Unmittelbar nach der Freilassung begannen alle acht Aras, sich schnell an ihren neuen Lebensraum anzupassen. Sie unternahmen gemeinsame Erkundungsflüge, suchten nach einheimischen Pflanzen und lernten wichtige Fähigkeiten für das Überleben in freier Wildbahn, indem sie das Verhalten anderer heimischer Papageien wie das des Rotrückenaras beobachteten. Drei Monate nach der Auswilderung sind die bisherigen Ergebnisse regelrecht erstaunlich: 75 Prozent der ausgewilderten Vögel leben noch und bilden in der Nähe der Auswilderungsstelle einen Schwarm.
„Wie bei allen derartigen Bemühungen wurden jedoch einige Verluste erwartet.“ erklärt Tom White, Wildtierbiologe und Berater des Projekts. „So war es für uns zwar bedauerlich, aber nicht überraschend, dass einige der freigelassenen Vögel schließlich die Umgebung des Auswilderungsgebiets verließen und auf eigene Faust erkundeten.“
Der erste Spix-Ara verschwand am 25. August 2022. Nach acht Tagen wurde er per Funktelemetrie in einiger Entfernung ausfindig gemacht und mit einem Schwarm einheimischer Papageien fliegend und auf Nahrungssuche gesichtet, bevor sein Signal erneut verloren ging. Der andere verließ aus unbekannten Gründen am 6. September 2022 ebenfalls das Auswilderungsgebiet. Leider wurde dieser einsame Ara jedoch am nächsten Tag einige Kilometer von der Auswilderungsstelle entfernt Opfer eines Raubvogels.
Wiederansiedlungen sind für jede Art eine große Herausforderung, insbesondere für eine, die zuvor in freier Wildbahn ausgestorben war. Obwohl Verluste unvermeidlich auftreten können, kann eine sorgfältige und sorgfältige Planung und Ausführung dazu beitragen, diese stark zu reduzieren oder zu begrenzen. In der Tat bieten Verluste selbst auch Gelegenheiten zum kontinuierlichen Lernen und Bewerten von Techniken und Strategien. Dazu erläutert Dr. Cromwell Purchase, ACTP-Direktor Brasilien und Manager des Spix’s Macaw Release Center in der Caatinga: „Unsere bisherigen Ergebnisse zeigen uns, dass sich die Aras erfolgreich an die Wildnis anpassen, die Funkortungsgeräte wie vorgesehen funktionieren und unsere Gesamtstrategie sich bisher als solide und effektiv erwiesen hat. Die freigelassenen Papageien werden allmählich unabhängig; Die meisten bleiben als Schwarm zusammen, und alle werden immer geschickter darin, Ressourcen zu beschaffen.“
Viele der freigelassenen Spix-Aras sind jetzt im brutfähigen Alter. Während der nächsten Brutsaison, so hoffen die Biologen und Forscher, werden diese dann versuchen zu nisten. Zum Ende dieses Jahres ist bereits die Freilassung einer weiteren, größeren Gruppe geplant. Das Team des deutschen Artenschutzvereins Association for the Conservation of Threatened Parrots e.V. (ACTP) und die Mitarbeiter der brasilianischen Bundesbehörde ICMBio gehen davon aus, dass sich diese Papageien dann dem Schwarm der im Juni freigelassenen Vögel anschließen werden.
Auch Tom White ist zuversichtlich. „Schritt für Schritt … Freisetzung für Freisetzung … so wird eine ansässige, wilde Brutpopulation aufgebaut. Bisher „machen die Spix-Aras ihren Job“, und es liegt an uns, den unsrigen weiterzumachen!“
Weitere Informationen zum Spix-Ara:
Der Spix-Ara ist seit dem Kinofilm „Rio“ weltweit bekannt. Entdeckt wurde das Tier vor rund 200 Jahren von dem deutschen Forscher Johann Baptist von Spix. Seine ursprüngliche Heimat ist die brasilianische Caatinga, eine Savannenlandschaft im nordöstlich gelegenem Bundesstaat Bahia. Heute ist der Spix-Ara einer der seltensten Vögel der Welt. Seine besondere blaue Farbe machte ihn in der Vergangenheit zu einem weltweit beliebten Ziel von Wilderern und Sammlern. Die Zerstörung seines natürlichen Lebensraums durch Menschen und der illegale Handel bewirkten in den 1980er und 1990er Jahren, dass die Population in der Wildnis stetig zurückging, bis 1990 nur noch ein einziger Vogel in freier Natur lebte. Zehn Jahre später erklärte die Weltnaturschutzunion (IUCN) diese Art offiziell als in freier Wildbahn ausgerottet. Nur eine sehr kleine Anzahl von Vögeln hatte weltweit in privater Hand überlebt. Eine Zucht schien unmöglich, da der genetische Pool zu begrenzt war, um bei einer derart kleinen Population eine gesunde genetische Vielfalt erhalten zu können.
Über den ACTP e.V. – Association for the Conservation of Threatened Parrots e.V.
Gemeinnützige Organisation, Nichtregierungsorganisation:
Die ACTP e.V. ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein mit Sitz in Deutschland, der seine Arbeit dem Schutz und Erhalt gefährdeter Papageien sowie ihrer Lebensräume widmet. Das bisher populärste Zuchtprojekt beinhaltet den Aufbau einer stabilen Population des in freier Wildbahn seit bereits über 20 Jahren ausgerotteten Spix-Aras und seiner Wiederauswilderung in das ursprüngliche Habitat. Webseite des Vereins: act-parrots.org
Über das ICMBio:
Das ICMBio ist eine brasilianische Bundesbehörde mit Zuständigkeit für die Naturschutzprogramme in Brasilien. Es ist Koordinator des „Spix Macaw Action Plan“, des „Captive Breeding Program“ und Manager des „Spix Macaw Wildlife Refugee“ sowie des Umweltschutzgebiets. Webseite der Behörde: gov.br/icmbio/pt-br
weitere Informationen: spixs-macaw.org
hashtag: #spixsAreComingHome
weiteres Videomaterial unter: vimeo.com/actp