„Gleichberechtigung und Emanzipation werden im Krieg ganz besonders in Mitleidenschaft gezogen“, sagt Jaqueline Flory, Gründerin von Zeltschule e.V. „Mädchen und Frauen, die etwas gelernt haben, sind unabhängiger und können sich einfacher eine eigene Existenz aufbauen.“
Deswegen startet Zeltschule e.V. im Rahmen der Invicta-Kampagne auch das neue Independent-Girl-Programm, das es Teenager-Mädchen ermöglicht, eine weiterführende Schule bis zur Hochschulreife zu besuchen oder eine Berufsausbildung zu absolvieren. Durch diese Ausbildungsmöglichkeiten, die es sonst in den Flüchtlingscamps nicht gibt, werden die Mädchen für die Zukunft gestärkt und erhalten die Möglichkeit, ihr Leben selbst zu gestalten. Als Patin des Independent-Girl-Programms konnte Zeltschule e.V. die Schauspielerin Annika Preil („Anna und die wilden Tiere“, kika) gewinnen, die zum Kampagnenstart auf Instagram von ihrem Engagement berichten wird. Zeltschule-Gründerin Jaqueline Flory wird außerdem in einem live Online-Q&A (Facebook und Instagram) erklären, warum es gerade so wichtig ist, Mädchen und Frauen in den Camps zu unterstützen. Ebenfalls einen tiefen Einblick in die Arbeit von Zeltschule e.V. gibt das Buch „Invicta – Feministisches (Über-)Leben auf der Flucht“, das im März erscheint und über den Online-Shop des Vereins erhältlich sein wird.
Mit der Invicta-Kampagne geht Zeltschule e.V. ganz konkret auf die Bedürfnisse der Mädchen und Frauen in den Flüchtlingscamps im Libanon und in Syrien ein:
Der Zeltschule-Alphabetisierungskurs richtet sich an die Frauen und Mütter in den Camps, die nicht lesen können, und macht sie so fit für den Alltag nach der Rückkehr in ihre Heimat. Dadurch dass der Unterricht die Frauen etwa praktisch in die Lage versetzt, Miet– und Arbeitsverträge zu verstehen, Bewerbungen zu schreiben oder Anleitungen zu lesen, stärkt er sie enorm in ihrer Unabhängigkeit.
Die Zeltschule-Women´s Workshops eröffnen den Frauen nicht nur die Möglichkeit, etwas Neues zu lernen, sondern auch neue Einkommensquellen. Die Frauen erlernen unterschiedliche Handarbeitstechniken, mit denen sie nach ihrer Rückkehr in die Heimat Geld verdienen können. Außerdem kommen sie über die Workshops in engen Austausch mit anderen Frauen und finden sinnvolle Beschäftigung im tristen Camp-Alltag. Derzeit werden die handgefertigten Produkte über den Online-Shop von Zeltschule e.V. verkauft.
Die Zeltschule-“Witwentüte“ ist für Frauen gedacht, die der Krieg zu Witwen gemacht hat. Häufig versuchen sie, ihre Kinder durch illegale Arbeit über Wasser zu halten und leben deshalb in ständiger Angst, erwischt und aus dem Libanon ausgewiesen zu werden. Die Witwentüten enthalten Grundnahrungsmittel, die je nach Familienzusammensetzung aufeinander abgestimmt sind.
In der Zeltschule-Frauensprechstunde können sich alle Mädchen und Frauen der Camps an sieben Tagen pro Woche von einer Hebamme und einer Krankenschwester beraten lassen – und einmal pro Woche von einer Gynäkologin. Denn die Geflüchteten haben oft keinerlei Zugang zu medizinischer Versorgung und der kostenlose Zugang zu Vorsorgeuntersuchung, Verhütungsmitteln, Schwangerschafts- und Säuglingsberatung ist ein wichtiger Faktor, um die Mädchen und Frauen in den Camps zu stärken.
Frauen und Mädchen auf der Flucht und in Kriegen sind besonders von sexueller Gewalt bedroht. Zudem werden Mädchen häufig von ihren Eltern viel zu früh in „Versorgungsehen“ verheiratet, um ihnen ein vermeintlich besseres Leben zu ermöglichen. Das #notmetoo-Programm setzt dieser traurigen Realität sexuelle Aufklärung von Mädchen und (!) Jungen entgegen, um ihnen alternative Perspektiven aufzuzeigen.