftigen, wurde der Internationale PIWI Weinpreis ins Leben gerufen. Initiiert von PIWI International e.V. und organisiert von der WINE System AG, setzt der renommierte Qualitätswettbewerb auf die weltweit anerkannte Verkostungsmethode PAR®. Dank der analytischen und differenzierten Vorgehensweise der qualifizierten PAR®-Verkoster fließen sämtliche Aspekte der Weinbereitung und der klimatischen Verhältnisse in die Bewertung mit ein; die Ergebnisse sind detailliert nachvollziehbar und leisten insbesondere für Produktentwicklung und Qualitätsmanagement der Betriebe wertvolle Dienste.
Ergänzende Informationen
*)Für die Online-Verkostung zum internationalen PIWI Weinpreis 2020 wurden den VerkosterInnen alle eingereichten Weine nach klimatischen, stilistischen und analytischen Parametern thematisch zugeordnet, anonymisiert und nummeriert, bevor sie vor Ort entpackt und den JurorInnen in festgelegter Reihenfolge präsentiert wurden. Auch für die VerkosterInnen eine neue Situation, die dank definierter Verkostungsstandards dennoch die hohe Reproduktion der PAR® Ergebnisse erreichten. Wie in der PAR®-Methodik vorgesehen, agieren die PrüferInnen auch online in Zweierteams, die jeden Wein zunächst separat verkosten, bevor das Ergebnis diskutiert und erst nach Erreichen eines Konsenses festgehalten wird.
PIWI International e.V. fördert den Informationsaustausch zwischen Forschungsanstalten, ZüchterInnen, RebveredlerInnen, sowie den AnbauerInnen von PIWI-Reben. In den letzten Jahren haben zahlreiche pilzresistente Rebsorten Eingang in die Praxis gefunden, einige davon erst versuchsweise. Seitens der WinzerInnen besteht ein großer Informationsbedarf über diese Rebsorten. Dazu gehören ausführliche Beschreibungen ihrer Eigenschaften, Anleitungen für die optimale Weinbereitung, Degustationen, Diskussion von Vermarktungsfragen und Information der VerbraucherInnen. Neben der Durchführung von Tagungen und regionalen Arbeitskreisen ist die Initiierung des jährlichen internationalen PIWI Weinpreises wesentlicher Bestandteil der Maßnahmen von PIWI International. Präsident: Josef Engelhart. www.piwi-international.de