Für die Untersuchung wurden mehr als 300 Gründer befragt, die im vergangenen Jahr von den Experten des Gründungsnetzwerks beraten wurden, und mehr als 100 Gründer, die sich 2005 beraten ließen und nun im zweiten Jahr ihrer Selbstständigkeit sind. Ziel der Befragung ist es, Daten zum Gründungsverhalten und zur Nachhaltigkeit von Existenzgründungen zu erhalten.
91 Prozent der Gründungswilligen haben sich im vergangenen Jahr nach einer Beratung durch Wirtschaftsförderung, Technologieförderung, Handwerkskammer oder IHK Nord Westfalen selbstständig gemacht oder dies zum Zeitpunkt der Befragung beabsichtigt. Bereits nach wenigen Monaten in der Selbstständigkeit konnten zwei Drittel der Gründer ihre Umsatzerwartungen erreichen oder übertreffen. "Die Studie zeigt, dass Gründungswillige in Münster optimale Rahmenbedingungen für den Gang in die berufliche Unabhängigkeit vorfinden", sagt Dr. Thomas Robbers, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Münster (WFM).
Am gründungstärksten sind in der Westfalenmetropole die Branchen Bau/Wohnen, Gesundheit/Wellness und Beratung. Hier sind 41,3 Prozent der Gründungen erfolgt. 76 Prozent der befragten "Start-ups" haben aus der Arbeitslosigkeit gegründet. Eine erfreuliche Tendenz aus dem Vorjahr setzt sich auch jetzt fort: Jeder zehnte Gründer stellt Mitarbeiter ein. Doch wer beruflich auf eigenen Beinen stehen will, muss finanziell gut vorbereitet sein: "Mehr als die Hälfte der münsterischen Gründer (56,6 Prozent) hat für den Schritt in die Selbstständigkeit Startkapital eingesetzt", erklärt Michael Meese, Berater bei der IHK Nord Westfalen. Am häufigsten finanzieren sich Gründer laut der Studie über Eigenkapital. Es erhielten zwar nur 15,5 Prozent ein Bankdarlehen, die Summe, die von den Banken insgesamt gezahlt wurde, ist mit 374.500 Euro jedoch vergleichsweise hoch. Unter den öffentlichen Fördergeldern spielen Überbrückungsgeld und Gründungszuschuss die größte Rolle. Nur jeder zehnte Gründer startet ohne Förderung ins Unternehmertum.
Die meisten Entrepreneure in Münster gründen ihr eigenes Unternehmen im Alter zwischen 30 und 39 Jahren. Der jüngste Gründer ist 22, der älteste 67 Jahre alt. "Das Durchschnittsalter liegt bei 37,6 Jahren, wobei das Verhältnis von männlichen und weiblichen Gründern ausgeglichen ist", unterstreicht Hermann Eiling, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. "Erfreulich ist, dass Münsters Gründer uns für unsere Beratungen erneut gute Noten gegeben haben", betont Dr. Stephan Hüwel, Geschäftsführer der Technologieförderung Münster. Insgesamt wurde die Beratungsleistung der Institute von den Ratsuchenden wie in 2005 als "gut" eingeschätzt.
Im Vergleich zum Vorjahr wurden in 2006 allerdings weniger Gründer von den Netzwerkpartnern beraten. Jedoch ist mit 91 Prozent der Anteil der beratenen Gründungswilligen, die schließlich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben oder es noch planen, genauso hoch geblieben.
Der Studie zufolge führten im Frühjahr 2007 93 Prozent der Gründer aus dem Jahr 2005 weiterhin ein eigenes Unternehmen. Dabei schätzen die Selbstständigen das wirtschaftliche Potenzial ihres Unternehmens auch langfristig realistisch ein: 48 Prozent hatten ihren Umsatz, 44 Prozent ihren Gewinn realistisch kalkuliert, bei 18 Prozent übertraf der Umsatz sogar die Erwartungen, bei zehn Prozent lag der Gewinn über dem avisierten Ziel. Bereits ein Viertel der seit 2005 Selbstständigen beschäftigt Mitarbeiter – im Durchschnitt drei Personen. Je 100 Selbstständige wurden insgesamt 72 neue Arbeitsplätze geschaffen.