Ingo Zenkner, Chef der Karlsruher Arbeitsagentur, sagt zum aktuellen Arbeitsmarktgeschehen:
"Konjunkturell gesehen haben wir derzeit einen gesunden und stabilen Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Aber die Arbeitslosigkeit in unsere Region hat sich verändert. Sie ist zunehmend von strukturellen Problemen geprägt. Das bedeutet, nur über eine gute berufliche Erstausbildung als Fundament sowie permanente berufliche Weiterbildung unter dem Stichwort "lebenslanges Lernen" können wir diesen Herausforderungen begegnen. Unabhängig von Beruf und Alter war es noch nie so wichtig wie heute, seine Kenntnisse nicht veralten zu lassen.
Unsere Arbeitswelt dreht sich immer schneller, sie wird immer globaler. Die Innovationszyklen werden immer kürzer und gleichzeitig geht uns langsam der Nachwuchs aus. Fachkräfte mit der Bereitschaft und der Fähigkeit, sich ständig auf neue berufliche Anforderungen einzustellen, haben aktuell und zukünftig die besten Aussichten auf dem Arbeitsmarkt. Das heißt aber auch, wer sich diesen Herausforderungen nicht stellt, wird in Zukunft trotz erhöhtem Fachkräftebedarf und guter wirtschaftlicher Lage nahezu keine Chancen erhalten und auf der Strecke bleiben. Wer heute keine Ausbildung absolviert, handelt in meinen Augen grob fahrlässig."
Der Arbeitsmarkt im Überblick
Im Mai ist die Arbeitslosigkeit erneut zurückgegangen. 15.826 Frauen und Männer sind aktuell ohne Arbeit - 565 oder 3,4, Prozent weniger als vor einem Monat und 15,1 Prozent oder 2.804 weniger als vor einem Jahr.
Mit gezieltem Umsetzen von "Fördern und Fordern" konnte die Zahl der Personen, die die steuerfinanzierte Grundsicherungsleistung (Hartz IV) erhalten, gegenüber dem Vormonat um gut 230 - gegenüber dem Vorjahr um 850 - gesenkt werden.
"Ein Wert, hinter dem deutlich mehr steckt als es auf den ersten Blick scheint. Ein Großteil dieser Menschen hat keine Ausbildung und ist schon länger arbeitslos. Sie haben ohne weitreichende Unterstützungsangebote, auch bei einem stabilen Arbeitsmarkt, nur geringe Chancen auf eine Einmündung. Doch jede Chance muss jetzt genutzt werden. Wir müssen noch intensiver mit den Arbeitgebern reden und Überzeugungsarbeit leisten. Auch wer längere Zeit vom Arbeitsmarktgeschehen entfernt war, hat nicht nur Vermittlungshemmnisse, sondern auch Stärken. Unser Ziel ist es, in diesem Jahr 1.000 Menschen aus der Grundsicherung heraus und näher an den Arbeitsmarkt zubringen", so Zenkner
- Im Mai erhielten 9.722 Frauen und Männer oder 61,4 Prozent aller Arbeitslosen aus dem Stadt- und Landkreis Karlsruhe Leistungen zur Grundsicherung (SGB II).
In der Stadt Karlsruhe sind jetzt genau 6.160 Personen (- 60) oder 71,6 Prozent aller arbeitslosen Menschen SGB-II-Kunden. Im Landkreis Karlsruhe erhalten jetzt 3.560 Personen (- 172) die Leistung der Grundsicherung; der Anteil hier: 49,2 Prozent.
- Die Arbeitslosenquote ist um zwei Zehntelprozentpunkte gesunken. Mit aktuell 4,2 Prozent liegt sie weiterhin 0,2 Prozent über dem Landesdurchschnitt. Vor einem Jahr lag sie noch bei 4,9 Prozent.
- Auch auf einem stabilen Arbeitsmarkt gibt es viel Bewegung. Erneut gab es mehr Abmeldungen aus der Arbeitslosigkeit als Neuzugänge. Im Mai meldeten sich 4.275 Frauen und Männer (neu oder erneut) arbeitslos, das waren gut 310 weniger als im April und knapp 520 weniger als im letzten Mai. Gleichzeitig beendeten 4.840 Personen ihre Arbeitslosigkeit.
- Im Berichtsmonat wurden dem Arbeitgeberservice 1.580 neue Arbeitsstellen gemeldet; 14,7 Prozent mehr als vor einem Jahr. Seit Jahresbeginn sind über 7.590 neue Stellen eingegangen, 29,0 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das Gesamtangebot im Bezirk der Agentur für Arbeit Karlsruhe liegt derzeit bei 3.690; eine Steigerung um 47,5 Prozent gegenüber Mai 2010.
- Der Ausbildungsmarkt ist weiterhin kräftig in Bewegung. Auch der erfolgreiche Verlauf beim diesjährigen Tag des Ausbildungsplatzes brachte noch zusätzliche Ausbildungsstellen (wir berichteten).
"Die Unternehmen planen zukunftsorientiert und wissen, dass die Azubis von heute die Fachkräfte von morgen sind. Gleichzeitig ermöglicht jede zusätzlich gewonnene Stelle einem weiteren jungen Menschen den Start ins Berufsleben", sagt Zenkner. Im laufenden Berichtsjahr (seit Oktober letzten Jahres) meldeten die Arbeitgeber 3.295 Ausbildungsstellen; Parallel suchen 3.200 jungen Menschen mit Hilfe der Berufsberatung eine Ausbildungsstelle für diesen Herbst.