Nach wie vor werden Affen in Tierversuchen vor allem für Giftigkeitsprüfungen eingesetzt; im Jahr 2020 mussten u.a. dafür allein in Deutschland 2.111 Affen leiden und sterben. 1.388 davon stammten aus Nicht-EU-Ländern, d.h. diese wurden importiert aus Ländern, in denen Affen in freier Wildbahn leben. Dort werden sie von meist lokalen Händlern gefangen, weiter gezüchtet und schließlich weltweit an Tierversuchslabore und ähnliche Institutionen verkauft. Der Transport erfolgt per Flugzeug auch mittels Passagier-Maschinen, in denen sie im Rumpf des Flugzeugs untergebracht sind: die Tiere werden in viel zu kleine Käfige gesperrt und erhalten weder Wasser noch Nahrung während dieser Tor“tour“, die manchmal tagelang dauert und die viele Tiere nicht überleben. Die meisten Affen stammen aus Ländern wie China, Mauritius oder Kambodscha, so dass allein die Flugzeiten enorm lang sind, dazu kommen noch Verspätungen, Transits und der Transport am Ankunftsort bis zur Quarantäneeinrichtung und/oder zum Labor. Neben Flüssigkeits- und Futtermangel leiden die Tiere neben Angst an extremen Stress durch den Fluglärm, schlechte Belüftung und erhebliche Temperaturschwankungen.
„Diese gesamte Kette ist eine einzige Qual für die Tiere: erst werden sie unter furchtbaren Bedingungen gehalten und gezüchtet, dann erfolgt dieser unter Umständen tödliche Transport – und selbst wenn sie lebend ankommen, wartet auf die Affen monate- oder jahrelanges Leid durch Tierversuche.“ fasst Julia Radzwill, Diplom-Biologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Ärzte gegen Tierversuche, die Gesamtsituation zusammen.
Nachdem sich mit Air France alle europäischen Airlines aus diesem dunklen Geschäft zurückziehen, erklärt sich jetzt auch Egypt Air dazu bereit – äußerst positiv, denn so wird nicht nur Druck auf weitere Airlines weltweit ausgeübt, sondern es wird auch für die Tierversuchsindustrie schwerer, sich Affen zu beschaffen. „Wer Sorge hat, dass dies schlechtere Forschung und damit schlechtere Medikamente nach sich zieht: diese Annahme ist falsch – selbst unsere nächsten Verwandten können durchaus anders auf Medikamente und Chemikalien reagieren als wir, so dass man die Ergebnisse aus Tierversuchen nicht prospektiv auf den Menschen übertragen kann“, berichtet die Biologin. „Im Gegensatz dazu gibt es im Labor hergestellte Mini-Organe, die auch auf Multi-Organ-Chips zusammengeschaltet werden können, sowie Computerprogramme, die die Reaktion des Menschen auf eine Substanz viel verlässlicher vorhersagen können, als Tierversuche es jemals konnten.“
Der Verein, der sich mit seinem Dachverband ECEAE seit Jahren für ein Ende des Affentransports ausspricht, hat mittels Mahnwachen an deutschen Flughäfen unter dem großen Einsatz mehrerer Arbeitsgruppen dazu beigetragen, dass die Aufmerksamkeit auf dieses Thema gelenkt und der Druck auf die Verantwortlichen erhöht wird.
Weitere Informationen:
PETA „Erfolg: Egypt Air stoppt Affentransporte an Tierversuchslabore“
Ärzte gegen Tierversuche „Air France will Transport von Primaten einstellen“