Nach Auffassung von Ingo Zenkner, Chef der neu fusionierten Arbeitsagentur Karlsruhe-Rastatt, zeigt sich der Arbeitsmarkt robust, er verliert jedoch an Dynamik. Erste Zeichen, die darauf hindeuten, dass er stärker unter dem Einfluss der sich abschwächenden Konjunktur gerät, seien erkennbar. So gibt es mehr Arbeitslose als noch im Vorjahr und die Zahl der gemeldeten Stellen liegt unter dem Vorjahresniveau.
"Die Euro-Schuldenkrise hat zu Unsicherheit auf Seiten der Unternehmen geführt. Ich kann nicht ausschließen, dass es in den nächsten Wochen und Monaten zu einer kleinen "Durststrecke" kommen kann aber entscheidende Veränderungen sehe ich derzeit noch nicht. Die Unternehmen wissen, dass Fachkräfte knapp sind. Sie werden daher alles tun, um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten.
Der Arbeitsmarkt im Überblick
21.015 Frauen und Männer sind in der Region mittlerer Oberrhein derzeit ohne Arbeit; 585 oder 2,7 Prozent weniger als im September. Die Jüngeren (15 bis unter 25 Jahre) profitierten erneut am stärksten. Auffällig aber durchaus saisontypisch: Die Zahl der arbeitslosen Frauen ging stärker zurück als die der Männer. Das liegt daran, dass der Einzelhandel schon jetzt verstärkt Kräfte für das Weihnachtsgeschäft sucht. 51,3 Prozent aller Arbeitslosen sind Männer (absolut: 10.785). Der Frauenanteil liegt mit 10.230 arbeitslosen Frauen bei 48,7 Prozent.
Der Rückgang verteilt sich auf beide Rechtskreise - Sozialgesetzbuch III (SGB III) und Sozialgesetzbuch II (SGB II). Durch konsequente Betreuung konnte die Zahl der Personen, die die steuerfinanzierte Grundsicherungsleistung (Hartz IV) erhalten, in den vergangenen vier Wochen um rund 250; gegenüber dem letzten Oktober um knapp 300, gesenkt werden.
Insgesamt sind 12.340 Frauen und Männer oder 58,7 Prozent aller Arbeitslosen aus der Region mittlerer Oberrhein auf die Leistungen zur Grundsicherung (SGB II) angewiesen.
Die Arbeitslosenquote ist um einen Zehntelprozentpunkt gesunken. Mit aktuell 3,9 Prozent liegt sie auf Vorjahresniveau und um 0,1 Prozent über dem Landesdurchschnitt.
Um den Arbeitsmarkt aussagekräftig beurteilen zu können, ist ein Blick auf seine Bewegungen erforderlich. Über 12.850 Bewegungen (Zugänge und Abmeldungen aus der Arbeitslosigkeit) registriert die Arbeitsagentur Karlsruhe-Rastatt im Oktober. Dabei überwog die Zahl der Abmeldungen. 6.580 Menschen der Region konnten in den letzten vier Wochen aus der Arbeitslosigkeit abgemeldet werden.
Gleichzeitig mussten sich im Oktober aber auch genau 6.000 Frauen und Männer neu oder wieder arbeitslos melden; das sind knapp 500 mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.
Die Arbeitskräftenachfrage ist rückläufig, bewegt sich aber noch immer nahe dem guten Vorjahresniveau. Der Arbeitgeber-Service akquirierte im Berichtsmonat gut 1.750 neue Stellen. Das entspricht gegenüber dem Vorjahresmonat einem Rückgang um 86 oder 4,7 Prozent.
Den größten Bedarf nach Branchen meldeten: unternehmensnahe Dienstleistungen (650 Stellen), der Handel (245), Verarbeitendes Gewerbe (160), Gesundheits- und Sozialwesen (129) und das Gastgewerbe (100). Ende September lagen der Agentur für Arbeit Karlsruhe-Rastatt rund 5.930 Aufträge zur Stellenbesetzung vor.
Daten zum Ausbildungsstellenmarkt stehen diesen Monat nicht zur Verfügung. Am 05. November werden bundesweit die Ergebnisse des Berufsberatungsjahres 2011/2012 veröffentlicht.
In eigener Sache:
Die beiden Agenturen für Arbeit Karlsruhe und Rastatt haben zum 1.Oktober 2012. fusioniert. Die neue Agentur trägt den Namen Agentur für Arbeit Karlsruhe-Rastatt. Die Geschäftsführung hat ihren Sitz in Karlsruhe. Den Vorsitz der Geschäftsführung hat Ingo Zenkner übernommen.
"Durch die Fusion können wir unsere Aufgaben, die keinen direkten Kontakt mit den Kunden erfordern, besser zusammenfassen und gebündelt bearbeiten. Für unsere Kunden, ob Arbeitsuchende, Ausbildungssuchende oder Arbeitgeber, ändert sich nichts. Sie finden weiterhin ihre Ansprechpartner direkt vor Ort", sagt Zenkner.