Das Baufinanzierungsgeschäft wird künftig zentral bei der Wüstenrot Bausparkasse AG bearbeitet. Dorthin geben sowohl die Württembergische Lebensversicherung AG als auch die Wüstenrot Bank AG Pfandbriefbank die bisherigen Parallelfunktionen ab; die Bank überträgt zudem auch ihren Baukreditbestand auf die Bausparkasse. Diese nutzt mit dem Vorhaben – das unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Aufsichtsbehörden steht – Optionen, die das neue Bausparkassengesetz bietet.
Die Umstellung, die binnen Jahresfrist erfolgen soll, führt zu erheblichen Synergien: Wegfall von Schnittstellen, geringere Abwicklungskosten, IT-Vereinfachungen sowie Kapitalfreisetzungen. Die personellen Auswirkungen sind noch mit den Betriebsräten der betroffenen Gesellschaften zu klären.
Die Wüstenrot Bank kann sich damit vollständig auf ihre neue Rolle als digitale Transaktionsbank konzentrieren. Dies betrifft das Girokonto, Kartenservices, die Fondsvermittlung und Online-Aktivitäten.
Neuer Firmen-Campus mit rund 4.000 modernen Arbeitsplätzen
Auch in einem weiteren Punkt setzt die W&W-Gruppe auf die Bündelung der Kräfte: bei der Zusammenlegung von Arbeitsplätzen auf dem Kornwestheimer Firmenareal. Der W&W-Campus soll in einem weiteren Bauabschnitt bis 2023 fertiggestellt werden; bislang war eine Fortentwicklung in zwei weiteren Abschnitten angedacht. Basis des weiteren Bauabschnitts ist der überarbeitete Campus-Entwurf des Architekturbüros Ortner + Ortner Baukunst. Dieser sieht fünf weitere Bürohäuser mit 2.800 Arbeitsplätzen vor. Zudem soll an der Nordspitze des W&W-Campus statt eines zwölfgeschossigen Turmhauses ein Bürogebäude, basierend auf dem Standard-Grundriss der Campus-Hauseinheiten, entstehen. Dieses wirkt einladend und steht für Transparenz. Die bauliche Öffnung zu einem Innenhof mit mehrgeschossigem Foyer wird dieses Nord-Haus als Eingangsbauwerk ausweisen. Der Baubeginn des zweiten Abschnitts ist für 2018 vorgesehen, in den fünf Folgejahren sollen alle neuen Gebäude sukzessive fertiggestellt und bezogen werden. Die ersten beiden Neubauten sollen pünktlich zum Jahresende 2017 bezugsfertig sein. Das Investitionsvolumen des zweiten Bauabschnitts beträgt rund 280 Millionen Euro, insgesamt fließen rund 410 Millionen Euro in den neuen Campus.
Die W&W treibt das Zusammenwachsen zu einem Unternehmen seit nunmehr zehn Jahren engagiert voran. Mit dem neuen Campus gibt es erstmals in der 17-jährigen Geschichte der Finanzdienstleistungsgruppe einen zentralen Standort für die verwaltenden wie operativ tätigen Einheiten beider großer Geschäftsfelder. Kurze Wege, direktere Kommunikation, mehr Gemeinschaft werden die Folge sein. Die Unübersichtlichkeit der bisherigen Gebäudesituation mit diversen Satelliten in Stuttgart, Ludwigsburg, Kornwestheim und Karlsruhe und verschiedensten Architektursprachen wird zugunsten einer klaren baulichen Struktur aufgegeben. Der neue Campus steht für die Reduktion von Komplexität und für mehr Homogenität und lässt die angejahrten und über weite Teile sanierungsbedürftigen Bürolandschaften weit hinter sich.
Dr. Michael Gutjahr, W&W-Personalvorstand: „Durch den neuen Campus können wir in wenigen Jahren am Standort Kornwestheim insgesamt 4.000 moderne Arbeitsplätze anbieten, die technisch und architektonisch auf dem neuesten Stand sind, flexible Arbeitsformen ermöglichen und unser Zusammenwachsen zum Vorsorge-Spezialisten auch räumlich vollenden.“
Prüfung wohnwirtschaftlicher Nutzung des Feuersee-Areals
Parallel zum Fortschreiten der Campus-Bauten prüft die W&W-Gruppe derzeit eine stärkere wohnwirtschaftliche Nutzung ihres Areals am Feuersee in Stuttgart-West. Sie hat dazu eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben und ist im Kontakt mit der Kommune. Eine Entscheidung der internen W&W-Gremien, Büroflächen teilweise in Wohnraum für Vermietungen umzuwandeln, ist jedoch noch nicht getroffen. Dies hängt vor allem von der baurechtlichen Machbarkeit und der Wirtschaftlichkeit des Vorhabens ab. Sollten die Weichen in diese Richtung gestellt werden, ist frühestens ab dem Jahr 2021 mit einer Wohnnutzung zu rechnen.
Das Feuersee-Areal verfügt über eine Geschossfläche von 32.000 Quadratmetern. 27.000 Quadratmeter werden derzeit von rund 1.200 Beschäftigten genutzt. Durch eine teilweise Umnutzung und Aufteilung in drei Bauabschnitte (Johannes-, Gutenberg- und Senefelderstraße) könnten gut 200 Wohneinheiten entstehen. Unabhängig davon würden bisherige Bestandsgebäude auch weiter als Büros genutzt. Das Vorhaben steht im Zusammenhang mit dem oben dargestellten Projekt „W&W-Campus“.
