"Das ist eine historische Entscheidung. Die atemberaubende Vielfalt der Tiefsee wird gerettet", freut sich WWF-Meeresexperte Stephan Lutter. Der Mittelatlantische Rücken ist neben einem kleineren Gebiet im Mittelmeer weltweit erst das zweite Schutzgebiet außerhalb nationaler Gewässer. Der WWF hatte jahrelang auf die Ausweisung hingearbeitet. Sie sei das Ergebnis einer beispiellosen internationalen Zusammenarbeit zwischen Regierungen und Umweltschützern, lobt der WWF.
Bislang steht erst knapp ein halbes Prozent der Ozeane unter Schutz - die Schutzgebiete finden sich jedoch nahezu ausschließlich in den küstennahen Gewässern. Das neue Schutzgebiet entspricht den im Mai von der UN-Naturschutzkonferenz in Bonn verabschiedeten Kriterien für den Hochseeschutz. "Die Beschlüsse von Bonn und Brest sind Meilensteine für die Bewahrung der Ozeane", so Lutter.
Bislang macht dem Mittelatlantischen Rücken vor allem die Tiefseefischerei zu schaffen. Bodenschleppnetze hinterlassen Schneisen der Verwüstung an Seebergen und am Meeresboden. Hoch subventionierte Fangflotten jagen lukrative Arten wie den Granatbarsch. Dieser kann bis zu 100 Jahre alt werden, die Art gilt aufgrund ihrer langsamen Reproduktion als besonders gefährdet. Die Fischereikommission für den Nordost-Atlantik (NEAFC) hatte die Bodenfischerei bereits zuvor in einigen Gebieten eingeschränkt. Die Tabuzonen werden jetzt ausgeweitet.
Der Mittelatlantische Rücken ist ein Paradies für Korallen, Schwämme und andere Arten, die sich an seinen Felsen ausbreiten. Wale, Haie und Knochenfische finden an den Seebergen reichlich Nahrung und gute Bedingungen zur Fortpflanzung. Seevögel wie der Gelbschnabel-Sturmtaucher unternehmen weite Streifzüge dorthin. Da kaltes, nährstoffreiches Wasser auf den warmen Golfstrom trifft, herrschen hier ideale Bedingungen für die Produktion von Plankton. Die Erforschung der Tiefseeberge steht jedoch noch am Anfang. "Bei jeder Expedition werden neue Arten entdeckt", so WWF-Experte Lutter.