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Australische Forschungsorganisation spricht sich gegen besonders grausame Tierversuche aus

Ist ein Ende des forcierten Schwimmtests in Sicht?

(lifePR) (Köln, )
Der Rat für nationale Gesundheit und medizinische Forschung in Australien hat sich im Dezember gegen zwei besonders grausame und wissenschaftlich fragwürdige Tierversuche ausgesprochen, welche er nicht mehr fördern wird. Diese Positionierung könnte zu einem vollständigen Verbot dieser Versuche in Australien führen. Der bundesweit tätige Verein Ärzte gegen Tierversuche begrüßt dies als wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer humaneren und am Menschen ausgerichteten Forschung. Die zwei Versuche finden auch in Deutschland und anderen EU-Ländern statt.

In Australien hat der Rat für nationale Gesundheit und medizinische Forschung (National Health and Medical Research Council: NHMRC) Positionspapiere zu zwei weit verbreiteten Tierversuchsverfahren veröffentlicht: Der forcierte Schwimmtest darf demnach in durch den NHMRC geförderten Projekten nicht mehr durchgeführt werden und auch bestimmte Rauch-Inhalationsstudien mit Nagetieren sollen so schnell wie möglich abgeschafft werden (1).

Beim forcierten Schwimmtest handelt es sich um einen seit den 1970er Jahren in der Depressionsforschung gebräuchlichen Tierversuch. Dabei werden Mäuse oder Ratten in einen mit Wasser gefüllten Behälter gegeben, in dem sie nicht stehen und aus dem sie nicht entkommen können. Dann wird beobachtet, wie lange die Tiere schwimmen und versuchen, zu entkommen. Den Tieren, die früher aufgeben und sich an der Wasseroberfläche treiben lassen, wird eine verringerte Antriebskraft unterstellt, die Depressionen ähneln soll. Der Test bedeutet für die Tiere Todesangst und Verzweiflung (2). Darüber hinaus fehlen laut NHMRC Belege für die wissenschaftliche Validität des Versuchs, welcher keine Aussagen über Depressionen ermöglicht (3).

Die zweite Stellungnahme des NHMRC bezieht sich auf sogenannte Nose-only-Rauch-Inhalationsversuche an Nagetieren (4). In diesen Versuchen werden Mäuse oder Ratten in enge Röhren gezwängt, in denen sie sich nicht bewegen können und aus denen nur ihre Nase herausschaut. Bewegungsunfähig fixiert müssen die Tiere stundenlang - üblicherweise an 5 Tagen pro Woche - über die Nase schädliche Substanzen (bspw. Tabakrauch) einatmen. Neben den Schäden durch die eingeatmeten Substanzen bedeutet die stundenlange Fixierung erhebliche Ängste für die bewegungsunfähig gemachten Tiere. Die durch den Test verursachten Ängste, Stress und Schmerzen führen laut NHMRC in Kombination mit generellen Einschränkungen von „Tiermodellen“ dazu, dass die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen gering sei (4).

Beide Positionspapiere beruhen also nicht ausschließlich auf ethischen Bedenken wegen des besonderen Leidens der Tiere, die sich in den Versuchen in ausweglosen und lebensbedrohlichen Situationen befinden. Der NHMRC geht auf die erheblichen wissenschaftlichen Bedenken über die Aussagekraft der Tests ein. Somit wird der NHMRC Projekte, die den forcierten Schwimmtest beinhalten in Zukunft nicht mehr fördern und auch bestehende Projekte müssen die weitere Verwendung des Tests rechtfertigen (3). Für die Inhalationsstudien schlussfolgert der NHMRC, dass sie „so schnell wie möglich abgeschafft werden müssen“. In neuen durch den NHMRC geförderten Projekten darf das Verfahren nur noch in Ausnahmefällen verwendet werden, für bereits laufende Projekte muss die Verwendung des Verfahrens bis Mitte März begründet werden (4).

Diese Entscheidung dürfte weitreichende Konsequenzen haben, da der NHMRC nicht nur Australiens führende Förderorganisation für medizinische Forschung ist, sondern auch die australische Richtlinie für die Pflege und Verwendung von Tieren für wissenschaftliche Zwecke veröffentlicht (5), welche in die australischen Tierschutzgesetze aufgenommen wurde (1).

„Wir weisen bereits seit Jahren darauf hin, dass diese Versuche nicht nur grausam sind, sondern auch sinnlos, da sie sich nicht auf den Menschen übertragen lassen (6). Die Tatsache, dass sich die australische Forschungsorganisation so vehement gegen die Durchführung dieser Tierversuche einsetzt und sich dabei nicht nur auf ethische Bedenken, sondern vor allem auch auf die mangelnde wissenschaftliche Aussagekraft der Verfahren bezieht, begrüßen wir ausdrücklich“, sagt Dr. Johanna Walter, Wissenschaftliche Referentin bei Ärzte gegen Tierversuche. „Der forcierte Schwimmtest wurde bereits von führenden Pharmaunternehmen wie Roche, AbbVie und Pfizer eingestellt (7). Nicht nur weil er grausam ist, sondern vor allem weil solche Tests teuer sind und keinen Nutzen bringen. Warum der forcierte Schwimmtest in der EU noch erlaubt ist, ist vollkommen unverständlich“, so Walter weiter.

Quellen

(1) Stock, P. Top medical research body says these two tests on mice and rats should end, Cosmos, 16.01.2024 >>

(2) Gericke, C. Pharmafirma Dr. Willmar Schwabe testet Lavendelöl in grausamem Tierversuch, Pressemitteilung von Ärzte gegen Tierversuche vom 18.07.2023 >>

(3) Statement on the forced swim test in rodent models, NHMRC, 13.12.2024 >>

(4) Statement on smoke inhalation procedures in rodent models, NHMRC, 13.12.2024 >>

(5) Australian code for the care and use of animals for scientific purposes >>

(6) Schwimmen bis zur Verzweiflung, Kampagne von Ärzte gegen Tierversuche, TASSO und Bund gegen den Missbrauch der Tiere (abgeschlossen) >>

(7) Dan, H. Progress! A new policy could eliminate the use of the forced swim test in Australia. News von PeTA Australia vom 14.12.2024 >>

Ärzte gegen Tierversuche e.V.

„Medizinischer Fortschritt ist wichtig - Tierversuche sind der falsche Weg!“ - Unter diesem Motto setzt sich Ärzte gegen Tierversuche e. V. seit 1979 für eine tierversuchsfreie Forschung ein, die auf dem Einsatz von modernen Methoden z.B. mit menschlichen Zellkulturen und Organchips sowie der Ursachenforschung und Vorbeugung von Krankheiten basiert. Ziel ist die Abschaffung aller Tierversuche und damit eine ethisch vertretbare, am Menschen orientierte Medizin - eine Wissenschaft, die durch moderne, tierversuchsfreie Testmethoden zu relevanten Ergebnissen gelangt.

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