Marianne Karmon war für viele Freiwillige und Mitarbeitende eine warmherzige und äußerst weltkundige Gesprächspartnerin. Sie begegnete den jungen Menschen aus Deutschland aufgeschlossen und sehr interessiert. Sie konnte mitreißend aus ihrem Leben und von ihren vielen Reisen erzählen. Sie sprach aber auch offen über ihre schwierigen Lebenserfahrungen. Zugleich nahm sie immer auch Anteil am Alltag und den Erlebnissen der jungen Freiwilligen. Die Begegnungen auf ihrer wunderbaren Terrasse mit Blick über Jerusalem gehören für viele von uns zu den schönen Erinnerungen an ihre Zeit in Israel.
Marianne Karmon hat viel Leid und Verlust erlebt. Sie wurde 1921 in Berlin geboren und konnte 1939 vor der antisemitischen Verfolgung mit einer zionistischen Jugendorganisation nach Schweden fliehen. Als junge Frau arbeitete sie auf Bauernhöfen und betreute Kinder. Hier blieb sie zehn Jahr und ihre Tochter kam auf die Welt. Seit 1949 lebte sie in Israel und dokumentierte aufmerksam mit ihrer Kamera den Wandel des Landes. Der Tod ihrer einzigen Tochter Manja Mitte der 1990-er Jahre war für sie besonders einschneidend.
Marianne suchte und pflegte früh den Kontakt mit Menschen aus Deutschland. 1980 wurde sie Vorsitzende der Israelisch-Deutschen Gesellschaft und auch im israelischen Verein der Freunde von ASF wirkte sie prägend mit.
Nach dem 7. Oktober war Marianne Karmon sehr aufgewühlt von den furchtbaren Ereignissen, fühlte sich in Jerusalem aber sicher. Die viel gereiste Kartografin war weltgewandt und Israel wurde ihr zu einer zweiten Heimat.