Einige Zahlen zu Tierversuchen zu nennen, ist eine Selbstverständlichkeit und keinesfalls besonders transparent. „Der typische Tierversuch wird weiterhin mit einer Blutentnahme verglichen und damit in der Öffentlichkeit wissentlich massiv verharmlost“, kritisiert Claus Kronaus, Geschäftsführer von Ärzte gegen Tierversuche. „Tierexperimentatoren behaupten z.B., dass bei der Vergiftung von schwangeren Affen bei der Firma Covance in Münster die Tiere nicht leiden würden“, nennt Kronaus als Beispiel. Transparenz hieße auch, das Leid der Tiere zu benennen, dazu zu stehen und nicht zu bagatellisieren.
Die deutschen Wissenschaftsorganisationen seien der Gesellschaft gegenüber stattdessen verpflichtet, alles zu tun, den Tierversuch abzuschaffen und sich in Richtung tierversuchsfreier und personalisierbarer Forschung mit Mini-Organen, Multi-Organ-Chips, Computerprogrammen mit künstlicher Intelligenz etc. zu bewegen. Als Beispiel nennt der Verein die Brustkrebsforschung, an der die Fülle an bereits vorhandenen tierversuchsfreien Verfahren veranschaulicht werden kann. Aus 120.000 Publikationen zu diesem Gebiet hat das Europäische Referenzlabor EURL ECVAM die 935 vielversprechendsten tierversuchsfreien Systeme für einen Bericht ausgewählt. „Zu solchen Erkenntnissen schweigen die Pro-Tierversuchs-Initiativen natürlich, weil sie ihnen nicht in die Kommunikationsstrategie passen“, kommentiert Kronaus.
Insbesondere kritisiert der Ärzteverein die mangelnde Transparenz bei den Angaben zur finanziellen Förderung von Tierversuchen und tierversuchsfreier Forschung. Der Verein recherchiert und veröffentlicht dazu seit Jahren regelmäßig aktualisierte Übersichten. Von offiziellen Seiten gibt es zu dieser Frage nur völlig unzureichende Informationen und irreführende Aussagen. Ärzte gegen Tierversuche zufolge fließen in Deutschland weniger als 1 % der öffentlichen Gelder in die Entwicklung effizienter, tierversuchsfreier Methoden, während mehr als 99 % für als gescheitert zu geltende Tierversuche ausgegeben werden. Der Verein fordert alle der neuen Transparenzinitiative angeschlossenen und aus Steuergeldern finanzierten Organisationen – insbesondere jedoch die DFG – unmissverständlich auf, endlich konkret zu beziffern, welche Summen jeweils in die beiden genannten Töpfe fließen. „Vermutlich wird dies aber weiterhin nicht geschehen, denn damit würde deutlich werden, dass auch mit der Verteilung der Fördergelder alles getan wird, das falsche System Tierversuch lukrativ für alle daran Beteiligten zu erhalten. Dann braucht es aber auch keine die öffentliche Meinung beeinflussende Transparenzinitiative, die diesen Namen nicht verdient“, erklärt Kronaus abschließend in seinem Kommentar.
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Kommentar von Claus Kronaus zur „Initiative Transparente Tierversuche“ >>
Förderung von Tierversuchen und tierversuchsfreier Forschung – Fördertabelle >>