Im Vergleich zu früheren Studien von World Vision zur Gewalt gegen Kinder deuten diese Angaben auf einen Anstieg zwischen 20% und 32% hin. Schon während der ersten Covid-19-Welle Anfang des Jahres hatte World Vision davor gewarnt, dass weltweit zusätzliche 85 Millionen Kinder infolge der Gesundheitskrise und ihrer vielen Auswirkungen dem Risiko physischer, sexueller und/oder emotionaler Gewalt ausgesetzt sind, was die Länder im Kampf gegen Ausbeutung und Gewalt gegen Kinder um Jahrzehnte zurückwirft.
Dana Buzducea, Kinderrechtsexpertin der Organisation: "Dieses Jahr war für Kinder in armen Ländern besonders schwierig. Das Coronavirus hat den Druck und die Bedrohungen für Kinder weltweit erhöht, insbesondere dort, wo sie bereits in Unsicherheit leben. Die Welt braucht nicht nur dringend Impfungen gegen das Virus, sondern auch ein Konzept gegen eine Epidemie von Gewalt an Kindern.“
Für die Studie hatte World Vision qualitative Interviews mit 763 Kindern und Jugendlichen in 50 Ländern geführt. Die Studie ergab auch, dass die Pandemie über 80% der Kinder in irgendeiner Form am Zugang zu Bildung gehindert hat. Die befragten jungen Menschen sehen vor allem die Regierungen in der Pflicht, ihnen besseren Zugang zu Bildung und zugleich besseren Schutz vor Gewalt zu gewährleisten.
Mehr als 50.000 Menschen, darunter auch Kinder, unterzeichneten eine globale Petition von World Vision, in der Regierungen und Institutionen aufgefordert werden, die Mittel für Gesundheits-, Bildungs- und andere soziale Dienste aufzustocken, die Kinder während der COVID-19-Pandemie vor Gewalt schützen.
"In jeder Krise zahlen Kinder, vor allem die besonders schutzlosen, den höchsten Preis. Gerade erleben wir aber eine Krise, wie sie unsere Generation bisher nicht kannte. Die Lockdowns, die dazu beigetragen haben, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, hatten aber auch zahlreiche negative Nebeneffekte für viele Kinder und Jugendlichen", so Buzducea.
Bislang hat die Kinderhilfsorganisation World Vision im Rahmen ihres weltweiten Einsatzes gegen die Coronavirus-Pandemie rund 24 Millionen Kinder mit Bildungsmaßnahmen, Lebensmittelversorgung und Kinderschutzinitiativen unterstützt. Um Gewalt gegen Kinder zu bekämpfen werden Kinder und Jugendliche unter anderem über ihre Rechte zur sexuellen Selbstbestimmung aufgeklärt. Von Gewalt Betroffene können sich unter anderem über „helplines“ an Vertrauenspersonen wenden.
"Unsere Erfahrung zeigt, dass Kinder keine passiven Opfer sind. Ihre Beiträge, ihre Stimmen, ihre Perspektiven müssen von den Entscheidungsträgern gehört werden. Ihre Stimmen sind entscheidend, wenn wir gemeinsam auf COVID-19 reagieren und das Leben der Kinder in der Zeit danach wieder besser gestalten wollen."
Die Studie: „act now” ist unter diesem Link abrufbar: https://www.worldvision.de/global-act-now-report