Bestimmte Rissformen am Putz oder am Estrich deuten auf Veränderungen im Mauerwerk oder im Untergrund hin. Netzförmige Risse gehören zu den üblichen Alterserscheinungen von Hausputzen, für Stuckateure ein tägliches Bild. Gefahr besteht erst dann, wenn lange genug Wasser, etwa Schlagregen, in tiefere Schichten eindringt. Wenn es winters friert, dehnen sich die feinen Risse durch das größere Volumen des Eises aus, so dass es zu Abplatzungen kommt. Ein rechtzeitiger neuer Anstrich kann das zumindest verzögern.
Setzrisse entstehen an neuen und alten Häusern
Wenn wenige Wochen nach dem Bezug eines neuen Hauses bereits erste Risse zu sehen sind, handelt es sich meist um Setzrisse. Sie entstehen fast ausnahmslos dort, wo etwa durch Temperaturänderungen oder ungleichmäßige Setzungen des Bodens Spannungen auftreten, die das Material selber nicht mehr auffangen kann. Das ist zum Beispiel möglich, wenn zwei Wohnhäuser mit unterschiedlichem Gewicht dicht nebeneinander gebaut werden.
Aber auch bei Altbauten kann es noch zu einer ungleichmäßigen Setzung kommen, etwa durch Veränderungen in der unmittelbaren Umgebung des Hauses und sogar durch den Abriss eines Anbaus. Selbst beim Fundament tritt dieses Problem auf, manchmal noch nach Jahren, obwohl gerade diese Bauteile eigentlich für Spannungsausgleich sorgen sollen. Doch führen Planungs- oder Ausführungsfehler manchmal dennoch zu ungleichmäßigen Setzungen.
Weitere Ursachen von Rissen dieser Art haben nicht unmittelbar mit dem Gebäude zu tun und können ebenfalls noch Jahre nach der Fertigstellung auftreten, zum Beispiel ein sinkender - oder steigender - Grundwasserspiegel. Auch nach Erschütterungen bei Straßenbauarbeiten mit schwerem Gerät zeigen sich die Folgen oft an den Hauswänden benachbarter Gebäude.
Haarrisse im Estrich bilden sich möglicherweise, wenn frisch eingebrachter Mörtel unsachgemäß abgebunden wird. Abbinden heißt, dass sich beim stufenweisen Trocknen zunächst flüssiges Material wie Putz, Beton, Estrich oder Spachtelmasse fest mit dem Untergrund verbindet. Bei Fließestrich kann das drei Wochen dauern. Trocknet die Estrichoberfläche etwa durch Sonneneinstrahlung zu schnell aus oder tritt Zugluft auf, können Risse entstehen. Handelt es sich nur um Haarrisse an der Oberfläche, ist der Schaden mit Dispersionsspachtelmasse schnell behoben.
Reparatur oder Sanierung
Ob sich ein Riss noch weiter ausbreitet, kann man mit Hilfe von Gips ermitteln. Dazu wird er auf den Riss aufgetragen und fest angedrückt. Nach zwei Wochen dürfte sich zeigen, ob er zur Ruhe gekommen oder ebenfalls gerissen ist. In leichteren Fällen wird der Riss mit Silikon oder Kunstharz verfüllt. Dazu kratzt man die Schadstelle beispielsweise mit einem Schraubenzieher aus, verbreitert sie ein wenig und spritzt die Vertiefung anschließend mit Kunststoffmasse aus. Die ausgetrocknete Stelle wird mit selbstklebendem dünnem Rissband aus Glasfaser für die Tapezierung vorbereitet. Gehen die Risse tiefer, lassen sie sich durch Ausgießen mit Kunstharzen auf Dauer schließen. Weist vieles auf einen größeren Rissschaden hin, sollte ein Sachverständiger hinzugezogen werden.
Tipps von Wüstenrot bei Rissbildung in und am Haus
- Risse im Haus sind fast unvermeidlich. Steht die Schadensursache fest, werden die harmloseren mit dafür geeigneten Dichtungs- oder Klebstoffen dauerhaft behoben. Reicht das nicht aus, muss der Untergrund aufwendig stabilisiert werden.
- Bei gut erkennbaren netzförmigen Rissen am Außenputz kann es sich um ernste Warnsignale handeln. Mögliche Ursache: Verputz und Untermaterial sind nicht aufeinander abgestimmt. Es fehlt die Puffer- oder Armierungsschicht zwischen Mauerwerk und Putz. Oder aber der Putz ist schon sehr gealtert. Wird der Schaden schlimmer, hilft oft nur eine Komplettsanierung durch einen neuen Putz.
- Handelt es sich im Estrich um unbedenkliche Haarrisse oder tief in den Untergrund reichende Risse? Federn die beiden Estrichteile links und rechts des Risses beim wechselseitigen Betreten, sitzt die Ursache tiefer. Dann muss mit Kunstharz verfüllt werden.
- Mit Acryldichtstoffen können, im Unterschied zu Kunstharzen, nur Fugen mit geringen Dehnungen ausgebessert werden.