"Mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit habe ich gerechnet. Er ist deutlich aber nicht überraschend, sondern für diese Jahreszeit üblich", sagt Ingo Zenkner, der Vorsitzende der Agentur für Arbeit Karlsruhe-Rastatt, bei Vorlage der aktuellen Daten und nennt die Gründe:
"Im Januar werden die Entlassungen zum 31. Dezember wirksam und das ist nach wie vor der größte Kündigungstermin im Jahr. Gleichzeitig laufen zum Jahresende viele befristete Verträge aus. Zudem enden die zweieinhalb- und dreieinhalbjährigen Berufsausbildungen. Hinzu kommt noch, dass trotz des bisher relativ milden Winters in einigen Außenberufen nicht gearbeitet werden konnte. Das erklärt auch die überdurchschnittliche Zunahme der Männerarbeitslosigkeit".
23.520 Frauen und Männer im Stadt- und Landkreis Karlsruhe sind jetzt ohne Arbeit. Das sind 1.753 mehr als im Dezember und 650 mehr als vor einem Jahr.
Der Blick auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Rechtskreisen zeigt, dass die Versicherungskunden wesentlich stärker vom Anstieg betroffen waren. Unter den 23.520 arbeitslosen Frauen und Männern waren 10.392 Versicherungskunden - also SGB-III-Kunden. 12,9 Prozent mehr als im Vormonat.
Im Verhältnis weniger stark angestiegen die Zahl der Menschen, die Arbeitslosengeld II erhielten. 13.128 Personen - und damit 566 mehr als im Dezember - beziehen jetzt die steuerfinanzierten Grundsicherungsleistungen.
Im Berichtsmonat waren 2.070 Arbeitslose unter 25 Jahre alt. Gegenüber dem Vormonat bedeutet dies eine Steigerung von 275. Dieser Anstieg ist nicht ungewöhnlich, da das Ende der zusätzlichen, speziell für junge Menschen eingerichteten, arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und das Auslaufen der zweieinhalb- und dreieinhalb-jährigen Berufsausbildungen in den Berichtszeitraum fällt.
In vielen Fällen handelt es sich bei diesem Personenkreis um eine kurz andauernde Fluktuationsarbeitslosigkeit. Das Risiko, arbeitslos zu werden, besteht hauptsächlich an den beiden Schwellen des Übergangs von der Schule zur Ausbildung und der Ausbildung zum Beruf.
Ohne Berufsausbildung verfestigt sich die Arbeitslosigkeit. Deshalb richtet die Arbeitsagentur Karlsruhe-Rastatt auch im Jahr 2014 ihr Augenmerk verstärkt auf die jüngeren Bewerber/innen bis unter 35 Jahren.
Mit ihrer Initiative "AusBildung wird was - Spätstarter gesucht" will sie junge Erwachsene ohne berufliche Ausbildung motivieren und ihnen die Möglichkeit auf einen qualifizierten Abschluss eröffnen.
Rund 200 Personen konnten bereits für das Nachholen eines beruflichen Abschlusses gewonnen werden. Sie stehen danach als Fachkräfte zur Verfügung.
Wie jedes Jahr um diese Zeit gab es bei den arbeitslosen Männern saisonüblich eine deutliche Zunahme. Die Entwicklung lässt sich in erster Linie dadurch erklären, dass überwiegend männliche Arbeitskräfte in witterungsbedingten Berufen tätig sind. Auch wenn der Winter in unserer Region bisher von Eis und Schnee verschont blieb, gab es in einzelnen Außenberufen, bedingt durch das zeitweise nasskalte Wetter, Arbeitsausfälle.
Um den Arbeitsmarkt aussagekräftig beurteilen zu können, ist ein Blick auf seine Bewegungen erforderlich. Im Januar registriert die Arbeitsagentur Karlsruhe-Rastatt stets die stärksten Neuzugänge in die Arbeitslosigkeit.
In den vergangenen vier Wochen meldeten sich 6.412 Personen bei einer der neun Agenturgeschäftsstellen oder in einem der JobCenter (neu oder erneut) arbeitslos. Das waren rund 1.160 mehr als im Dezember und nahezu gleich viele wie vor einem Jahr.
Die Arbeitslosigkeit hat im Januar auch deshalb zugenommen, weil weniger Personen im Vergleich zum Vormonat ihre Arbeitslosigkeit beenden konnten.
