Das 1927 vom damaligen Direktor Adolf Wendnagel im Zoo Basel eröffnete Vogelhaus ist am 24. Juli 80 Jahre alt geworden. Bei der Einweihung beherbergte das Haus rund 1400 Vögel in 169 Arten; heute sind es noch etwa 70 Tiere in 30 Arten. In der wechselvollen Geschichte wohnten im Haus Schlangen, Flughunde, Menschenaffen, Krokodile und ein Komodowaran. Die damals üblichen, unzähligen Vogelkäfige der Anfangszeit sind im Verlauf der Zeit geöffnet worden und grosszügigen Volieren gewichen. Seit Mitte der 70-er Jahre wird auch die Halle als Flugraum genutzt und 13 Vogelarten nisten im dichten Grün der Pflanzen.
Als die ersten Journalisten bei der Eröffnung 1927 das Vogelhaus betraten, hüpften und sangen farbenprächtige Vögel aus fünf Kontinenten in über 100 Einzelkäfigen und unzähligen Volieren. Auf der einen Längsseite waren sie in zehn grossen Räumen mit äusseren Flugkäfigen familienweise untergebracht, auf der anderen, nach Arten getrennt in kleinen Käfigen. Nebst populären Arten fanden sich ornithologische Kostbarkeiten - von der Alpenkrähe bis zum südamerikanischen Königsgeier und von der Kronentaube bis zum Lachenden Hans, dessen Artgenossen bis heute im Vogelhaus ihr Gelächter hören lassen. Die beeindruckende Vogelsammlung hatte Wendnagel innerhalb kürzester Zeit auf einer Einkaufsreise beschafft und das Haus galt damals als eines der schönsten aller zoologischen Gärten.
22 Jahre später hatten bereits eine Vielzahl an Reptilien Einzug gehalten. Unter den Palmen und tropischen Schlingpflanzen in der Mitte des Gebäudes lebten in diskret eingebauten Glaskästen Gift- und Riesenschlangen, Warane, Kröten und Schildkröten, kleine Krokodile, Geckos und Eidechsen. Die Publikumslieblinge waren damals aber nicht die bunten Vögel, sondern eine Gruppe von Menschenaffen. Schimpansen und Gorillas stand, wie der Festschrift von 1949 zum 75. Jubiläum des Zoo Basel zu entnehmen ist, ein 'besonders konstruierter Klimakäfig zur Verfügung.' Er war vom Publikum luftdicht abgeschlossen, damit keine Keime hineingelangten oder Besucher den Tieren Futter anbieten konnten. Dreimal täglich setzten sich die Menschenaffen unter Aufsicht des Tierpflegers, Carl Stemmler, an den Tisch, um ihre Mahlzeiten einzunehmen. Stolz wird in der Jubiläumsschrift erwähnt, dass der Gorilla Achilla sich durch 'besonders manierliches Betragen' auszeichne und das Bild des Pfleglings sogar in verschiedenen amerikanischen Zeitungen erschienen sei. Auch die 1959 geborene Gorilla-Seniorin Goma, die heute noch im Affenhaus lebt, verbrachte die erste Zeit ihres Lebens im Vogelhaus. Seit 1969 sind die Menschenaffen im Affenhaus untergebracht und leben in Gemeinschaft mit ihren Artgenossen, ohne menschlichen Einfluss auf ihr Verhalten.
Ab 1954 wurden die vielen kleinen Vogelkäfige ersetzt und mit der Erstellung des Vivariums 1972 endete auch die Einquartierung der Reptilien und Amphibien. Das Haus, das über Jahre ein Sammelsurium verschiedenster Tierarten gewesen war, wurde wieder zum Vogelhaus und neue Bepflanzungen und geöffnete Einzelkäfige gaben dem Haus ein neues Gesicht.
In den 80 Jahren, in denen das Vogelhaus die Zoogeschichte begleitet hat, hat die Zootierhaltung revolutionäre Änderungen durchgemacht. Enge Käfige sind Gehegelandschaften und grosszügigen Volieren gewichen. Das damals als Basilika erbaute Vogelhaus steht als Zeuge seiner Zeit heute noch im Zoo Basel und hat trotz oder gerade wegen seines nostalgischen Charmes eine Reihe von Liebhabern, die seine besinnliche Atmosphäre schätzen.