Am Samstagmittag lud die neue Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Dr. Irme Stetter-Karp, von der Vollversammlung in Berlin aus zum Katholikentag in Stuttgart ein. Dessen Leitwort „leben teilen“ markiere ein Stück ihres Selbstverständnisses im neuen Amt, sagte sie. Ihr gehe es – wie beim Katholikentag, den sie im Mai eröffnen werde – „um gute Begegnungen und gute Diskussionen“. Wenn dies gelinge, sei das ZdK eine starke Kraft in den gesellschaftlichen Zukunftsdebatten.
Die hybride Vollversammlung der ZdK-Mitglieder wurde zu diesem Zeitpunkt unterbrochen. Sie wird am 7. Dezember 2021 digital fortgesetzt. Dann sind die Mitglieder des Hauptausschusses des ZdK und der Gemeinsamen Konferenz mit den deutschen Bischöfen zu wählen.
Die Vollversammlung am 19. und 20. November 2021 stellte sich einer Vielzahl von Themen. Politische und kirchenpolitische Anträge wurden am Samstag diskutiert und mit satten Mehrheiten angenommen. So rief das ZdK zur weltweiten Solidarität bei der Verteilung von Impfstoffen gegen das Corona-Virus auf, verlangte die vorbehaltlose Umsetzung der Istanbul-Konvention zum Schutz vor Gewalt gegenüber Frauen und mahnte den Schutz von Menschen auf der Flucht an. Innerkirchlich soll es eine Aufstockung der Ressourcen für den Synodalen Weg geben, um seinen Erfolg möglich zu machen.
Zwei Zeithistoriker aus Münster, Prof. Thomas Großbölting und Prof. Klaus Große Kracht, berichteten von ihrem interdisziplinären Forschungsprojekt zum sexuellen Missbrauch in kirchlichem Kontext. Ein ZdK-Arbeitskreis hat sich zu diesem Thema im April 2021 gegründet, der sich von Betroffenen beraten und begleiten lässt. Die neue ZdK-Präsidentin Stetter-Karp erklärte: „Das Zentralkomitee steht an der Seite der Betroffenen.“ Es reiche nicht aus, die Aufarbeitung als Aufgabe der Bischofskonferenz zu betrachten. Man habe in diesem Punkt einen „Lernprozess“ hinter sich, hatte am Vortag bereits der scheidende Präsident Prof. Thomas Sternberg gesagt.
Antje Jackelén, Erzbischöfin in Uppsala, sprach der Vollversammlung in einer Livebotschaft aus Schweden Mut zum Weitergehen auf dem Synodalen Weg zu. „Kirche lebt in der Welt und muss das auch tun.“ Deshalb dürfe sich niemand scheuen, die wahren Probleme der Kirchen anzusprechen und das Christentum dort zum Thema zu machen, wo es sich im Staub der alltäglichen Wege bewähren müsse: „Auch Jesus hatte schmutzige Füße.“ Die „Zeit ökumenischer Schadenfreude“ sei lange vorbei, sagte die lutherische Bischöfin. „Wir sitzen als Christinnen und Christen in einem Boot.“ Jackeléns Beitrag setzte die Reihe ökumenischer „Außenblicke“ auf das ZdK und seine Arbeit fort, wie sie seit einiger Zeit bei Vollversammlungen auf der Tagesordnung sind.
Der Umbruch in der personellen Besetzung des Präsidiums und dem Kreis der Sprecher*innen der Sachbereiche ist Auftakt des ZdK-Aufbruchs von Bonn nach Berlin. Zum Jahreswechsel wird der Standort des Generalsekretariats an die Schönhauser Allee 182 verlegt.