Solange die Konflikte dort andauern, ist dringend mehr Hilfe für die Menschen in der Region nötig, auch wenn die Sicherheitslage die Helfer vor enorme Herausforderungen stellt.
In Tschad und Darfur arbeiten derzeit etwa 200 internationale und 2.800 nationale Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen. Mehr als zwei Millionen Menschen sind dort in den vergangenen vier Jahren durch Kämpfe und Überfälle vertrieben worden. Die Unsicherheit in Darfur hat seit dem Friedensabkommen 2006 sogar zugenommen. Die Situation ist vor allem bedrohlich für Vertriebene, die nicht in Lagern leben. "In der Gebirgsregion Jebel Marra sind Tausende Menschen seit Monaten auf der Flucht, unsere Teams erreichen sie nur mit Eseln oder zu Fuß. Die Geflohenen leiden an Hunger, Durchfallerkrankungen, Haut- und Atemwegsinfektionen", sagte Joost Butenop, stellvertretender Programmleiter von Ärzte ohne Grenzen in Berlin. Die Hilfe ist schwierig: Der Respekt für humanitäre Organisationen in Darfur ist deutlich gesunken. "Unsere Teams überlegen jede Woche aufs Neue, welche Gefahr sie auf sich nehmen können", sagte der Mediziner.
Etwa 230.000 Flüchtlinge aus Darfur haben Schutz im Osten des benachbarten Tschad gesucht. Aber auch der Tschad hat seine eigenen Probleme. Dort kam es in den vergangenen Monaten zu Kämpfen verschiedener Gruppen, vor denen Zehntausende Menschen fliehen mussten. "Wer in der Situation lediglich ein Überschwappen des Darfur-Konfliktes sieht, schaut zu kurz", sagte Butenop.
In Lagern nahe der sudanesischen Grenze bei Kerfi und Adé leben Menschen unter prekären Umständen. Es fehlen vor allem sauberes Wasser und Latrinen.
Dort ist Ärzte ohne Grenzen derzeit die einzige Organisation, die kontinuierlich Hilfe leistet. Durch die gerade begonnene Regenzeit steigt die Gefahr von Infektionen durch verunreinigtes Wasser.
Insgesamt hat die deutsche Sektion im vergangenen Jahr 51,3 Mio. Euro ausgegeben. Darin enthalten sind noch verbliebene Spenden, die im Zusammenhang mit dem Tsunami eingegangen waren und erst im Jahr 2006 eingesetzt werden konnten. Mit mehr als 89 Prozent der Ausgaben wurden die Projekte der Organisation unterstützt. Die Einnahmen 2006 liegen mit 33,8 Mio. Euro mehr als die Hälfte unter denen des Jahres 2005 (70,1 Mio. Euro), jedoch leicht über den 33,6 Mio. Euro von 2004. "Rechnet man die Tsunami-Spenden heraus, haben wir 2006 sogar gut ein Drittel mehr eingenommen als die dann verbleibenden 24,6 Mio. von 2004", sagte Tankred Stöbe.
Eine positive Nachricht ist die große Bereitschaft, Ärzte ohne Grenzen freie Spenden anzuvertrauen. So gingen 95 Prozent der Spenden im Jahr 2006 ohne Zweckbindung ein. "So können wir schnell auf Krisen reagieren, die kaum öffentliche Aufmerksamkeit bekommen", sagte Stöbe.