Als Skandal bezeichnen die Verbände die Tatsache, dass RWE Dea den schwerwiegenden Eingriff ohne Genehmigung vornimmt. Der Konzern beruft sich dabei auf das Berggesetz, nach dem bei unvorhergesehenen und akuten Problemen sofort gehandelt werden dürfe. Die Wanderung von Prielen im Watt sei jedoch ein normaler Vorgang, mit dem immer gerechnet werden müsse, so die Verbände.
Gestern fand in Friedrichskoog der Auftakt zu einem Planfeststellungsverfahren statt, mit dem RWE Dea den schweren Eingriff nachträglich genehmigen lassen möchte. "Wir werden dafür kämpfen, dass die Bergbaubehörde die Maßnahmen für unzulässig erklärt", sagte Silvia Gaus von der Schutzstation Wattenmeer. Der Konzern betreibt die Mittelplate-Plattform seit 1987. "Die permanenten Eingriffe ins Wattenmeer gehen sehr viel weiter als die ursprüngliche Genehmigung. Irgendwann ist einfach Schluss. Ölförderung und Nationalpark, das passt nicht zusammen", so der schleswig-holsteinische NABU-Landesvorsitzende Hermann Schultz
Heftige Kritik üben die Verbände an den Plänen, die Ölförderung weiter auszubauen. RWE Dea plant weitere Probebohrungen im schleswig-holsteinischen Nationalpark Wattenmeer. Zwar hat die Firma nach öffentlichem Druck angekündigt, keine weiteren Bohrinseln bauen zu wollen. Doch rechtlich abgesichert ist die Ankündigung noch nicht. Auch im niedersächsischen Nationalpark Wattenmeer will RWE Dea nach Öl bohren. Und die Pläne reichen noch weiter. Im schleswig-holsteinischen Kreis Nordfriesland, zu dessen Wattenmeer zahlreiche Inseln und Halligen gehören, hat die Firma ein rund 2000 Quadratkilometer großes "Aufsuchungsgebiet" beantragt - mit dem Ziel, auch hier in Zukunft Öl und Gas zu fördern. Der größte Teil der beantragten Fläche liegt im Nationalpark und in anderen Schutzgebieten. WWF, NABU und Schutzstation Wattenmeer fordern die Bergbaubehörde auf, keine weitere Konzession zu erteilen und so der Entwertung des Wattenmeeres einen Riegel vorzuschieben.
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