"Dies ist eine gute Nachricht, zumal die anhaltende Finanzkrise in der Eurozone vermehrt zu Negativmeldungen führt. Im Moment kann ich nur beschreiben, was ich sehe. Trotz nachlassender Dynamik in der Wirtschaft entwickelt sich der Arbeitsmarkt in unserer Region weiterhin gut. Viele Anzeichen sprechen dafür, dass sich die positive Entwicklung auch in den nächsten Monaten fortsetzt. Künftig wird der zunehmende Bedarf an Fachkräften den Markt bestimmen. Wir sehen uns als erster Dienstleister des Arbeitsmarktes in der Verpflichtung, Wege und Mittel aufzuzeigen, um dieser Herausforderung zu begegnen.
Aber trotz niedriger Arbeitslosigkeit gibt es noch ungenutzte Potentiale. Dies beginnt bei schwächeren Jugendlichen, die noch einen Ausbildungsplatz suchen, umfasst aber auch Frauen, denen es bisher nicht gelang, Beruf und Familie zu vereinbaren. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang auch schwerbehinderte Menschen, die gerne auf einem Arbeitsplatz ihre Kompetenz unter Beweis stellen würden", bewertet Ingo Zenkner, der Vorsitzende der Arbeitsagentur Karlsruhe, die aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt in der Region.
Der Arbeitsmarkt im Überblick
Genau 15.000 Frauen und Männer sind derzeit ohne Arbeit; 446 oder 3,0 Prozent weniger als im September und 1.963 weniger als vor einem Jahr. Bei allen Personengruppen ging die Arbeitslosigkeit zurück. Die Jüngeren (15 bis unter 25 Jahre) profitierten erneut am stärksten.
Auffällig aber durchaus saisontypisch: Die Zahl der arbeitslosen Frauen ging stärker zurück als die der Männer. Das liegt daran, dass der Einzelhandel schon jetzt verstärkt Kräfte für das Weihnachtsgeschäft sucht. 52,1 Prozent aller Arbeitslosen sind Männer (absolut: 7.812). Der Frauenanteil liegt mit 7.188 arbeitslosen Frauen bei 47,9 Prozent.
Der Rückgang verteilt sich auf beide Rechtskreise - Sozialgesetzbuch III (SGB III) und Sozialgesetzbuch II (SGB II). Durch konsequente Betreuung konnte die Zahl der Personen, die die steuerfinanzierte Grundsicherungsleistung (Hartz IV) erhalten, in den vergangenen vier Wochen um rund 250; gegenüber dem letzten Oktober um knapp 700 gesenkt werden.
Aber immer noch sind 9.266 Frauen und Männer oder 61,8 Prozent aller Arbeitslosen aus dem Stadt- und Landkreis Karlsruhe auf die Leistungen zur Grundsicherung (SGB II) angewiesen. Dabei liegt der Anteil in der Stadt Karlsruhe mit 73,0 Prozent oder 5.900 Personen deutlich höher als im Landkreis. Dort erhalten jetzt 3.365 Personen die Leistung der Grundsicherung; der Anteil hier: 48,6 Prozent.
Die Arbeitslosenquote ist um einen Zehntelprozentpunkt gesunken. Mit aktuell 4,0 Prozent liegt sie weiterhin um 0,3 Prozent über dem Landesdurchschnitt. Vor einem Jahr lag sie noch bei 4,5 Prozent. Die Entwicklung in den einzelnen Geschäftsstellen ist dabei sehr unterschiedlich. Vier der fünf Geschäftsstellen können zwischenzeitlich eine Drei vor dem Komma bekanntgeben. Dabei liegt Ettlingen mit 3,0 Prozent an der Spitze, gefolgt von Waghäusel mit 3,1 Prozent. In Bretten und Bruchsal liegt die Quote bei 3,5 Prozent. Die Hauptagentur meldet eine Quote von 4,5 Prozent.
Arbeitslosigkeit ist kein starrer Block. Um den Arbeitsmarkt aussagekräftig beurteilen zu können, ist ein Blick auf seine Bewegungen erforderlich. Rund 8.680 Bewegungen (Zugänge und Abmeldungen aus der Arbeitslosigkeit) registriert die Arbeitsagentur im Oktober. Dabei überwog erneut die Zahl der Abmeldungen. 4.570 Menschen der Region konnten in den letzten vier Wochen aus der Arbeitslosigkeit abgemeldet werden.
Gleichzeitig mussten sich im Oktober aber auch knapp 4.110 Frauen und Männer bei einer der fünf Agenturgeschäftsstellen in Karlsruhe, Bretten, Bruchsal, Ettlingen, Waghäusel oder im JobCenter Stadt Karlsruhe neu oder wieder arbeitslos melden; das sind knapp 800 weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.
Der Arbeitsmarkt der Region wird mit der Ausweisung der Unterbeschäftigung umfassend und transparent dargestellt. Zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen umfasst die Unterbeschäftigung im Agenturbezirk Karlsruhe weitere 1.890 Personen, die sich beispielsweise im Rahmen von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmengefördert werden. "Die Unterbeschäftigung ist gegenüber dem Vorjahresmonat um gut 11,3 Prozent gesunken. Damit ist der Rückgang nahezu genauso hoch wie der Abbau der Arbeitslosigkeit. Das ist ein Indiz dafür, dass der Rückgang der Arbeitslosigkeit auf konjunkturelle Effekte und nicht auf einen verstärkten Einsatz arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen zurückzuführen ist", erklärt Zenkner.
Die Einstellungsbereitschaft der regionalen Unternehmen stagniert im Moment. Seit Jahresbeginn meldeten die regionalen Arbeitgeber dem Arbeitgeberservice 15.610 neue Stellenangebote. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies ein Zuwachs von 13,9 Prozent oder 1.090 freien Stellen.
Daten zum Ausbildungsstellenmarkt stehen diesen Monat nicht zur Verfügung. Am 07. November werden bundesweit die Ergebnisse des Berufsberatungsjahres 2010/2011 veröffentlicht.