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Erneutes Scheitern der Xenotransplantation

Zweiter Patient nach Transplantation eines Schweineherzens gestorben

(lifePR) (Köln, )
Am 20. September wurde dem 58 Jahre alten Lawrence Faucette in Maryland (USA) ein gentechnisch verändertes Schweineherz transplantiert. Nun ist der Patient tot. Das Maryland Medical Center in Baltimore spricht dennoch von einer „monumentalen Errungenschaft“ und gedenkt Faucette als einen Helden, der es den Chirurgen ermöglichen würde, die Xenotransplantation weiterzuentwickeln. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche ist entsetzt darüber, dass die Xenotransplantations-Forschung wieder einmal ihr Scheitern nicht nur nicht erkennt, sondern sogar in einen Erfolg umzudeuten versucht (1).

Lawrence Faucette erhielt am 20. September als zweiter Mensch ein gentechnisch verändertes Schweineherz. Die erste Transplantation wurde im Januar 2022 an David Bennett durchgeführt, welcher acht Wochen nach dem Eingriff starb - unter anderem weil das ihm transplantierte Herz ein Schweine-Virus enthielt (2). Die beiden transplantierten Herzen stammen aus gentechnisch veränderten Schweinen, deren Erbgut an 10 Positionen modifiziert wurde, um das Schweine-Organ vor dem menschlichen Immunsystem zu schützen. So wurden unter anderem sechs menschliche Gene in das Erbgut der Schweine eingebaut (3). Verantwortlich für die ꞋHerstellungꞋ der genetisch veränderten Schweine ist die Firma Revivicor aus den USA, deren gesamtes Geschäftsmodell auf der Xenotransplantation beruht. Als Lehre aus dem frühen Tod von Bennett wurde das dem zweiten Patienten transplantierte Schweinherz besser auf Viren überprüft.

Trotz der genetischen Veränderung des Herzens und trotz der medikamentösen Unterdrückung des Immunsystems des Patienten zeigte das Faucette transplantierte Herz Anzeichen einer Organabstoßung und der Patient starb am 30. Oktober - weniger als 6 Wochen nach der Transplantation (4). Die beteiligten Forscher wollen nun die Todesursachen genauer analysieren, um für folgende Xenotransplantationen zu lernen. So bezeichnen sie den Tod des Patienten auch nicht als Scheitern, sondern als Ꞌmonumentale ErrungenschaftꞋ (4).

“Es ist schon bemerkenswert, wie jedes Versagen der Xenotransplantations-Forschung in einen Erfolg umgemünzt wird“, sagt Dr. Johanna Walter, Wissenschaftliche Referentin bei Ärzte gegen Tierversuche. „Natürlich kann man aus Fehlern immer etwas lernen, aber wenn dies auf Kosten von Patienten geschieht, die in ihrer Verzweiflung in den Eingriff einwilligen sowie auf dem Rücken unzähliger Tiere, ist eine solche Äußerung einfach nur zynisch“, so Walter weiter. „Schweine werden als genetisch veränderte Ersatzteillager gezüchtet und getötet und unzählige Paviane und andere Affen leiden und sterben in Versuchen zur Xenotransplantation. In Deutschland wird diese Art der Forschung seit Jahrzehnten an der Ludwig-Maximilians-Universität München betrieben. Regelmäßig sterben die Affen mit den transplantierten Schweineorganen etwa an Organversagen, manchmal nach Stunden, manchmal nach Wochen. Dies wird dann als Erfolg gefeiert.“

Ebenso wie im Fall Bennet war auch bei Faucette die mediale Berichterstattung euphorisch. Der technische Fortschritt durch Xenotransplantation soll den Mangel an menschlichen Spenderorganen beseitigen und die beteiligten Chirurgen und Patienten werden als Pioniere bzw. Helden dargestellt. Es ist aber keineswegs so, dass es keine anderen Möglichkeiten gibt, um den Mangel an menschlichen Spenderorganen zu begegnen. So ist der Einsatz von mechanischen Herzunterstützungssystemen, sogenannten Kunstherzen, die dem Patienten implantiert werden und sein Herz beim Pumpen unterstützen oder es sogar ersetzen, durchaus erfolgreich und schon heute eine Alternative zur Transplantation menschlicher Herzen (6).

Zudem sind die meisten fortgeschrittenen Herzkrankheiten kein unvermeidliches Schicksal. „Warum werden Unsummen an Geldern in die Xenotransplantations-Forschung gesteckt und in Kauf genommen, dass die Xenotransplantation – sollte sie denn jemals erfolgreich sein - ein enorm kostspieliges Verfahren sein wird? Warum werden diese Mittel nicht in die Prävention der zugrundeliegenden Erkrankungen sowie ihres Voranschreitens bis zum Organversagen investiert? Könnte es daran liegen, dass sich mit solchen Maßnahmen kaum wissenschaftliches Prestige gewinnen lässt? Und sich mit Prävention schlechter Profite machen lassen als mit einem nach patentierten Verfahren ꞋproduziertenꞋ Schweine-Organ?“, vermutet Walter.

Ärzte gegen Tierversuche ist entsetzt über diese Art der Forschung, die rücksichtslos nicht nur unzählige Tiere, sondern nun auch Patienten opfert, um eine prestigeträchtige Methode zu entwickeln, von der enorme Gewinne erwartet werden. Der Verein fordert einen sofortigen Stopp der Xenotransplantations-Forschung. Vielmehr sollte die Notwendigkeit einer Organtransplantation durch konsequente Präventionsmaßnahmen so weit wie möglich vermieden und Therapiemöglichkeiten durch eine leistungsstarke und humanorientierte Forschung vorangetrieben werden.

Quellen

1. Zietek T. Xenotransplantation: Wie immenses Tierleid als „Meilenstein“ verkauft wird. Stellungnahme Ärzte gegen Tierversuche, 13.12.2018
2. Xenotransplantation: Tod des Patienten vermutlich aufgrund von Schweinevirus. Pressemitteilung Ärzte gegen Tierversuche, 06.05.2022
3. UM medicine faculty-scientists and clinicians perform second historic transplant of pig heart into patient with end-stage cardiovascular disease. Pressemitteilung der University of Maryland School of Medicine, 22.09.2023
4. In Memoriam: Lawrence Faucette. Pressemitteilung University of Maryland School of Medicine, 31.10.2023
5. US-Forscher transplantieren Schweine-Nieren in Affen. Pressemitteilung Ärzte gegen Tierversuche, 16.10.2023
6. Garbade G. et al. Heart transplantation and left ventricular assist device therapy: two comparable options in end-stage heart failure? Clinical Cardiology 2013: 36(7): 378-382

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„Medizinischer Fortschritt ist wichtig - Tierversuche sind der falsche Weg!“ - Unter diesem Motto setzt sich Ärzte gegen Tierversuche e. V. seit 1979 für eine tierversuchsfreie Forschung ein, die auf dem Einsatz von modernen Methoden z.B. mit menschlichen Zellkulturen und Organchips sowie der Ursachenforschung und Vorbeugung von Krankheiten basiert. Ziel ist die Abschaffung aller Tierversuche und damit eine ethisch vertretbare, am Menschen orientierte Medizin - eine Wissenschaft, die durch moderne, tierversuchsfreie Testmethoden zu relevanten Ergebnissen gelangt.

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