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Event ID: 30905

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Ausstellung: Wolfgang Walkensteiner | ( warum KUNST und NICHT NICHT ? )

Radikale Ungewissheit begleitet längst unser Da-Sein, schon lauert an jeder Straßenecke eine gigantische Wurst aus Blech, auf den Seen schwimmt Öl und flirrt spektroskopische Effekte auf die Augäpfel, Drohnen spuken über uns. Selbst der Herbst ist längst nicht mehr, was er einmal war. Nun gut. Im kleinen gallischen Dorf, das nun von Künstler:innen gehalten wird, bricht der Tag an:

Die Frage „warum KUNST und NICHT NICHT“ stellt fest, dass es sie gibt, die Kunst - davon ist auszugehen. Mögliche spirituelle als auch gesichert kapitalistische Unterwanderungen sichern weiterhin ihren Bestand, wir sollten uns keine Sorgen um ihr Weiterleben machen.

Im Wissen um seine eigene Zeitlichkeit scheint der Mensch einer unausrottbaren Sehnsucht nach Bleibendem überantwortet, nach dem Wert schlechthin, dem Orientierungspunkt, der ihm Sicherheit in seinem Streben nach Freiheit anbietet. Er überlebt also mit dem Bedürfnis, das Unvergängliche zu wollen, es zumindest nicht aus den Augen zu verlieren. Anthropologische und psychologische Gründe sind dafür maßgebend, nach ihnen soll nicht weiter gefragt werden. 

Die letzte Instanz, die der damit in Zusammenhang stehenden Anforderung an ein Sinn stiftendes und gelingendes Leben entspricht, ist - nach dem Verbrauch religiöser Weltmodelle, der Fragwürdigkeiten wissenschaftlicher Erkenntnisse als Resultate der Quantenphysik aber auch der Nutzlosigkeit der Antworten, die philosophisches Denken zum Thema beiträgt, - die bunte Vielfalt und letztlich Unüberschaubarkeit künstlerischer Äußerungen.

Darüber täuscht auch keine documenta hinweg. Die astronomischen Summen, die für Werke der bildenden Kunst bei Auktionen gezahlt werden, sind zumindest ein Hinweis darauf. So ist es also nicht die in Ratlosigkeit abgedriftete Kunstkritik, sondern die Schlagzeile, die mit neuen Rekordergebnissen an der Auktionsfront das öffentliche Interesse dominiert. Kunstwerke scheinen also grundsätzlich der Sehnsucht nach diesem Bleibenden, Unvergänglichen zu entsprechen. So weit so gut. Dagegen ist nichts einzuwenden. Weltweit harren geschätzte 400 geplante Museen ihrer Errichtung sowie Befüllung mit Unvergänglichem. 

Und selbst wenn ein von Joseph Beuys zu Hilfe genommener „erweiterter“ Kunstbegriff das Regime der Philosophie bezüglich ihrer Deutungshoheit nicht entmachtet hat, produzierte er zumindest luftige Höhen bzw. Himmel, aus denen die jungen und jüngsten Meister:innen des Metiers fallen, oft genug in die Arme von Spekulanten und Dabeiseinern. Kunst geriert Geld und Ansehen, dass sie seit Hegel, spätestens seit Heidegger und Adorno tot sei, spielt dabei keine Rolle.

„Einerseits und andererseits“ formuliert zum Thema der gesunde Menschenverstand. „Kunst“ als das schlichtweg An-sich-Begriffene, lässt sich auf diese Weise in zwei Komponenten zerlegen, die in diesem Zusammenhang als nützlich erscheinen: das ERHABENE und das SCHÖNE. Zwei Begriffe also, die sich wiederum im SINN von Kunst gleichsam erfüllen, der allerdings nicht existiert, eher subsistiert bzw. insistiert also nicht abtrennbar ist vom Gegenstand seiner Sinnstiftung, jenem Material also, dessen Sinn er verkörpert.

Das Erhabene stelle ich als GIRAFFE vor, das Schöne als SCHWAN.
Zum Zeichen, zum Symbol erhobene Materialitäten somit, die in Bildern, Objekten und Skulpturen dargestellt, gezeigt, bedeutet und manifest werden können.

Somit wurde einerseits der SINN des Erhabenen und des Schönen, der sich aus der Frage nach der Kunst darstellen lässt, exponiert. Als Nichtsinn und als Unsinn entfaltet er andererseits seine Aufführungspraxis. Seine Turnübungen führen ihn durch alle Bereiche künstlerischer Erzeugung und Praxis. Ineinander geflochten, nebeneinander oder auch parallel verlaufend entwickelt er jene Differenz, die ich als „Schallmauer“ symbolisch materialisiere. In Wirklichkeit, in der Realität tatsächlich absolut unsichtbar, ist die Schallmauer von der modernen elektronischen Sichtbarmachung mittels ausreichender Datenmenge dennoch virtuell herstell- und somit auch ab-Bild-bar. 

Dem Künstler, der Künstlerin sind hier allerdings keine Grenzen gesetzt. Sie errichten und durchstoßen diese SCHALLMAUER im subjektiven Schaffen, als Phantasma, als Evokation, als Werk, in ihrem künstlerischen Eifer wird jede dieser Darstellungen anders sein, sobald sie einem um die Ohren fliegt. Diese „Schallmauer“ ist die Differenz an sich, sie trennt die Giraffe vom Schwan, den Nichtsinn vom Unsinn, das Erhabene vom Schönen, den Tag von der Nacht, den Tod vom Leben.
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