Für 2008 kündigt sich ein großes Plus bei den Fahrradverkäufen an. Aber auch der Fahrradtourismus in Deutschland legt als Wirtschaftsfaktor zu: Mehr als zwei Millionen Deutsche unternehmen pro Jahr eine längere Radreise, und die Bahn transportiert jährlich geschätzt etwa 2,5 Millionen Räder im Nah- und Fernverkehr. "Die Stimmung geht eindeutig in Richtung Fahrrad. Wenn jetzt das 'große Umsatteln' beginnt, profitiert vor allem die Fahrrad- und Tourismusbranche. Der Weserradweg ist hier ein gutes Beispiel", sagt Heidi Wright, stellvertretende ADFC-Bundesvorsitzende.
Spitzenreiter der beliebtesten inländischen Radfernwege ist - so die ADFC Radreiseanalyse 2008 - der Elberadweg, gefolgt von Weser- und Main-Radweg. Unter den ausländischen Radrouten hat die Donau ihren Vorsprung behauptet. Unter den zehn beliebtesten ausländischen Routen finden sich mit dem Tauern-, dem Mur- und dem Drau-Radweg drei weitere österreichische Routen. Beliebte Ziele im Ausland sind auch Frankreich und die Schweiz - Länder, die in den vergangenen Jahren viel in den Fahrradtourismus investiert haben. "Hier kann Deutschland mit seinem Nationalen Routennetz noch kräftig nachlegen. Für 2008 entwickelt der Bund jetzt immerhin die Modellroute D3 von West nach Ost. Wenn wir beim Autobahnbau dieses Tempo vorlegen würden, wäre das Geschrei groß", sagt Heidi Wright.
Kein Wunder wenn jetzt die Deutschen ihre Heimat als Urlaubsziel entdecken: Allein für Sprit, so der Zentralverband Kfz-Gewerbe, geben die Bundesbürger im Laufe ihres Lebens rund 80.000 Euro aus - Tendenz steigend. "Mit dem Fahrrad koppelt man sich in vielen Bereichen von der Rohstoff-Preisspirale ab", sagt Karsten Hübener, Bundesvorsitzender des ADFC. Neben den Spritkosten spart man dann auch Parkgebühren, Versicherungen, Steuern und kommt in der Werkstatt wesentlich günstiger davon. Die Stadtwerke Bochum haben nachgerechnet: Jeder der 30 Mitarbeiter, die sich 2007 an der Aktion "Mit dem Rad zur Arbeit" beteiligten, hat täglich allein 1,50 Euro Spritkosten gespart. "Das Fahrrad wird langfristig die kostengünstigste Art bleiben, sich zügig auf kurzen Strecken fortzubewegen", sagt Hübener.
Auf der Klausur arbeitete der ADFC-Vorstand daran, unter dem Dach ADFC-ReisenPLUS alle touristischen Informationen zu bündeln, die vor und während einer Radreise wichtig sind. ADFC ReisenPLUS zeigt, welche Radrouten es überhaupt gibt, wo fahrradfreundliche Bett & Bike-Unterkünfte existieren und welche Karten die Orientierung erleichtern. "Zurzeit erweitern wir schwerpunktmäßig das ADFC-Tourenportal www.adfc-tourenportal.de, in dem Radler sich fertige Strecken herunterladen können, aber auch Touren von A nach B planen können", sagt Hübener. Ein weiteres großes Projekt für 2009 ist die Neuauflage der Broschüre "Deutschland per Rad entdecken", die im Deutschland-Tourismus-Themenjahr 2009 "Lifestyle, Wandern und Radfahren" eine große Bedeutung einnimmt.
"Allerdings greifen nicht alle politischen Zahnräder so ineinander, wie wir uns das wünschen", sagt Hübener. Im Klimaschutzpaket kam das Fahrrad bislang nicht vor. Er vermisst eine deutsche Nachhaltigkeitsstrategie, die das Nullemissionsfahrzeug Fahrrad stärker in dem Blick rückt. Viele Bundesbürger hätten, so Hübener, diesen Perspektivwechsel der Bundespolitik schon voraus. Jetzt können Bürgermeister und Verkehrsplaner mit der passenden Infrastruktur in den Städten und Gemeinden nachlegen. Allein ein Programm für sichere Fahrradparkplätze an Schulen würde es vielen Eltern leichter machen, ihre Kinder mit hochwertigen und sicheren Rädern auf den Schulweg zu schicken.