Insgesamt 4.655 Personen wurden im Berichtszeitraum abgemeldet. Sie haben jetzt wieder Arbeit, absolvieren eine berufliche Weiterbildung oder besuchen eine betriebliche/schulische Ausbildung. Ein Teil hat sich aus persönlichen Gründen aus dem Arbeitsmarktgeschehen zurückgezogen.
Trotz Feiertage und Jahreswechsel konnte der Arbeitgeberservice 1.490 neue Stellenangebote akquirieren und damit 225 mehr als im letzten Jahr zur gleichen Zeit.
Das aktuelle Gesamtangebot beträgt nun 4.468.
Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den neun Geschäftsstellen
Alle Agenturen mussten im Vergleich zum Vormonat einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen melden. Gegenüber dem Vorjahr gab es unterschiedliche Entwicklungen.
Hauptagentur Karlsruhe:
Im Bezirk der Hauptagentur Karlsruhe waren am Ende des Berichtsmonats 10.746 Frauen und Männer ohne Arbeit. Das waren 726 mehr als im Dezember. Dadurch stieg die Arbeitslosenquote um 0,2 Prozent auf 5,0 Prozent. Sie liegt um einen Zehntelprozentpunkt unter dem Vorjahreswert.
Im Januar meldeten sich in der Karlsruher Hauptagentur oder bei den ansässigen Jobcentern 2.856 Personen neu oder wieder arbeitslos; deutlich mehr als im November aber auch 77 weniger als vor einem Jahr.
Im Gegenzug konnten 2.126 Frauen und Männer ihre Arbeitslosigkeit beenden. Die Abmeldungen aus der Arbeitslosigkeit gingen gegenüber dem Vormonat um knapp 200 zurück. Im Vergleich zum Vorjahr konnten 55 Personen mehr ihre Arbeitslosigkeit beenden. Der Karlsruher Arbeitgeberservice akquirierte rund 590 neue Arbeitsstellen; nahezu gleich viele wie vor einem Jahr. Das Gesamtangebot liegt nun bei 1.760 Vakanzen.
Mittelbadischen Geschäftsstellen
Zum Jahresbeginn hat die Arbeitslosigkeit in Mittelbaden saisonbedingt zugenommen. 6.504 Frauen und Männer waren im Berichtsmonat ohne Arbeit. Das sind rund 490 mehr als im Dezember. Die Arbeitslosenquote stieg dadurch um vier Zehntelprozentpunkte auf 4,2 Prozent an. Sie liegt aber weiterhin im Landesdurchschnitt. Die Nachfrage der regionalen Arbeitgeber lag deutlich über dem Vorjahresniveau. Der Arbeitgeberservice konnte 490 (VJ 360) Stellenangebote akquirieren. Dadurch hat sich das Gesamtangebot auf 1.496 freie Stellen erhöht.
In Baden-Baden ist die Arbeitslosigkeit um 87 auf 1.592 Personen gestiegen. Die Arbeitslosenquote stieg im Verhältnis zum Vormonat und zum Vorjahr um drei Zehntelprozentpunkte auf 5,9 Prozent.
Im Januar mussten sich in Baden-Baden 344 Frauen und Männer neu oder wieder arbeitslos melden. 50 mehr als im Vormonat aber auch 25 weniger als im letzten Januar. Gleichzeitig konnten sich 258 Personen aus der Arbeitslosigkeit abmelden; gut 30 mehr als im Vorjahr.
In der Geschäftsstelle Bühl ist die Arbeitslosenquote um 0,2 Prozent angestiegen. Mit 3,0 Prozent ist dies aber weiterhin die niedrigste Arbeitslosenquote im Gesamtbezirk. Die Zahl der arbeitslosen Menschen ist sowohl im Monats- als auch im Jahresvergleich gestiegen. Im Januar waren hier 1.051 Menschen arbeitslos gemeldet.
Mit 251 blieb die Zahl der Menschen, die Ihre Arbeitslosigkeit beenden konnten, im Monats- wie auch im Jahresvergleich nahezu unverändert.
Im Gegenzug meldeten sich 325 Frauen und Männer neu arbeitslos, 22 weniger als vor einem Jahr. Auch die Kräftenachfrage hat zugenommen. 155 Vakanzen und damit 62 mehr als im Vormonat wurden von den Arbeitgebern in den vergangenen vier Wochen gemeldet.
