Professionelle Wasser-Kriminalität
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich der Wasserverbrauch der Landwirtschaft in den betroffenen Regionen verdoppelt. Tendenz weiter steigend. Gleichzeitig wurde wenig unternommen, um die Effizienz der Bewässerungstechnologie zu erhöhen. Hinzu kommt illegaler Wasserraubbau. Allein in Spanien gibt es 500.000 illegal gebohrte Brunnen. Dahinter verbergen sich allerdings nicht Privatpersonen, die damit einen vergleichsweise geringen Wasserbedarf decken, sondern große landwirtschaftliche Betriebe, die mit dem illegal entzogenen Wasser tausende Hektar Anbaufläche künstlich bewässern.
Wasservernichter Golfplatz
Doch nicht nur die Landwirtschaft gräbt sich durch mangelnde Nachhaltigkeit sprichwörtlich das eigene Wasser ab. Auch der Tourismus verschwendet die wichtige Ressource. Für die Bewässerung eines 18-Loch-Golfplatzes werden in Spanien jedes Jahr 700.000 Kubikmeter Wasser verbraucht. Damit ließe sich ein Jahr lang eine Stadt mit 15.000 Einwohnern mit Trinkwasser versorgen. Insgesamt gibt es in Spanien 317 Golfplätze. Zwar gibt es in der Türkei, wo ein Golfplatz einen vergleichbaren Wasserverbrauch aufweist, derzeit nur neun Anlagen, allerdings ist geplant, in den kommenden vier Jahren mehr als 100 neue Golfplätze zu errichten.
Metropolen geht das Wasser aus
"Hinzu kommt, dass wir an die Grenzen der künstlichen Flächenbewässerung stoßen", fügt WWF-Expertin August hinzu. Allein in Spanien wird eine Fläche von 30.000 km² künstlich bewässert. Das entspricht in etwa der doppelten Größe von Baden-Württemberg. Pro Quadratkilometer künstlich bewässerter Anbaufläche werden beispielsweise in Spanien jährlich 500 Mio. Liter Wasser verbraucht.
Die Folgen des Wasser-Raubbaus: Der Grundwasserspiegel sinkt, die Flüsse trocknen aus. So ist etwa in der Türkei, wo sogar eine Fläche von 48.900 km² bewässert wird, der Grundwasserspiegel in den vergangenen drei Jahrzehnten bereits um mehr als 14,3 Meter abgesunken. Inzwischen bemerken auch die Bewohner von Großstädten die Folgen. Während 2007 Istanbul, Ankara und Izmir gegen Ende des Sommers tageweise das Wasser abstellen mussten, ist es in diesem Jahr die spanische Metropole Barcelona, die bereits seit Mai Wasser per Schiff aus Frankreich importieren muss. "Sollte sich nicht grundsätzlich am Wassermanagement der Mittelmeerstaaten etwas ändern ist damit zu rechnen, dass Großstädte, aber auch Touristenzentren zukünftig ihren Wasserbedarf nicht mehr decken können", erklärt Dorothea August.
Gegenmaßnahmen
Mit-Autor und WWF-Kollege Martin Geiger fordert die Politik daher zu unverzüglichem Handeln auf: "Gegenwärtig wird auf europäischer Ebene viel Energie in die Entwicklung einer Strategie gegen Wasserknappheit und Dürre im Mittelmeerraum gesteckt, anstelle sich auf eine effektive Umsetzung und Stärkung der bereits existierenden und verankerten Rechtsvorschriften, wie etwa der Wasserrahmenrichtlinie zu konzentrieren." Der WWF betrachtet dieses Vorgehen als ein gefährliches Hinauszögern effektiver und verbindlicher Gegenmaßnahmen.