„Der Trend ist eindeutig: Die europäischen Metropolen setzen in ihren Mobilitätskonzepten stärker denn je aufs Fahrrad,“ sagte Hübener. Das zeigten viele gute Beispiele etwa aus Kopenhagen, London oder Paris, die während der Konferenz vor 958 Experten und Delegierten aus 50 Ländern – so viele wie nie zuvor – vorgestellt wurden.
Auch die Gastgeberstadt München präsentierte sich den internationalen Gästen während der viertägigen Konferenz als fahrradfreundliche Großstadt. „Ob Lärm, Gesundheit oder Umweltschutz: Kein Verkehrsmittel kann die Aufgaben der Zukunft besser meistern als das Fahrrad“, sagte Münchens Bürgermeister Hep Monatzeder zum Abschluss der Konferenz.
Die Politik, so Monatzeder, müsse deshalb für eine radfreundliche Infrastruktur sorgen, „die auch dem Autoverkehr Konkurrenz macht“, wie etwa markierte Radspuren auf der bisherigen Pkw-Fahrbahn. Mit derartigen Maßnahmen, so Monatzeder, habe das Fahrrad in den vergangenen Jahren gegenüber dem Auto bereits große Anteile am Verkehrsaufkommen zurückgewinnen können.
Ziel in München ist es, den Radverkehrsanteil auf 15 Prozent zu erhöhen – eine Quote, die auch das Bundesverkehrsministerium bundesweit für realistisch hält. Bisher liegt der Anteil des Fahrrads gegenüber dem öffentlichen und dem privaten motorisierten Verkehr bei rund zehn Prozent.
Dass die Verbesserung der Radinfrastruktur hierfür alleine nicht reicht, darin sind sich Politik und ADFC einig. „Eine groß angelegte Image-Kampagne für Radfahren im Alltag ist wichtig – und jetzt endlich greifbar“, so Karsten Hübener. Neben vielen Radverkehrsexperten sprachen sich auch Vertreter des Bundesverkehrs- und des Umweltministeriums auf der Velo-city-Konferenz für eine neue, bundesweit angelegte Werbestrategie fürs Radfahren aus.
„Dies wäre eine wichtige Maßnahme, mit der die Bundespolitik das in vielen Kommunen vorhandene Engagement dringend ergänzen sollte“, sagte Hübener. Allerdings ist daneben auch eine stärkere finanzielle Förderung sowie die Aktualisierung des bestehenden Gesetzesrahmens für Radfahrer nötig. Hübener: „Die Bundesregierung muss die Impulse der Velo-city nutzen, um jetzt massiv in den Radverkehr zu investieren.“ Nur so seien die gesteckten Ziele, auch beim Klimaschutz, zu erreichen.
Die Velo-city ist die weltweit wichtigste Radverkehrs-Konferenz. Sie findet seit 1980 alle zwei Jahre statt. 2009 wird Velo-city in Brüssel zu Gast sein. Der Verkehrsminister der Brüsseler Region, Pascal Smet, sieht darin eine große Chance, „die Radverkehrsförderung auf die europäische Agenda zu heben.“ Der Eu-Kommissar für Verkehr, Jacques Barrot, hat bereits seine Teilnahme und Kooperation für die Brüsseler Velo-city-Konferenz zugesagt.