Schon bislang wurden schrittweise Einheiten von Stuttgart nach Kornwestheim/Ludwigsburg verlagert, was bei einer stärkeren Wohnnutzung des Stuttgarter Feuersee-Areals ebenfalls so wäre. Hintergrund des Campus-Gedankens ist zum einen, das Zusammenwachsen des Konzerns zu forcieren, und zum anderen, moderne Bürowelten zu schaffen, die flexible Arbeitsformen erlauben und attraktive Arbeitsplätze bieten. An allen Standorten besteht vor allem energetischer Sanierungsbedarf, was die Baupläne zusätzlich untermauert.
Dr. Michael Gutjahr: „Wir haben die Wahl, unsere Gebäude rund um den Feuersee entweder als Büro- oder als Wohnimmobilien zu modernisieren. Klar ist: Aufgrund der Wohnungsknappheit in Stuttgart und unserer Tradition als Wohnungsfinanzierer wird geprüft, ob durch eine entsprechende Nutzungsänderung ein Beitrag zum innerstädtischen Wohnen geleistet werden kann.“
Geschäftsjahr 2015 mit Rekordwerten – Guter Start ins Jahr 2016
Mit 274,3 Millionen Euro hat die Finanzdienstleistungsgruppe 2015 das höchste Ergebnis in ihrer Unternehmensgeschichte erzielt. Mit einem Gewinnanstieg um rund 15 Prozent auf 62,6 Millionen Euro wurde die Erfolgsfahrt im ersten Quartal 2016 fortgesetzt. Die bereits veröffentlichten Geschäftszahlen wurden heute im Ludwigsburger Forum den Aktionären näher erläutert und ihnen vorgeschlagen, die Dividende für das Geschäftsjahr 2015 von 50 Cent auf 60 Cent je Aktie zu erhöhen.
Auch die Kennzahlen des ersten Quartals 2016 stimmen die W&W-Gruppe optimistisch, sodass von einem Konzernergebnis für 2016 von über 220 Millionen Euro ausgegangen wird – abhängig von der Kapitalmarktentwicklung und vom Eintritt extremer Wetterereignisse.
Nicht zuletzt kam es auch im weiteren Verlauf des aktuellen Geschäftsjahres zu Zuwächsen. Nur zwei Beispiele: Das Brutto-Neugeschäft stieg von Januar bis April 2016 im Bausparen um fast 20 Prozent auf gut 5,7 Milliarden Euro. Die gebuchten Bruttobeiträge der Württembergischen Versicherung legten marktüberdurchschnittlich um 2,5 Prozent auf 918 Millionen Euro zu. Hier wirkte sich die gute Entwicklung im Firmenkundengeschäft positiv aus.
Der Schadenaufwand durch die aktuellen Unwetter „Elvira“ und „Friederike“ dürfte sich bei der W&W-Gruppe nach aktuellen Berechnungen auf bis zu 35 Millionen Euro summieren, wobei es durch die Rückversicherung zu einer spürbaren Entlastung kommt. Die Württembergische Versicherung ist aktuell dabei, vielen betroffenen Menschen und Betrieben schnell und unkompliziert zu helfen.
Erfolgsgeschichte soll fortgeschrieben werden
Zum Geschäftsverlauf merkte der W&W-Vorstandsvorsitzende Dr. Alexander Erdland auf der Hauptversammlung an: „Alles Erreichte haben unsere Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Außendienstpartner mit ihrem unermüdlichen Einsatz überhaupt erst möglich gemacht. Verstärktes werthaltiges Wachstum ist für die Attraktivität unserer Arbeitsplätze von großer Bedeutung.“
Der Kostendruck auf die Branche bestehe weiter, auch wegen der anhaltend niedrigen Zinsen. Gleichzeitig stehe die W&W-Gruppe mitten in der Herausforderung, die gewachsene IT-Landschaft fundamental zu erneuern. Es gehe laut Erdland darum, das Cross- und Up-Selling über verschiedene Vertriebswege und die Digitalisierung voranzubringen, was den Kern des neuen Wachstumsprogramms W&W@2020 darstellt. Bis 2018 sollen rund 650 Millionen Euro in das Programm investiert werden. Erdland unterstrich auf der Hauptversammlung das Grundbedürfnis der Menschen nach finanzieller Vorsorge: „Es liegt an uns, darauf im Vergleich zu alten und neuen Wettbewerbern die besseren Antworten zu geben, um so den Erfolg von Wüstenrot & Württembergische fortzuschreiben. Die Stärke, die andere so nicht haben, kann nur aus der Kraft unserer Gruppe als Ganzes erwachsen. Hieraus können, müssen und werden wir noch viel mehr machen.“
Aufmerksamkeit für Aktie gestiegen
Das solide und zukunftsfähige Geschäftsmodell der W&W sowie ein 2015 auf rund 20 Prozent gestiegener Streubesitz haben die Aufmerksamkeit für die W&W-Aktie in den vergangenen Monaten erheblich steigen lassen. So legte das monatliche Handelsvolumen binnen gut einem Jahr von rund zwei Millionen Euro auf gut 15,5 Millionen Euro zu. Ferner wurde die Aktie der W&W AG zum 1. Dezember 2015 von der Frankfurter Wertpapierbörse für den Prime Standard zugelassen, womit die Voraussetzung für die Aufnahme in den Auswahlindex SDAX geschaffen wurde. Seit dem 21. März 2016 gehört die W&W-Aktie zu diesem Index und hat zu den großen Werten im SDAX aufgeschlossen. Analysten haben die W&W-Aktie in den vergangenen Wochen auf „Kauf“ gestellt und halten einen Kurs der W&W-Aktie von bis zu 25 Euro für angemessen.