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Steckdose auf dem Kopf anstatt Freiheit

Tübinger Krähen leiden für die Hirnforschung

(lifePR) (Köln, )
Bereits seit über 7 Jahren kritisiert der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche die an der Universität Tübingen betriebene Hirnforschung an Krähen. Nach Aussage des Vereins handelt es sich bei den am Institut für Neurobiologie durchgeführten Tierversuchen um für den Menschen vollkommen irrelevante Neugierforschung. Der Verein fordert erneut einen sofortigen Stopp der unethischen Experimente und eine tiergerechte Unterbringung der überlebenden Vögel in Auffangstationen.

Tierversuche in der Hirnforschung verbinden viele mit Affen. Aber auch andere Tierarten wie Katzen oder Vögel müssen in der Hirnforschung leiden, wie die aktuell in die Schlagzeilen geratenen Krähen am Institut für Neurobiologie der Universität Tübingen.(1)

Bereits 2014 hatte Ärzte gegen Tierversuche diese absurde Grundlagenforschung in Tübingen angeprangert.(2) Dabei wird zur Erforschung der Gedächtnisleistung von Krähen auf dem Kopf der Tiere eine Steckdose installiert, über die während des Versuchs das Tier im Versuch verkabelt wird. Ein Bohrloch im Schädel ermöglicht, dass Elektroden in das Hirngewebe eingelassen werden, um die Aktivität von Nervenzellen zu messen. Die Tiere müssen lernen, Fotos oder andere optische Reize auf einem Bildschirm wiederzuerkennen und durch Anpicken mit dem Schnabel ein Bild auszuwählen. Eine Sitzung kann mehrere Stunden dauern.

Üblicherweise werden die Krähen „kontrolliert“ gefüttert, d.h., sie erhalten außerhalb der Versuche wenig oder gar kein Futter und müssen sich dieses bei den Experimenten „erarbeiten“. Für eine entsprechend Forscherwunsch absolvierte Aufgabe erhalten die Tiere etwas Futter.

„Den intelligenten Vögeln werden durch die auf dem Schädel implantierten Gerätschaften und den erzwungenen Hunger erhebliche Leiden zugefügt“, urteilt Dr. med. vet. Gaby Neumann, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Ärzte gegen Tierversuche.

„Es ist schon schlimm genug, dass seit Jahren immer wieder dieselben Versuche in leicht abgewandelter Form durchgeführt werden. Zusätzlich sind die Ergebnisse aus solchen Versuchen nicht auf Menschen übertragbar. Es handelt sich deshalb um reine Neugierforschung, die einzelnen Experimentatoren eine weitere Publikation in einer Fachzeitschrift bringen, aber für die Allgemeinheit keinerlei Relevanz haben“, kritisiert die Tierärztin weiter. „Forschung soll kranken Menschen zu Gute kommen, nicht den beliebigen Interessen einzelner Forscher“.

Menschenrelevante Forschung bieten Methoden wie beispielsweise die funktionelle Magnetresonanztomografie. Damit kann die Hirnaktivität von Probanden gemessen werden, während sie Gedächtnisleistungen erbringen oder Entscheidungen treffen.(3,4)

Ärzte gegen Tierversuche fordert deshalb, dem Tübinger Institut mit sofortiger Wirkung die Genehmigung für die Versuche an Krähen zu entziehen. Tiere dürfen nicht länger der Forscherneugier zum Opfer fallen. Es muss einen Paradigmenwechsel geben hin zu tierversuchsfreien, für den Menschen relevanten Forschungsmethoden.

Quellen:

(1.) SPIEGEL Panorama: Naturschutzbund (Nabu) überließ Tübinger Forscher Krähen für Tierversuche. 23.04.2021

(2.) Ärzte gegen Tierversuche: Krähen mit Stecker auf dem Kopf. Pressemitteilung, 23.09.2014

(3.) Montchal ME et al. Precise temporal memories are supported by the lateral entorhinal cortex in humans. Nat Neurosci 2019; 22(2): 284–288

(4.) Schuck NW et al. Sequential replay of nonspatial task states in the human hippocampus. Science 2019; 364(6447): eaaw5181

Ärzte gegen Tierversuche e.V.

Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche e.V. besteht seit 1979 und ist ein bundesweiter Zusammenschluss aus Ärzten, Tierärzten und Naturwissenschaftlern, die Tierversuche aus ethischen und wissenschaftlichen Gründen ablehnen. Der Verein engagiert sich für eine moderne, humane Medizin und Wissenschaft ohne Tierversuche, die sich am Menschen orientiert und bei der Ursachenforschung und Vorbeugung von Krankheiten sowie der Einsatz von modernen Forschungsmethoden z.B. mit menschlichen Zellkulturen und Organchips im Vordergrund stehen.

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