- WWF-Leitfaden für Unternehmen zeigt, wie zusätzliche Klimafinanzierung wirklich hilft
- Das Prinzip „Geld für Tonne“ preist Klimafolgekosten realistisch ein
- Budgets gehören in die zukunftsgerichtete systemische Transformation investiert
Aber wie sollen Unternehmen zusätzliche Mittel zur Finanzierung des globalen Klimaschutzes bereitstellen? Wie dies ohne Greenwashing und Marketingclaims à la „klimaneutral“ funktioniert, zeigt der neue WWF-Leitfaden „FIT FÜR PARIS. Ein Nachfolgemodell für die CO2-Kompensation: wie Unternehmen zusätzlichen Klimaschutz finanzieren sollten“.
Öttl sagt: „Das Wichtigste für Unternehmen bleibt: Reduktion, Reduktion, Reduktion. Um ihre Klimastrategien ‚Fit für Paris‘ zu machen, müssen Unternehmen all ihre Treibhausgas-emissionen, sprich Scope 1 bis 3, entlang eines wissenschaftsbasierten Klimaziels reduzieren. Nur so hat die Welt eine Chance, innerhalb des Temperaturlimits des Pariser Abkommens von 1,5 Grad zu bleiben. Dies muss der Hauptfokus unternehmerischer Klimastrategien sein.“
Zusätzliche Klimafinanzierung ist aber ein wichtiger Bestandteil Paris-kompatibler Klimastrategien für Unternehmen. Soll die Welt bis 2050 netto keine Treibhausgase mehr ausstoßen, muss eine gewaltige Finanzierungslücke von mehreren hundert Billionen US-Dollar geschlossen werden.
„Wenn Unternehmen ihre Emissionen von morgen reduzieren und gleichzeitig auch finanziell Verantwortung für die weiterhin anfallenden Emissionen übernehmen, können sie einen wichtigen Beitrag zum Schließen dieser Finanzierungslücke und damit zum globalen Klimaschutz leisten", sagt Öttl. „Contribution, also einen Beitrag zum globalen Netto-Null-Ziel zu leisten, geht vor Kompensation des eigenen Fußabdrucks."
Wenn Unternehmen sozusagen als „Climate Stewards“ einen Beitrag zur schnelleren globalen Dekarbonisierung leisten wollen, rechnen sie nicht Tonne für Tonne auf, um zu zweifelhaften Neutralität-Claims zu kommen. „Idealerweise bepreisen Unternehmen all ihre in der Wertschöpfungskette weiterhin anfallenden Emissionen mit den Klimafolgekosten pro Tonne CO2“, sagt Öttl. Diese liegen dem Umweltbundesamt zufolge aktuell bei rund 200 pro Tonne CO2. Dies kann am Anfang mit hohen Emissionen mitunter zu sehr hohen Budgets führen, deswegen empfiehlt der WWF-Leitfaden einen schrittweisen Anstieg des veranschlagten CO2-Preises und die stufenweise Berücksichtigung aller Treibhausgasemissionen.
Das quantifizierte Budget investieren sie in vielseitig wirksame Klimaschutzprojekte, zum Beispiel in Landscape-Programme mit Nature-Based-Solutions. Auf diesem Weg löste die wirksamere „Geld-für-Tonne“-Finanzierung die alte „Tonne-für-Tonne“-Finanzierung ab. „Climate Stewards“ preisen die durch ihre Emissionen verursachten Klimaschäden realistisch ein und stärken damit die systematische Transformation und, statt mit zweifelhaften Methoden ihre Emissionen nachträglich zu verrechnen. Ein wichtiger Baustein für Paris-kompatible Klimastrategien in Unternehmen.
Weitere Informationen
- Download WWF-Leitfaden „FIT FÜR PARIS. Ein Nachfolgemodell für die CO2-Kompensation: wie Unternehmen zusätzlichen Klimaschutz finanzieren sollten“. (SHORT BRIEFING IN ENG)
- Download Grundlegender WWF-Leitfaden „FIT FÜR PARIS. Ein Leitfaden, wie sich unternehmerische Klimastrategien mit dem Pariser Abkommen vereinbaren lassen“
- Sebastian Öttl, Experte für nachhaltige Unternehmensführung, und Juliette de Grandpré, Expertin für Klimaschutz und Klima-Claims, stehen für Interviews und O-Töne zur Verfügung