Zwischen Schutz und Nutzung: wie Wald erhalten und gleichzeitig eine wachsende Weltbevölkerung ernährt werden kann, was notwendig ist, um Entwaldung in Afrika zu verhindern und was deutsche Bürgerinnen und Bürger zum Erhalt von Tropenwäldern und der Biodiversität beitragen können, sind Fragen, die wir mit Personen diskutieren, die sich auskennen: Wanjira Maathai (Wangari Maathai Foundation und Mitglied des World Future Councils aus Kenia), Gunther Beger (Abteilungsleiter BMZ) und Christoph Heinrichs (Vorstand Naturschutz WWF Deutschland).
Wie auch der Bericht des internationalen Klimarats IPCC kürzlich bestätigt: Die Landwirtschaft ist gleichzeitig Täter und Opfer des Klimawandels. Insgesamt gehen bis zu 80 Prozent des weltweiten Waldverlustes auf das Konto der Landwirtschaft. Besonders tropische Regenwälder in Afrika sind davon betroffen. Während in Asien und Lateinamerika der Anbau kommerzieller Agrarprodukte für den Export (insbes. Palmöl und Soja als Futtermittel) eine zentrale Rolle spielt, führen in Afrika vor allem die kleinbäuerliche Landwirtschaft, die Deckung des (Feuer-) Holzbedarfs und das Bevölkerungswachstum zum Verlust von Waldflächen. Die Prognosen sind besorgniserregend.
Die Abholzung von Wäldern für die Landwirtschaft stellt einen gefährlichen Verstärker des weltweiten Klimawandels dar. Die Pflanzen erzeugen nicht nur Sauerstoff, sondern speichern auch große Mengen an Kohlenstoff aus der Atmosphäre, die bei der Entwaldung in Form von CO2 freigesetzt werden und so die globale Erwärmung beschleunigen.
Die weltweite Bekämpfung von Hunger einerseits und der Klimaschutz andererseits, stellen die internationale Entwicklungszusammenarbeit daher vor besondere Herausforderungen. Zielkonflikte sind unvermeidlich.
„Ohne Wald kein Leben: Durch die Unterstützung der African-Forest-Landscape-Restoration-Initiative (kurz: AFR 100) unterstützen wir in Afrika in den nächsten zehn Jahren den langfristigen Wiederaufbau von bis zu 100 Mio. Hektar waldreicher Landschaften – das entspricht fast dreimal der Fläche von Deutschland. Damit schützen wir Klima, sichern die lokale Ernährung und Einkommen und erhalten die Biodiversität.“ So Gunther Beger, Abteilungsleiter im BMZ in Hamburg.
„Wälder leisten einen sehr wichtigen Beitrag für Klimaschutz, Biodiversität und die Lebensqualität von jetzigen und zukünftigen Generationen. Der World Future Council hat mit seinem Future Policy Award innovative Gesetze zu Wäldern und nachhaltiger Landwirtschaft ausgezeichnet. Sie zeigen, dass wenn der politische Wille da ist, zukunftsorientierte Lösungen entwickelt und umgesetzt werden können.“ So Alexandra Wandel, Vorstandssprecherin des World Future Council.
Wanjira Maathai, Direktorin der Wangari Maathai Foundation (WMF) und Ratsmitglied des World Future Council, setzt die Arbeit ihrer Mutter, der Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai, fort. Des Weiteren ist Wanjira Maathai leitende Beraterin beim World Ressources Institut und bei der Initiative Partnerships for Women Entrepreneurs in Renewables (wPOWER), Vorstandsmitglied beim Green Belt Movement und beim Agroforestry Center (ICRAF). Sie fordert in Hamburg: "Wir müssen besseres Leadership inspirieren und die Gier, den Egoismus und die Apathie bekämpfen, die die Bausteine für eine nachhaltige Entwicklung zerstören."
Über den Innovationsdialog:
Die Veranstaltungsreihe „Innovationsdialog – zur Zukunft der ländlichen Räume Afrikas“ wird im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Rahmen der Sonderinitiative EINEWELT ohne Hunger veranstaltet. Das BMZ hat 2014 die Sonderinitiative ins Leben gerufen. Gemeinsam mit zahlreichen Partnern aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kirchen werden Projekte in Ländern umgesetzt, die überdurchschnittlich von Hunger und Mangelernährung betroffen sind.