Das Beispiel von Giuseppe Garripoli zeigt, was selbst mit einer schweren Behinderung möglich ist, wenn alle an einem Strang ziehen. Der 28-Jährige ist an den Rollstuhl gebunden und hat zusätzlich eine Sprach-störung. Die Kommunikation erfolgt mit Hilfe eines Sprachcomputers. Für ihn jedoch kein Grund, auf eine gute Schul- und Berufsausbildung zu verzichten.
So startete der gebürtige Italiener nach seiner Fachhochschulreife - mit Unterstützung der Agentur für Arbeit Karlsruhe-Rastatt und des Berufsbildungswerkes in Neckargemünd - eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Regelmäßige Praktika in Ausbildungsbetrieben, um das Erlernte auch praktisch anwenden zu können, komplettieren die Berufsausbildung.
Für den jungen Mann stand fest "kein Abschluss ohne Anschluss", aber er fand zunächst keinen geeigneten Arbeitsplatz und war arbeitslos.
Im Karlsruher Institut für Technologie (KIT) erhielt er die Chance, ein dreimonatiges Praktikum zu absolvieren. Während der Praktikumszeit überzeugte er die Personalverantwortlichen fachlich aber auch menschlich, so dass er im Anschluss einen Arbeitsvertrag bekam. Seit November arbeitet er als fester Mitarbeiter im anspruchsvollen Bereich Controlling.
Ohne das Engagement der Vertrauensperson für schwerbehinderte Menschen im KIT, Angelika Ratzel, den umfangreichen Förderungen der Agentur für Arbeit - einschließlich dem beauftragten Bildungsträger Initial - und natürlich dem starken Willen und Können von Giuseppe Garripoli wäre eine Arbeitsaufnahme so schnell nicht zustande gekommen.
"Ich freue mich sehr, denn ich habe hier mein berufliches Glück gefunden und bin stolz, dass ich bei einer weltweit führenden Forschungseinrichtung im Technologiebereich arbeiten darf. Hier kann ich mein erlerntes Wissen unter Beweis stellen, werde gebraucht und kann mein Geld selbst verdienen. Dadurch habe ich die Möglichkeit, ein selbstbestimmtes Leben zu führen", sagt Giuseppe Garripoli mit Hilfe seines Sprachcomputers.
Das KIT engagiert sich sehr, wenn es um berufliche Chancen für Menschen mit Behinderungen geht. Auch die Schwester des neuen Mitarbeiters, die ebenfalls mehrere Handicaps hat, arbeitet seit längerem im KIT.
Woher die Bereitschaft kommt, Menschen mit Behinderung einzustellen, erklärt Angelika Ratzel: "Unser Grundsatz lautet: Klasse vor Masse. Unsere Arbeit erfordert Gründlichkeit, Zuverlässigkeit und korrektes Arbeiten. Und genau diese Eigenschaften bringen behinderte Menschen oft verstärkt mit. Giuseppe Garripoli ist bei uns, weil er gute Arbeit verrichtet, ein hohes Engagement zeigt, eine extrem positive Lebenseinstellung mitbringt und gut ins Team passt. Wenn er Im Arbeitsalltag Hilfe benötige unterstützen ihn seine Kolleginnen und Kollegen gerne. Durch ihn sehen Gesunde ihre eigenen Bedürfnisse und Probleme oft aus einem anderen Blickwinkel und das sorgt für ein gutes Klima".