Zu lange habe die Kirche Reformen verweigert, zu lange habe sie „das Miteinander der Christinnen und Christen durch Machtmissbrauch gestört und verletzt“, sagte sie: „Das muss aufhören!“ Der Synodale Weg, auf dem die Kirche in Deutschland unterwegs sei, müsse „spürbare Veränderungen erwirken“.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Georg Bätzing, hielt eine Dialogpredigt mit Dr. Katrin Brockmöller, der Direktorin des Katholischen Bibelwerks in Stuttgart. Der Bischof sagte, Leben zu teilen bedeute nicht, „den kleinsten gemeinsamen Nenner“ zu suchen, „sondern Einmütigkeit in Vielfalt“. Brockmöller warf ein, dass eine solche Einmütigkeit nur die „Frucht einer Beziehung“ sein könne, die Menschen in Offenheit füreinander suchen müssten. Bätzing malte die Vision einer Kirche, die wie „eine Stadt voller Leben“ sei, „für alle und von Gott erfüllt“.
Der Bischof der gastgebenden Diözese, Dr. Gebhard Fürst, hatte sich zuvor bereits auf dem Katholikentag überzeugt gezeigt, dass von Stuttgart „ein starkes Glaubenszeichen für den Frieden“ ausgehe. „Schon bei der Eröffnung des Katholikentags haben zahlreiche Besucherinnen und Besucher Schals in den Farben der Ukraine in den Himmel gehalten. Ich war tief berührt, als am vergangenen Freitag beim Friedensgebet eine Friedensglocke erklungen ist. Geflüchtete aus der Ukraine haben uns alle mit hineingenommen in ihr Schicksal und ihren Schmerz. In diesem Moment ging ein deutliches Signal aus: Als Christinnen und Christen müssen wir uns dem Grauen des Kriegs in der Ukraine und an allen anderen Orten auf der Welt stellen. Wir teilen mit den Opfern der Krieges unser Leben, wir teilen ihre Trauer und wir teilen ihre Hoffnung auf einen baldigen Frieden. Ich bin dankbar, dass Politiker höchsten Ranges, unser Bundespräsident und auch Bundeskanzler Scholz, unsere Mitwirkung eindeutig einforderten“, sagte er. Er teile aber auch „die Sorge um diese katholische Kirche. Der Katholikentag hat uns allen viele Impulse zur Erneuerung mitgegeben“.
Der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Marc Frings, sagte, die katholische Zivilgesellschaft, die den Katholikentag durch das ZdK ausrichte, habe „einen Beitrag dazu zu leisten, dass wir für junge Menschen attraktiv bleiben“. Knapp vierzig Veranstaltungen für junge Erwachsene hätten in Stuttgart markiert, dass sich der Katholikentag dieser Altersgruppe besonders annehme. Der fünftägige Event müsse sich aber nicht nur um dieser Gruppe willen immer wieder neuen Herausforderungen stellen. „Wo sonst treffen sich so viele Menschen mit so diversen Hintergründen, konfessionellen Zugehörigkeiten und aus so unterschiedlichen Schichten, um über Politik, Gesellschaft und Kirche zu diskutieren?“ Das sei Auftrag dafür, den Katholikentag immer wieder zu verändern und den Bedürfnissen der Menschen anzupassen. Im Blick auf den nächsten Katholikentag in Erfurt 2024 sei das „eine spannende Aufgabe, die wir gemeinsam mit dem Bistum Erfurt angehen“.
Am 102. Deutschen Katholikentag haben 27.000 Gäste in Präsenz teilgenommen, mehr als 300.000 Zugriffe auf die Website katholikentag.de waren zu verzeichnen, wo eine Reihe von Veranstaltungen und große Gottesdienste im Livestream verfolgt werden konnten. Am Abend der Begegnung wie auch am „Fest am Samstag“ hatten je 20.000 Menschen teilgenommen, am Himmelfahrts-Gottesdienst 9000 Menschen, am Schlussgottesdienst 6000.