Gaggenau konnte als einzige Geschäftsstelle im gesamten Bezirk der Agentur für Arbeit Karlsruhe-Rastatt einen Rückgang der Arbeitslosenzahlen und der Arbeitslosenquote im Jahresvergleich melden.
982 Frauen und Männer waren zum Stichtag ohne Arbeit. 43 weniger als vor einem Jahr. Im Monatsvergleich gab es saisonbedingt einen Anstieg von 111 Arbeitslosen.
Dadurch ist die Arbeitslosenquote um 0,4 auf 3,2 Prozent angestiegen. Vor einem Jahr lag sie noch 3,4 Prozent.
Die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften ist auf 43 angestiegen. Das Gesamtangebot an freien Stellen beläuft sich derzeit auf 128 Vakanzen.
Auch in der Geschäftsstelle Rastatt gab es im Vergleich zum Vormonat mehr Arbeitslose. Im ersten Monat des Jahres 2014 waren hier 2.776 Menschen arbeitslos gemeldet, 210 mehr als vor einem Monat.
Die Arbeitslosenquote ist um vier Zehntelprozentpunkte auf 4,7 Prozent angestiegen. Dabei meldeten sich im Berichtszeitraum 743 Personen neu oder wieder arbeitslos. Gleichzeitig konnten 521 Frauen und Männer aus der Arbeitslosigkeit abgemeldet werden.
Die Rastatter Arbeitgeber suchten mit Hilfe der Arbeitsagentur etwa genauso viele neue Arbeitskräfte wie im vergangenen Monat. 169 Stellen wurden dem Arbeitgeberservice gemeldet, das waren 20 Angebote mehr als im Vorjahr. Das Gesamtangebot blieb mit 563 ebenfalls konstant.
Geschäftsstellen im Landkreis Karlsruhe
Alle Geschäftsstellen im Landkreis Karlsruhe melden mehr arbeitslose Menschen. Den prozentual höchsten Anstieg gab es in Ettlingen.
In Bretten ist die Arbeitslosigkeit um 86 auf 1.131 Personen gestiegen. Das waren 28 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote veränderte sich dadurch um 0,3 Prozent. Sie liegt jetzt mit 4,1 Prozent genauso hoch wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Knapp 300 Frauen und Männer mussten sich im Berichtsmonat neu oder erneut arbeitslos melden, das waren 12 weniger als vor einem Jahr. 213 Personen - und damit fast gleich viele wie im letzten Januar - konnten ihre Arbeitslosigkeit beenden.
Die Arbeitgeber aus der Region Bretten benötigten neue Arbeitskräfte in der Größenordnung des Vormonats. 78 freie Stellen konnte der Arbeitgeberservice aufnehmen; 23 mehr als im vor einem Jahr.
In Bruchsal ist die Arbeitslosigkeit zu Jahresbeginn um knapp 210 angestiegen. 2.496 Frauen und Männer waren zum Stichtag ohne Arbeit. Dadurch veränderte sich die Arbeitslosenquote. Mit 3,8 Prozent liegt sie um 0,3 Prozent höher als im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr blieb sie gleich. In den letzten vier Wochen gab es viel Bewegung auf dem Bruchsaler Arbeitsmarkt. 747 Frauen und Männer kamen um sich neu oder erneut arbeitslos melden; gut 20 Prozent mehr als im Dezember. 540 Personen konnten zeitgleich ihre Arbeitslosigkeit beenden.
Der örtliche Arbeitgeberservice konnte 160 neue Stellenangebote akquirieren. Das sind 28 Vakanzen mehr als im Vorjahr.
Ettlingen musste prozentual den stärksten Anstieg im Landkreis Karlsruhe melden. 1.493 Frauen und Männer waren zum Stichtag arbeitslos; 158 oder 11,8 Prozent mehr als vor einem Monat. Mit aktuell 3,2 Prozent hat Ettlingen aber weiterhin die niedrigste Quote im Landkreis Karlsruhe. Im Gesamtbezirk liegt sie zusammen mit Gaggenau auf Platz zwei hinter Bühl.
In Waghäusel sind aktuell 1.150 Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen. Knapp 40 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich 0,1 Prozent auf 3,5 Prozent. Gegenüber Dezember stieg sie um drei Zehntelprozentpunkte an.
Positiv, der Arbeitgeberservice registrierte im Vergleich zum Vormonat sowie zum Vorjahr ein deutliches Plus an neuen Arbeitsstellen.