Die Kunst der Moderne zeichnet sich in ihren besten Momenten dadurch aus, dass sie immer wieder um die Überprüfung ihrer selbst bemüht ist.
Aus diesem Grund hat es sich das ZKM vor 25 Jahren zur Aufgabe gemacht, das Projekt der Moderne zu re-editieren. Neben der Abstraktion und der Objektkunst, den Errungenschaften der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts, hat es sich daher auf die Leistungen der Avantgarde in der zweiten Jahrhunderthälfte konzentriert, die als eine Reihe von Wenden beschrieben werden können: auf den linguistic turn, den iconic turn folgten die performative und die installative Wende usw. Partizipation des Publikums, Interaktivität spielen eine zentrale Rolle in den zwei neuen Kunstgattungen: der Medienkunst und der Kunst der Handlung.
Das ZKM hat gemäß seinem Titel als Museum aller Gattungen und Medien einen Schwerpunkt auf Medien- und Handlungskunst gelegt. Es hat in den Jahrzehnten seiner Existenz nicht nur wesentlich dazu beigetragen, die Medienkunst als eine anerkannte, autonome Kunstform darzustellen, sondern auch gezeigt, dass der Trumpf der neuen Medien auch in der Umformung der alten Medien wie Malerei und Skulptur zu sehen ist. Insofern hat sich das ZKM weltweit als Erfolgsmodell durchgesetzt.
Das Programm der ersten Jahreshälfte 2014 folgt auch diesen Schwerpunkten.
Mit der Ausstellung SCHRIFTFILME wird eines der ältesten Medien in seiner aktuellen Ausformung dargestellt. Schrift als ursprüngliches Medium, mit seiner Geschichte der beweglichen Lettern (Gutenberg), wird in den neuen Medien Film und Video als bewegte Bilder gezeigt. Dies im historischen Augenblick, in dem der alphanumerische Code (Programmiersprachen und Algorithmen) das Universum der Schrift auf neue und unvorhersehbare Weise ausdehnt.
Mapping Spaces zeigt im Lichte gegenwärtiger terrestrischer Vermessungsstrategien wie z. B. die GPS-Ortung, dass bereits die Landschaftsmalerei des 17. Jahrhundert sich einem Netzwerk des Wissens verdankt, der Allianz von Geodäten, Mathematikern, Feldforschern und Malern. Ein weiteres Beispiel des Zusammenhangs von Kunst und Technologie, von alten und neuen Medien, aus einer innovativen Perspektive.
Die Ausstellung der Sammlung Julia Stoschek bietet einen profilierten
Überblick über die aktuellen Hauptwerke der internationalen Videokunst, aber damit auch über die Transformationen einer von Medien dominierten Welt. Kunst und Medientechnologie gehen in dieser Sammlung eine irritierende Verbindung ein, die ebenfalls neue sensorische und kognitive Räume vermisst. Der Titel High Performance. Die Julia Stoschek Collection zu Gast im ZKM verweist auf Positionen der Performativität - das zweite Leitmotiv neben der Medienkunst, welches das Ausstellungsprogramm des ZKM durchzieht.
Am Beispiel von Sasha Waltz. Installationen Objekte Performances wird eine sehr aktuelle Position der Performance gezeigt, nämlich die installative Wende: die Verwandlung der zeitbasierten Kunst des Tanzes in die raumbasierten Künste der Installationen und Objekte.
Mit Aktion Demonstration Partizipation. Beuys Brock Vostell wird eine neue Perspektive auf das Wirken dieser drei in den 1960er- Jahren kollaborierenden Künstler entwickelt. Es werden die Gemeinsamkeiten wie auch die Differenzen, vom Künstler als Akteur zum Publikum als Teilnehmer, gezeigt. Die Grundlagen der zeitgenössischen Performance wurden von diesen drei Künstlern in ihren vielfältigen Aufführungsformen gelegt.
Die Publikumsbeteiligung in den erweiterten Künsten der 1960er-Jahre ist offensichtlich mit der Bürgerbeteiligung in die politische Sphäre vorgedrungen. Neue Formen der Aktion und Demonstration von einer Menge anonymer Individuen erobern den öffentlichen Raum. Die Ausstellung global aCtIVISm untersucht dieses Phänomen der Durchdringung klassischer, urbaner Öffentlichkeit mit der neuen, globalen Öffentlichkeit sozialer Medien.
Die Ausstellung WELTREISE. Kunst aus Deutschland unterwegs.
Werke aus dem Kunstbestand des ifa 1949 - heute markiert das Thema der Effekte der Mondialisierung und Globalisierung, dem das ZKM sich seit einigen Jahren widmet.
Mit der Ausstellung Kata Legrady. Smart Pistols wird auf einen der erschreckendsten Effekte der Globalisierung hingewiesen: auf den steigenden Gewaltpegel der Gesellschaft und die virusartige Verbreitung und die indirekte Verherrlichung des Terrors durch die Massenmedien.
Die Theaterperformance Gaïa Global Circus von Bruno Latour zeigt uns auf tragisch-komische Weise die globale Bedrohung durch die Klimakrise, das anbrechende Anthropozän.
All diese Ausstellungen können als Stationen zu einem der größten Ausstellungsprojekte des ZKM betrachtet werden: die GLOBALE, eine Großausstellung, die 2015 die Vielfalt und den Reichtum der gegenwärtigen globalen Kunstproduktion, ihre erstaunlichen Innovationen und Kompetenzen, ihre Alternativen und Utopien im Wettbewerb mit Technik und Wissenschaft zeigen wird.
PROGRAMM der ersten Jahreshälfte