"Die OSPAR-Staaten haben wichtige Erfolge erzielt, aber ein vernünftiges Gleichgewicht zwischen wirtschaftlicher Nutzung und Naturschutz ist in Nordsee und Nordost-Atlantik noch nicht in Sicht", bilanziert WWF-Experte Stephan Lutter. Der WWF fordert Schutzgebiete auf See, geringere Fangquoten für bedrohte Fischbestände und ein Verbot aller gefährlichen Chemikalien.
Am 22. September 1992 wurde das OSPAR-Abkommen als Zusammenschluss der bereits zuvor getroffenen Oslo- und Parisverträge aus der Taufe gehoben. Die 16 Vertragsparteien, darunter Deutschland und die EU, verpflichten sich seitdem zu einer grenzüberschreitenden Kooperation beim Meeresschutz. "Es gehört zum großen Verdienst dieser Abkommen, dass einige der schlimmsten Umweltsünden endlich verboten wurden", so WWF-Sprecher Lutter. Industrieabfälle und Klärschlämme dürfen nicht mehr auf See verklappt und verbrannt, ausgediente Ölplattformen nicht mehr im Meer versenkt werden. Umweltgifte werden besser erfasst. Die Belastung mit Schwermetallen wie Quecksilber und einigen Pestiziden wie DDT geht zurück. Der WWF fordert, die OSPAR-Regelungen mit in die neue EU-Richtline zum Meeresschutz aufzunehmen. So würden sie mehr Durchschlagskraft erhalten.
Der WWF bezweifelt, dass die OSPAR-Staaten ihre Ziele erreichen. Bis 2010 wollen sie ein repräsentatives Netzwerk aus Schutzgebieten in Nordsee und Nordost-Atlantik schaffen, um bedrohte Arten, Korallenriffe, Seeberge oder Küstenstreifen dauerhaft zu bewahren. Bislang sind aber erst knapp 27.000 Quadratkilometer Schutzgebiete verwirklicht oder vorgeschlagen. Das entspricht gerade einmal 0,2 Prozent des Nordost-Atlantik. "Das ist viel zu wenig. Die meisten Regierungen haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht", kritisiert WWF-Experte Lutter. Auch das Ziel, die Einleitung gefährlicher Umweltgifte bis 2020 komplett zu stoppen, würden die Staaten mit ihrer bisherigen Politik nicht erreichen.