Der WWF fordert die Russische Regierung zum sofortigen Eingreifen auf. Moskau muss sich für die sofortige Rücknahme dieser Flächen aus den Einschlagskonzessionen einsetzen. "Mit der Versteigerung der geschützten Waldflächen legalisiert die Provinzregierung faktisch den kriminellen Raubbau an den Wäldern der Amurregion", so WWF Amurexperte Frank Mörschel, der derzeit in der Region weilt und sich ein Bild von der Lage macht. "Der begrenzt mögliche Holzeinschlag langt den Händlern schon lange nicht mehr, gut 50 Prozent der Holzausfuhren in der Region stammen aus illegalem Holzschlag. Diese Rodungen werden nun politisch legitimiert."
Die Provinzregierung selbst missachtet dabei eigene Abkommen. So werden beispielsweise neue, strenge Regulierungen für drei regionale und ein föderales Schutzgebiet verletzt. Zudem werden die Bedürfnisse der indigenen Bevölkerungsgruppen wie der Udegen und Nanai komplett ignoriert. Während sie keine Genehmigung zum geringen Holzeinschlag für den Eigenbedarf bekommt, werden große Flächen nun für den industriellen Holzeinschlag freigegeben.
"Das zeigt, dass die Provinzregierung nur an das Geschäft mit den oft skrupellosen Holzhändlern denkt", so Mörschel. "Das wird auch daran deutlich, dass sie nichts für den Schutz der WWF-Mitarbeiter unternimmt. Die Bedingungen für die WWF-Mitarbeiter vor Ort sind gefährlich. Regelmäßig werden Anschläge auf die Mitarbeiter des WWF verübt, Hütten abgebrannt oder Radmuttern gelöst. Wir haben es vor Ort mit einer regelrechten Holzmafia zu tun", so Mörschel.
In der Amurregion vereinen sich auf einer Fläche doppelt so groß wie Spanien Waldgebiete von unschätzbarem ökologischen Wert. Neben ihrer Funktion für das Weltklima sind sie unter anderem Heimat für zwei der seltensten Tierarten der Erde. Vom Amurtiger (auch Sibirischer Tiger genannt), gibt es noch rund 500 Exemplare. Der Amur-Leopard ist mit schätzungsweise 30 Exemplaren kurz vor dem Aussterben.
Die Amur-Region ist durch menschliche Eingriffe massiv in Gefahr: Vor allem die weltweite Nachfrage nach Holzprodukten wie Papier, Zellstoff und Möbeln. 50 Prozent der Holzausfuhren im Russischen Fernen Osten stammen aus illegalen Quellen, wie eine WWF-Studie im vergangenen Jahr zeigte. Über Weiterverarbeiter in China landet das illegal geschlagene Holz als fertige Produkte wie etwa Möbelstücke auch auf dem europäischen Markt. Der WWF rät deswegen den Verbrauchern in Deutschland, nur Holzprodukte mit dem FSC-Siegel zu kaufen. Produkte mit diesem Siegel stammen garantiert aus einer nachhaltigen Holzwirtschaft mit vorgegebenen Umwelt- und Sozialstandards.