Impfpflicht - ja oder nein? Für Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) ist das keine Frage mehr. „Wir werden als Gesellschaft unsere Freiheit nur zurückgewinnen, wenn wir solidarisch sind. Solidarität heißt in der Corona-Pandemie, sich impfen zu lassen. Die bislang freie individuelle Entscheidung muss nun durch einen klaren politischen Beschluss flankiert werden. Wir brauchen die Impfpflicht – jetzt.“
Hinter den hohen Infektionszahlen stünden Menschen, sagt Stetter-Karp. „Es geht um ihr Leiden, ihre Isolation, ihr Sterben.“ Verzichte man bei einer 7-Tage-Inzidenz, die mittlerweile im Bundesdurchschnitt bei über 400 liege, weiter auf die Pflicht, sich impfen zu lassen, litten vor allem vulnerable Gruppen unter den Folgen: „Die Älteren, die Kinder, medizinisches Personal, die Pflegerinnen und Pfleger, Menschen mit Vorerkrankungen sind diejenigen, die am stärksten betroffen sind von der Weigerung anderer, ein Impfangebot anzunehmen. Das ist einer solidarischen Gesellschaft nicht würdig“, so die ZdK-Präsidentin.
Die Entscheidung, die getroffen werden müsse, sei im Kern diese: „Wollen wir Leben teilen? Oder wollen wir Leben preisgeben?“ Weil die Frage so klar im Raum stehe, müsse auch die politische Entscheidung zur Impfpflicht kommen. „Wir geben unsere Gemeinschaft preis, unsere solidarischen Werte als Gesellschaft, wenn wir jetzt nicht handeln. Freiheit ist ein hohes Gut, das bislang gegen eine Impfpflicht angeführt wurde. Aber diese Freiheit ist nicht mehr wirklich da. Sie ist uns durch die massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens verloren gegangen. Und sie ist nur zurückzugewinnen, wenn sich nun alle impfen lassen, bei denen medizinisch nichts dagegensteht.“
Irme Stetter-Karp ist dankbar, dass sich das ZdK in der Debatte um verpflichtende Corona-Impfungen auch mit evangelischen Verbänden einig weiß. So hatte der Diakonie-Präsident Ulrich Lilie gestern „eine Pflicht der Allgemeinheit“ benannt, sich zum Schutz der besonders Verletzlichen impfen zu lassen.