Menschen und enorme Sachwerte sind der Katastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz zum Opfer gefallen. In unserem eigenen Bürogebäude in Aachen-Kornelimüster stand das Wasser 1,50 Meter hoch. Wir fühlen mit den Opfern in Deutschland, aber auch in Belgien, wo es besonders den östlichen Landesteil äußerst schlimm getroffen hat.
Um zumindest die Sachschäden abzusichern und berufliche Existenzen zu bewahren, halten wir eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden für unbedingt erforderlich. Eine solche Versicherung besteht bereits in Belgien. In Deutschland hingegen ist noch nicht einmal jeder zweite Haushalt gegen Elementarschäden versichert.
Heute geht es in Belgien nicht darum, ob die Schäden bereits versichert sind oder nicht. Es geht vielmehr darum, den Geschädigten schnellstmöglich Unterstützung zukommen zu lassen und den Wiederaufbau zu organisieren. Das versteht sich von selbst.
In Deutschland beginnt die Diskussion, wie den Betreffenden zu helfen ist. Politiker schauen in die Kameras und machen Versprechungen, wie sie den Nichtversicherten helfen möchten.
Eine Pflichtversicherung sorgt auch dafür, dass der Wiederaufbau schneller vorankommt, weil schlicht das Geld da ist. Während in Frankreich -wie auch in Belgien besteht hier eine Pflichtversicherung- der Pilgerort Lourdes nach einer verheerenden Flut im Juni 2013 innerhalb von acht Monaten wieder vollkommen aufgebaut war und die ersten Herbergsbetriebe schon nach drei Monaten wieder funktionsfähig waren, wird es in Deutschland vermutlich deutlich länger dauern wie die Erfahrungen in Goslar (2017) und Mechernich (2016) gezeigt haben. Viele Betriebe mussten Insolvenz anmelden.
In der ehemaligen DDR waren Elementarschäden durch die staatliche Versicherung abgedeckt. Doch nach dem Elbehochwasser in 2002 stornierte die Allianz als aufnehmende Gesellschaft diese Deckung, sodass heute gerade in Ostdeutschland die niedrigste Versicherungsdichte in Deutschland vorherrscht (z.B. 36% in Brandenburg).
In Deutschland baut die Politik und die Versicherungswirtschaft auf die Einsicht der Kunden, sich selbst zu versichern. Doch angesichts der aktuellen Erfahrungen ist damit zu rechnen, dass die Prämien für Neukunden nicht in Frankreich lediglich einen Aufpreis von 12% auf die Wohngebäudeprämie darstellen, sondern wesentlich höher sein werden.
Wir meinen, dass die deutsche Versicherungswirtschaft nicht in der Lage sein wird, angesichts des Klimawandels, Elementarschäden ohne Hilfe des Staates zu einem akzeptablen Preis zu versichern.
Von daher appellieren wir, wie in Frankreich ein Rückversicherungsvehikel zu schaffen, dass diese Spitzenrisiken trägt, womit der Elementarschadenschutz für alle gewährleistet werden kann. Dieses Rückversicherungsvehikel könnte idealerweise europäisch organisiert sein und in den aktuellen Klimaschutzplan der EU eingebunden werden.
Wir verweisen auch auf den der Mail beiliegendenArtikel in der "Zeitschrift für das Versicherungswesen 21/2017": Carsten Zielke: "Elementarschadenversicherung- Pflichtversicherung oder nicht? Gedanken über eine neue Versicherungslösung.