Für Fischer ist Deutschland heute "ein offenes, menschenfreundliches" Land geworden: "Darauf können die Deutschen stolz sein." Joschka Fischer gibt zu: "Für mich wird trotzdem immer eine Spur Reserviertheit bleiben, nicht was die Zukunft betrifft, sondern die Vergangenheit. Das liegt an meinem Alter. Die Nachgeborenen haben es leichter. Meine Generation dagegen ist groß geworden in Trümmern, in einer vaterlosen Gesellschaft. Selbst wenn die Väter da waren, waren sie schwach. Du konntest dieses deutsche Erbe eigentlich nicht antreten, obwohl es dazu keine Alternative gab."
Fischer erinnert sich an frühere Jahre: "Als ich ein paar Jahre lang mit Freunden, zu viert oder fünft eingepfercht in irgendwelche Schrottlauben, nach Rom oder Paris fuhr und erlebte, mit welcher Selbstverständlichkeit die italienischen oder französischen Genossen ihre Volkstradition zelebrierten, die nicht vergiftet war wie unsere, wurde ich ganz neidisch. Die anderen hatten ihre Hauptstädte! Paris! Rom! London! Wir hatten Bonn. Deshalb war für mich klar, als wir mit der Regierung 1999 nach Berlin umgezogen sind: Ich muss in Mitte wohnen! Ich musste dahin. Ich musste mich vergewissern: Jetzt hast du’s auch, deine Hauptstadt!"