„Der Grundgedanke des Praktischen Jahres, nämlich die während des Medizinstudiums erworbenen ärztlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu vertiefen und erweitern, wird nicht erreicht. Der Lernaspekt kommt viel zu kurz“, kritisieren Windhorst und Reinhardt. Anstatt das Praktische Jahr zur weiteren Wissensvermittlung nutzen zu können, würden die Studenten oft zu „quasi-ärztlichen Tätigkeiten verdonnert“. Blutentnahmen, Patientenaufnahmen, Verbandwechsel und ähnliche alltägliche Aufgaben aus dem Krankenhausalltag seien ohne Zweifel wichtig, doch „das Praktische Jahr ist eigentlich für andere Dinge gedacht“.
Gleichzeitig, so die beiden Kammerpräsidenten in ihrer Kritik weiter, sei der Lebensunterhalt vieler Ärzte im Praktischen Jahr nicht gesichert. Es sei ein Unding, dass die Arbeitskraft eines PJler nicht entsprechend bezahlt werde. Schließlich sei es bei einem Arbeitspensum von 40 Stunden und mehr in der Woche unmöglich, zusätzlich Geld zu verdienen. Ein Nebenjob würde außerdem zu Lasten eines engagierten Praktischen Jahres gehen. „Eine Bezahlung des Arztes im Praktischen Jahr wäre auch ein deutliches Zeichen dafür, dass die Arbeit und der Einsatz der jungen Ärztinnen und Ärzte geschätzt werden.“
Die Ärztekammer Westfalen-Lippe unterstützt den Protest des Hartmannbundes am heutigen Tag (13. Juni) in Berlin, bei dem sich der Verband der Ärzte Deutschlands für eine Vergütung der Ärzte im Praktischen Jahr sowie eine bessere inhaltliche Umsetzung des Praktischen Jahres einsetzt.